Was hat die Stadt Hamburg mit der Elbinsel Wilhelmsburg vor? Die Zukunftspläne präsentierte der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am 22. März zur Eröffnung der Internationalen Bauaustellung (IBA) den Fachleuten im Bürgerhaus. Was Olaf Scholz in seiner Grundsatzrede schilderte, betrifft alle Menschen auf der Elbinsel: Tausende Wohnungen sollen gebaut werden, mehr junge Leute sollen nach Wilhelmsburg ziehen, die Insel soll Kult werden. So will es die Stadt. Die Menschen, die heute schon hier leben, sollen daran mitwirken.
Von einem problembehafteten Quartier zum modernen Lebensraum für alle – dieses Bild zeichnete Bürgermeister Olaf Scholz bei seiner Grundsatzrede zur Zukunft Wilhelmsburgs. „Dass die IBA hier stattfindet, ist Ausdruck unserer Entschlossenheit, Probleme anzugehen, bevor sie auftauchen“, sagte er. Hamburgs Süden sei bisher eher ein Transitraum. „Die Herausforderungen an das Zusammenleben zeigen sich hier beispielhaft, oft zugespitzt“, sagte Scholz. Deshalb sei die IBA in Wilhelmsburg genau am richtigen Ort. Die Bauausstellung helfe der wachsenden Stadt Hamburg dabei, die Insel als Stadtteil für die Zukunft zu erschließen. „Es ist ein Glück und keine Bedrohung, dass Menschen zu uns kommen“, sagte der Bürgermeister. Die heute hier lebenden Menschen seien für die Zukunft der Elbinsel aber auch wichtig. „Kaum ein Stadtteil vereint so viele Nationalitäten und Ursprungsländer wie Wilhelmsburg. Diese Vielfalt ist eine wertvolle Quelle für Kreativität, Innovation, internationale Handlungsfähigkeit und damit auch Zukunftsfähigkeit“, sagte Scholz. Welche Rolle Menschen ausländischer Herkunft in Wilhelmsburg künftig spielen sollten, erläuterte er jedoch nicht genau.
Mehr als 5000 neue Wohnungen könnten entstehen
Wilhelmsburg entwickle sich – besonders Dank der IBA – zu einem Stadtteil, in dem die Menschen gerne leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen, sagte der Bürgermeister zum Start des Forums „IBA meets IBA“ im Bürgerhaus. Seit 2007 hätten öffentliche Geldgeber und private Investoren mehr als eine Milliarde Euro in Projekte in Wilhelmsburg, auf der Veddel und im Harburger Binnenhafen gesteckt. „In keinem Stadtteil – mit Ausnahme der neu geschaffenen Hafencity – wurde und wird mehr investiert“, sagte Olaf Scholz.
Besonders wichtig für die Bürgerinnen und Bürger sei das Thema Wohnen. „ Bis zum Ende dieses Jahres werden im Rahmen der IBA bereits 1300 neue Wohnungen entstanden sein“, versprach Scholz. Nach 2013 könnten auf der Veddel, an der Harburger Chaussee, an der Mittelachse Nord und Süd sowie in Wilhelmsburg Mitte weitere rund 3200 Wohneinheiten entstehen. „Insgesamt eröffnet sich für die nächsten Jahre ein Potenzial von mehr als 5000 weiteren Wohneinheiten, daneben können auch noch viele energetische Modernisierungen erfolgen“, kündigte Olaf Scholz an.
Derzeit diskutierten die Planer darüber, wie nach 2013 links und rechts der heutigen Wilhelmsburger Reichsstraße neue Wohngebiete entstehen könnten. „Im Rahmen von IBA-Projekten für die Zeit nach 2013 können da gut 1800 Wohneinheiten entstehen“, sagte der Bürgermeister. Er machte aber deutlich, dass diese Pläne noch nicht entschieden seien. Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße, die für viele Wilhelmsburger ein wichtiges Streitthema ist, hat nach Scholz' Darstellung vor allem positive Folgen: „Eine Barriere durch den Stadtteil wird beseitigt. Die Verkehrssicherheit erhöht sich und die Umweltverträglichkeit steigt, Lärm und andere Emissionen werden reduziert“, sagte er.
Scholz: Wandel hat schon heute positive Folgen
Der Wandel in Wilhelmsburg zeigt laut Scholz schon heute Wirkung: Es ziehen demnach mehr Menschen auf die Elbinsel als von der Elbinsel weg, vor allem junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren. „Auch die soziale Lage verbessert sich – unsere Bildungsoffensive greift“, sagte Scholz. Vor wenigen Jahren habe noch ein Viertel der Schulabgänger keinen Abschluss gemacht, heute sei das nur noch bei jedem siebten der Fall. Heute machten auch mehr Schüler auf den Elbinseln ihr Abitur. Außerdem sei die Arbeitslosenquote gesunken und die Mieten seien – jedenfalls im Vergleich mit den Mietpreisen im gesamten Hamburger Durchschnitt – „nach wie vor gering“.
Bei all diesen Verbesserungen sei es eine Herausforderung für die Planer, Menschen aus Wilhelmsburg zu beteiligen. Das gelinge aber im Rahmen der IBA, sagte Scholz, zum Beispiel im IBA/igs-Beteiligungsgremium, in IBA-Foren und IBA-Laboren. „Das alles steht für eine nie dagewesene Belebung des Stadtteils“, lobte der Bürgermeister.
Olaf Scholz machte auch deutlich: Auch nach der IBA geht die Entwicklung weiter, zumindest in Teilen von Wilhelmsburg. „Die Entwicklung zwischen Spreehafen und Wilhelmsburger Inselpark wird weiter eine zentrale Aufgabe der Hamburger Stadtentwicklung sein“, sagte er. Dabei sollten sich die Bewohner der Elbinsel – etwa im Netzwerk der Wilhelmsburger Initiativen – beteiligen dürfen, auch über den Sommer 2013 hinaus. Er richtete sich auch an die Kritiker von IBA und igs: „Ihnen kann ich versichern: Der Schwung, der von der Internationalen Bauausstellung und auch der Gartenschau ausgeht, ist kein Strohfeuer und auch nicht der Beginn eines Verdrängungsprozesses im Stadtteil.“ Ein attraktives Wilhelmsburg sei eine Bereicherung für die ganze Stadt. „ In Wilhelmsburg und drumherum zu wohnen wird 'in' sein, nicht nur für die Szene der Trendsetter, die bereits jetzt einen neuen Kultstadtteil für sich entdecken“, sagte der Bürgermeister. „Dies sind gute Tage für Wilhelmsburg.“
von Annabel Trautwein
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