Atelierhaus23 will Flüchtlingen Perspektive bieten

Ran an die Farbtöpfe! Raus mit der Kreativität! So lautete das Motto am Tag der offenen Tür am Samstag im Atelierhaus23. Die Besucher hatten wie jedes Jahr beim „Open House“ Gelegenheit, in mehr als 40 Ateliers den Malern, Illustratoren, Designern, Tänzern, Musikern, Bildhauern und Fotografen vom Veringkanal über die Schulter zu schauen und mit ihnen persönlich ins Gespräch zu kommen.

„Ich bin aus meinem Atelier kaum rausgekommen“, sagt Jann Kaune, der sich über die positive Rückmeldung und die hohen Besucherzahlen freut. Doch der Maler aus dem zweiten Stock und seine Kollegen haben nicht nur die einheimischen Wilhelmsburger ins Auge gefasst. Gegenüber auf der Sanitasstraße baut die Stadt gerade ein neues Flüchtlingsheim aus Containern, um circa 130 Asylbewerber aufzunehmen. Als Vorstandsmitglied der selbstverwalteten Künstler-Community spricht sich Jann Kaune deutlich für die Zusammenarbeit mit der Flüchtlingsunterkunft aus: „Was wir in den Nachrichten hören, ist für uns immer so weit weg. Aber diese Menschen wurden aus ihrem Leben heraus gerissen und haben Schlimmes über Monate erlebt. Wir vom Atelierhaus sind bereit, ihnen zu helfen.“

Zusammen mit anderen Institutionen oder Vereinen wie dem Interkulturellen Garten und den Zinnwerken von nebenan planen die Künstler innerhalb der Arbeitsgruppe „Flucht mit Perspektive“ gemeinsame Workshops für die Wilhelmsburger Neuankömmlinge.

Die Keramikerin Carla Binter hat für das Projekt schon konkrete Ideen. Sie möchte mit den Flüchtlingen Skulpturen zum Thema „Ankerplätze“ entwickeln oder wie in der Gretel-Bergmann-Schule einen Willkommensteppich zum Thema „Heimat“ aus Keramikfliesen bauen.

Ihre Künstler-Kollegin Christine Waldbüßer kann sich ebenfalls vorstellen, die Erfahrungen aus der Ganztagsschule auf das Angebot für die Asylbewerber zu übertragen. Unter dem Thema „Ich und Wilhelmsburg“ könne man die Menschen  vielleicht dazu bewegen, etwas von ihrer Herkunft preiszugeben und sich gleichzeitig mit dem neuen Wohnort auseinander zusetzen. Mithilfe eines Stadtplans, Zeitungsausschnitten und Farbe sollen Collagen entstehen, die die Künstler dann in der hauseigenen Galerie ausstellen könnten.

Da es aber bis jetzt noch keine festen Pläne gibt, sollen am 8. Juli bei einem internen Treffen die Ideen der Künstler für Kurse und Finanzierung zusammengetragen werden. Hinzu kommt, dass die Ideengeber die künftigen Nachbarn auch nicht mit den eigenen Bedürfnissen überfallen wollen. „Das sind ja mündige Erwachsene, die zu uns kommen werden“, betont Jann Kaune. „Da müssen wir erst einmal das Vertrauen aufbauen, herausfinden wer sie sind und was sie selbst überhaupt wollen.“

von Constanze Knothe

 

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Kommentare

Eine Antwort zu „Atelierhaus23 will Flüchtlingen Perspektive bieten“

  1. Avatar von Steff
    Steff

    Ich finde das Klasse!

    bei uns In Hagen, Stade  wird nur geschimpft über ankommende Flüchtlinge.

     

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