Ein Feuer ist in der Nacht zu Donnerstag in der Fährstraße ausgebrochen. Die Dachstühle der Mehrfamilienhäuser Fährstraße 55 und 57 standen in Flammen, mehrere Wohnungen wurden schwer beschädigt. Die Bewohner der Häuser Fährstraße 57, 55 und 53 wurden gegen 2:45 Uhr von der Polizei geweckt und mussten ihre Wohnungen sofort verlassen. Bei dem Rettungseinsatz verletzten sich zwei Feuerwehrmänner, ansonsten kam niemand körperlich zu schaden. Die Brandermittler des Landeskriminalamts (LKA) gehen davon aus, dass ein technischer Defekt in der elektrischen Verkabelung einer Wohnung den Brand ausgelöst hat. Nach Angaben von Mieterinnen sind die Gebäude schon seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand. Die Grundstücksgesellschaft Nordelbe, der die Häuser gehören, will sich frühestens am Montag dazu äußern.
Als Polizei und Feuerwehr an dem hufeisenförmigen Gebäudekomplex in der Fährstraße eintrafen, loderten die Flammen bereits aus den Dachstühlen. Sofort weckten die Polizisten die Bewohner und brachten sie in Sicherheit. „Wir mussten in Schlafanzügen auf die Straße, zum Umziehen war keine Zeit“, erzählt eine Mieterin. Wie die Polizei berichtet, fanden die evakuierten Frauen, Männer und Kinder zunächst in einem Großraum-Rettungswagen der Feuerwehr Unterschlupf. Etwa sechs Stunden später durften die Bewohner wieder in ihre Wohnungen, um persönliches Hab und Gut heraus zu holen, wie die Mieterin sagt. Sie selbst durfte ihre Wohnung inzwischen wieder beziehen. In den Häusern 57 und 53 sind offenbar die untersten Stockwerke wieder bewohnbar. Das Haus Nummer 55, das am stärksten verbrannt ist, ist inzwischen eingezäunt und abgesperrt. Außer den Brandermittlern des LKA darf es niemand betreten.
Feuerwehrleute von einstürzender Zwischendecke verletzt
Zwei Feuerwehrmänner verletzten sich während des Rettungseinsatzes in dem brennenden Haus. Die Zwischendecke in einer Wohnung im dritten Stock des Hauses Nummer 55 hatte Feuer gefangen und stürzte ein, als die beiden Männer dort mit ersten Löscharbeiten begonnen hatten. Einer der Feuerwehrmänner brach sich das Bein und trug eine schwere Verletzung des Brustkorbs davon. Er wurde in eine Spezialklinik transportiert. Der andere Feuerwehrmann kam mit einer Wirbelsäulenverletzung ins Krankenhaus.
Noch ist nicht abschließend geklärt, warum das Feuer ausbrach. Die Ermittlungen des LKA dauern an. Dass die Kriminalpolizei den Fall übernommen hat, ist nach Angaben der Polizei Routine und weist nicht zwangsläufig auf eine Straftat hin. Ein Verdacht auf Brandstiftung besteht demnach vorerst nicht. Erste Erkenntnisse deuten vielmehr auf einen technischen Defekt hin: Offenbar waren die elektrischen Leitungen nicht in Ordnung. Wie die Polizei mitteilt, brannte es zuerst in einer Wohnung im dritten Stock. Kurz darauf schlug das Feuer durch die Decke ins Dach durch und griff auf die Nachbarhäuser über.
Mieterinnen beklagen schlechten Zustand der Häuser
Wie Mieterinnen des Gebäudekomplexes berichten, ist die Elektrik in dem Haus schon seit Jahren in einem schlechten Zustand. Eine Bewohnerin des Hauses 57 klagte im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de, der Vermieter lasse das Haus verwahrlosen, treibe aber dennoch die Miete nach oben: „Keine Renovierung, aber jedes Mal mehr Miete.“ Nach ihrer Einschätzung seien die elektrischen Leitungen noch dieselben wie beim Bau des Hauses im Jahr 1959. Eine Nachbarin erzählte, auch sie habe einmal einen Steckdosenbrand in ihrer Wohnung gehabt. Daraufhin sei jedoch nur die Steckdose selbst ausgetauscht worden, die restliche Elektrik sei geblieben. Ihre Wohnung war von dem Brand nicht betroffen, gehört aber zum selben Gebäudekomplex und hat denselben Eigentümer wie die vom Feuer beschädigten Häuser.
Ob die Aussagen der Anwohnerinnen stimmen, ließ sich am Donnerstag nicht mehr überprüfen. Auf Rückfrage von WilhelmsburgOnline.de wollte sich die Grundstücksgesellschaft Nordelbe nicht äußern. Es sei niemand im Haus, der etwas zu dem Brand oder den Gebäuden sagen könne. Erst am Montag seien wieder Ansprechpartner erreichbar, um über den Vorfall Auskunft zu geben.
Notunterkunft für evakuierte Bewohner
Die evakuierten Mieter aus dem Haus Nummer 55 und den benachbarten Wohnungen im dritten Obergeschoss können vorerst nicht nach Hause zurück. Abgesehen von den Brandschäden bestünde sonst die Gefahr, dass Wände und Böden einstürzen. Wie die Polizei auf Anfrage von WilhelmsburgOnline.de sagte, kümmert sich der Vermieter Nordelbe um Unterkünfte für die Mieter.
von Annabel Trautwein
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