Unternehmer am Veringkanal fordern Gleichbehandlung

Der geplante Umzug der Opernwerkstätten nach Wilhelmsburg ist für viele Unternehmer im Stadtteil ein Problem. Mit der Kündigung der Mietverträge für die Standorte Am Veringhof stehen auch die Firmen von Oktay Akkaya und Naim Elezaj vor dem Aus. Ihnen stellt die Sprinkenhof AG keine Ausweichfläche in Aussicht – der Bürogemeinschaft nebenan dagegen schon. Die türkischstämmigen Unternehmer fühlen sich diskriminiert. Die Sprinkenhof AG dagegen sagt, sie wolle allen Mietern dieselben Chancen geben. „Die Herkunft spielt bei uns keine Rolle“, sagt Vorstandssprecher Henning Tants.

Bisher liefen die Geschäfte gut an der Straße Am Veringhof. „Mein Unternehmen wächst“, sagt Oktay Akkaya, der auf dem Gelände mit der Hausnummer 5 mit Autoteilen handelt. Im vergangenen Jahr habe er knapp 1,4 Millionen Euro umgesetzt. „Für die Stadt Hamburg wirkt sich das natürlich auch steuerlich aus“, sagt er. Durch die Gewerbesteuer profitiert sie mit von seinem Erfolg. Auch die Firma Dirik nebenan steht gut da: Laut Inhalber Naim Elezaj setzt sie im Durchschnitt 500.000 Euro pro Jahr um. „Wir sind eine gesunde Firma mit guten Bilanzen. Wir haben jedes Jahr nur Plus gemacht, das kann der Staat gerne prüfen“, sagt er.

Sieben Mitarbeiter beschäftigt Elezaj in seiner Kfz-Werkstatt, die sich auf Lackierarbeiten spezialisiert hat. Es könnten noch mehr sein: „Wir haben auch Anfragen von neuen Kunden und Firmen, die mit uns zusammenarbeiten wollen“, sagt der Unternehmer. Um die Arbeit anzunehmen, müsste die Firma Dirik größer werden. Er würde gerne neue Mitarbeiter einstellen. Seit einem Jahr dürfe und wolle die Firma auch Lehrlinge ausbilden, sagt Naim Elezaj. Dazu brauche er jedoch einen langfristigen Mietvertrag, sonst könne er den Auszubildenden keine Perspektive bieten – und nun liegt erst einmal die Kündigung auf dem Tisch. Am Standort von Oktay Akkaya bedeutet sie für fünf Menschen das Aus, wie der Wilhelmsburger sagt. Er teilt sich das Grundstück mit zwei weiteren Firmen: dem Kfz-Handel Michael Macherski und dem A&B Reifenhandel von Ali Basit und Abid Farooq.

Seit 16 Jahren ist Oktay Akkaya am Veringkanal. „Bevor wir hier waren, war das eine Wiese“, sagt er. Den Boden aufbereiten, Strom verlegen – das alles habe er selbst gemacht. Seit der ursprüngliche Mietvertrag mit der städtischen Sprinkenhof AG ausgelaufen ist, konnte er mit einer Frist von sechs Monaten jederzeit gekündigt werden. „Das ist auch der Grund, warum es hier so aussieht“, sagt Akkaya. Um eine Lagerhalle anstelle der Container und Reifenstapel auf dem Gelände bauen zu lassen, habe ihm die Sicherheit gefehlt. Die Firma Dirik hatte bis Ende 2011 einen festen Mietvertrag. Seit 32 Jahren ist das Unternehmen in Wilhelmsburg, seit 25 Jahren am heutigen Standort. Als 2006 der Vertrag über fünf Jahre geschlossen wurde, hat die Firma laut Inhaber Naim Elezaj mehr als 200.000 Euro investiert. Nun fehle auch ihm die Perspektive.

Sprinkenhof AG bietet Ausweichflächen – aber nicht für alle

Für die kreativen Kleinunternehmer auf dem Nachbargrundstück will die Sprinkenhof AG Ausweichflächen finden – für die Firmen Akkaya und Dirik gebe es jedoch derzeit nichts, schreibt sie in der Kündigung. „Ich finde es ja auch gut, dass den Künstlern eine Ausweichfläche angeboten werden soll“, sagt Oktay Akkaya. „Das finde ich toll. Aber was ist mit den anderen Leuten? Warum werden wir nicht berücksichtigt?“ Im ersten Moment habe er sich diskriminiert gefühlt, sagt er. Naim Elezaj formuliert deutlich, welche Ursache er für die ungleichen Perspektiven sieht: „Weil mein Name nicht deutsch genug klingt. Ich sehe da momentan keinen anderen Grund.“ An wirtschaftlichen Gründen könne es jedenfalls nicht liegen. „Ich zahle Steuern, wir haben immer die Miete gezahlt und nie Probleme gehabt“, sagt er.

„Wir diskriminieren keinen“, sagt dagegen Henning Tants, Vorstandssprecher der Sprinkenhof AG, auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de. Die Herkunft von Mietern spiele überhaupt keine Rolle – schließlich beschäftige die Sprinkenhof AG selbst Menschen mit Migrationshintergrund. Die Liegenschaftsverwaltung sei bemüht, nach und nach allen Betroffenen Ausweichflächen anzubieten. „Wir werden mit allen Gespräche führen“, verspricht Tants.

Die Rücknahme der Kündigung und langfristige Mietverträge – das wollen die Unternehmer bei der Stadt einfordern. Er sei auch bereit, das Gelände zu kaufen, sagt Oktay Akkaya. Wenn all das gar nicht geht, wollen die Firmenchefs zumindest eine Ausweichfläche zur langfristigen Miete bekommen. „Die können mir nicht erzählen, dass Sprinkenhof keine Ausweichfläche hat“, sagt Naim Elezaj. Am Donnerstag wollen er und Oktay Akkaya mit der Finanzbehörde sprechen. Einen Vorschlag haben sie schon: Im Gewerbegebiet an der Rubbertstraße sei noch Platz genug vorhanden.

von Annabel Trautwein

 

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