Unzählige Luftballons in Weiß und Blau sind am Mittwoch über die Elbinsel hinweg gefegt. Losgelassen wurden sie am neuen Bildungszentrum „Tor zur Welt“, das am Nachmittag offiziell eröffnet wurde. Es soll künftig neun Bildungsstätten und Beratungsstellen unter einem Dach vereinen. Ziel des Projekts der Internationalen Bauausstellung (IBA) ist, dass die Bildungsstätten und sozialen Einrichtungen in Zukunft besser zusammenarbeiten können und der Weg ins Berufsleben für alle leichter wird.
Hunderte von Schülerinnen und Schülern drängten sich am Nachmittag vor dem Hauptgebäude an der Krieterstraße. Mittendrin: der erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. So viel Bürgernähe erlebte Olaf Scholz (SPD) auf der Elbinsel wohl schon lange nicht mehr. Besonders die jüngeren Schüler wollten live dabei sein, als er im Beisein von Schulsenator Ties Rabe und IBA-Chef Uli Hellweg die Plakette der Bauausstellung enthüllte. Kein Wunder, dass sich in dem Tumult schon einige Luftballons lösten, noch bevor die Prominenz es zum eigentlichen Eröffnungsakt schaffte. Nach einem kollektiven Countdown schnitt der Bürgermeister das rote Band vor dem Haupthaus entzwei, dann stiegen auch die restlichen Ballons in die Lüfte.
„Das war ein langer Weg zu dieser Schule, die wir heute eröffnen können“, rief Oberbaudirektor Jörn Walter bei seiner Ansprache über die Menge der Schülerinnen und Schüler hinweg. „Ich hoffe, dass sie das Tor öffnet zu einer Welt, in der Lernen Spaß macht!“ Die Kinder der Elbinselschule machen bereits den Praxistest: Sie sind schon vom Koppelstieg an die Krieterstraße umgezogen. Auch die Jungen und Mädchen der Stufen 5 und 6 am Helmut-Schmidt-Gymnasium werden nun in neuen Klassenzimmern unterrichtet, während die älteren sich im sanierten alten Gebäude gegenüber ausbreiten können. Der Neubau kommt bei den Kindern offenbar gut an – auch wenn sich die eine oder der andere bisweilen noch auf dem Weg zum Musikraum oder zum Klo verläuft, wie manche Schüler berichten.
Ziel: Gleiche Chancen auf dem Weg ins Berufsleben
Der Weg ins Berufsleben jedoch soll für die Schüler des neuen Bildungszentrums leichter werden – das versprach der Bürgermeister Olaf Scholz bei seiner Rede in der gerade fertiggestellten Aula. „Keiner und keine soll künftig durch die Maschen des Bildungsnetzes fallen“, sagte er. Unabhängig von Herkunft oder Kontostand der Eltern sollten alle Kinder in Wilhelmsburg die Chance auf eine Ausbildung oder einen Studienplatz bekommen. Nicht nur wegen der Nähe der verschiedenen Bildungsstätten, auch dank der modernen Ausstattung soll das Bildungszentrum „Tor zur Welt“ diese Chancengleichheit ermöglichen. Dazu zählen ein sogenanntes Science Center mit Laboren für Kinder bis zu Klasse 6, eine „Mediale Geowerkstatt“ mit kleinem Planetarium, eine Sporthalle mit Kletterstrecke und eine neue Bibliothek inklusive Selbstlernzentrum. Im sogenannten School & Business Center sollen die Schüler fit werden für die Berufswelt – etwa mit eigenen Schülerfirmen. Insgesamt hat das rund 60 Millionen Euro gekostet. „Dieses Geld ist gut angelegt“, sagte Scholz in seiner Rede. Das „Tor zur Welt“ sei eine der innovativsten Bildungseinrichtungen Deutschlands.
Ob das neue Bildungszentrum all die Zukunftsversprechen einlösen wird, wird sich zeigen. Denn noch gehen dort Handwerker ein und aus: Die Labore sind noch im Bau, ebenso das Berufszentrum und die Außensportanlagen. Bis die Mensa fertig ist, essen die Schüler in der Aula zu Mittag, wo es noch nach frischer Farbe riecht und Kabelstränge an den Wänden hängen. Bis der Neubau eingelebt ist, dauert es noch ein bisschen – mindestens bis zu den Herbstferien.
Auch die Idee von neun Beratungs- und Bildungsstätten unter einem Dach ist noch nicht wahr geworden: Die Inselmütter, die Elternschule, das Theater am Strom, die Volkshochschule, die Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum mit der früheren Sprachheilschule, das Netzwerk Weiterbildung Hamburg und Verikom, der Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung, warten noch immer auf den Umzugstermin. Lange soll es nicht mehr dauern: „Wir können davon ausgehen, dass im Juni alle Nutzer umgezogen sind“, sagt der Projektkoordinator Jörg-Robert Schreiber.
von Annabel Trautwein
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