Opernfundus: Bezirksamtschef soll Lösung suchen

Bedeutet der Umzug des Opernfundus' an den Wilhelmsburger Veringkanal zwangsläufig das Aus für die dort ansässigen Firmen? Oder gibt es eine Lösung, die allen genug Platz lässt? Darüber haben die Politiker der Bezirksversammlung am Donnerstagabend ausgiebig gestritten. Die Fraktionen von SPD und FDP sagen, dass sie den Neubau eines Hochregallagers auf dem Gelände der alten Zinnwerke nicht unterstützen – doch sie wollen auch nicht ausschließen, dass die Wilhelmsburger dem Fundus Platz machen. „Kein Opernfundus Am Veringhof in Wilhelmsburg“, sagen dagegen Grüne, Linke und CDU.

Am Ende der Debatte waren sich SPD und FDP selbst genug: Sie überstimmten ihre Gegner und setzten so ihren Antrag durch. Jetzt soll Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) aktiv werden. Er soll sich dafür einsetzen, dass die Stadt noch einmal prüft, ob es nicht doch bessere Standorte für die neuen Opernstätten gibt als das Gelände am Veringkanal. Sollte die Suche erfolglos bleiben, dann wollen die Politiker von SPD und FDP wissen, warum andere Orte nicht infrage kommen. Außerdem soll Grote sich für mehr Beteiligung im Stadtteil stark machen: Bürger und Politiker in Wilhelmsburg sollen bei einer weiteren Planung des Umzugs von Fundus und Werkstätten auf die Elbinsel mitreden dürfen. Damit der Zug für die jetzigen Mieter am Veringkanal nicht nach der Sommerpause schon abgefahren ist, soll Grote dafür sorgen, dass die Kündigungen der Mietverträge ausgesetzt werden.

Alternative Standorte für die Opernstätten wurden schon einmal gesucht – und auch gefunden. Bei einem Vergleich von Standorten in Billbrook, Moorfleet und Wilhelmsburg war herausgekommen, dass das Gelände am Veringkanal schlechter geeignet ist als die übrigen Flächen. Demnach bietet das Gelände in Wilhelmsburg nicht genug Platz: Der Wunsch von Stadt und Oper, die Werkstätten und die Lager für Kulissen, Masken und Kostüme an einem Ort anzusiedeln, kann hier nicht verwirklicht werden. Zum anderen müsste vor einem Neubau der Boden des alten Zinnwerksgeländes saniert werden. Die Kosten dafür seien nicht einzuschätzen, sagen die Prüfer. In Billbrook und in Moorfleet dagegen fanden sie freie Flächen, die mehr als genug Platz und gute Zufahrtswege für Lkw bieten.

Bezirksamtschef: "Kreativnutzer" sollen bleiben

Nun aber soll zumindest eine dieser Flächen nicht mehr frei sein. Bezirksamtsleiter Andy Grote warf in die Debatte der Bezirksabgeordneten ein, es sei noch offen, ob die Stadt nicht inzwischen andere Pläne für die beiden Standorte habe. Er sei zwar für den Erhalt der Unternehmen am Veringkanal. „Oberste Priorität muss sein, dass die Kreativnutzer dort bleiben“, sagte Grote. Die Frage sei aber, ob das wirklich unvereinbar sei mit dem geplanten Umzug der Opernstätten an den Kanal. Er warb für eine Lösung, bei der alle auf ihre Kosten kommen sollten: Die kreativen Betriebe in den Zinnwerken könnten bleiben, die Oper könnte hinzu kommen und sogar den Stadtteil kulturell bereichern, etwa mit offenen Werkstätten und Probebühnen. Dass laut Machbarkeitsstudie selbst das geräumte Gelände nicht alle Werkstätten beherbergen könnte, ließ der Bezirksamtsleiter außer Acht. Auch die Hanwerksbetriebe Akkaya und Dirik sowie den Getränkehändler Meerkötter erwähnte er nicht.

Bei SPD und FDP fand Grote mit seinen Worten Anklang. Sein Parteikollege Klaus Lübke hielt auch für möglich, dass der Oberbaudirektor das Problem direkt mit den Betroffenen klärt – ohne dass die auf ihre Firmensitze oder die Stadt auf ihr Vorhaben verzichten müsse. Die übrigen Fraktionen jedoch glaubten nicht daran. „An diesem Standort wird es nicht möglich sein, ein bisschen Opernfundus, einen kleineren Opernfundus oder einen gefälligeren Opernfundus zu errichten“, entgegnete Jutta Kodrzynski von den Grünen. Ihr Parteikollege Michael Osterburg stimmte ihr zu: „Dieses Teil wird ein Monstrum.“ Dass Teile der Opernstätten auf umliegende Gelände ausweichen könnten, fand er abwegig. „Wo soll das denn bitteschön in der Nähe hin?“

Grüne, Linke und CDU fordern klares Nein

Auch die Grünen reichten einen Antrag ein. Sie forderten die Bezirksversammlung auf, einen Neubau für den Opernfundus am Standort Am Veringhof eindeutig abzulehnen. Sollte der Neubau überhaupt im Bezirk Mitte errichtet werden, dann müsse ein Hochbaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden. Aus dem Antrag von SPD und FDP übernahmen die Grünen die Forderung, dass die Mietkündigungen der betroffenen Unternehmer ausgesetzt werden sollten. „Der Antrag der Grünen ist klar, kurz, eindeutig“, sagte Andreas Gerhold von der Piratenpartei. Seine Fraktion stimmte dafür. CDU und Linke schlossen sich dem Antrag an, sodass er letztendlich von drei Fraktionen getragen wurde. Jörn Frommann (CDU) kritisierte, dass SPD und FDP die Mieter der alten Zinnwerke als „Zwischennutzer“ bezeichnet hatten. „Was ist eine Zwischennutzung? Da ist ein Ende vorhergesehen“, sagte er. Der Antrag der SPD bereite nur eine Zwischenlösung vor. „Ich kann ja auch verstehen, dass sie nicht gegen ihren Senat angehen wollen“, sagte Renate Hercher-Reis von der Linken.

Letztendlich unterlagen die Oppositionsfraktionen der Stimmenmehrheit von SPD und FDP. Nun ist also der Bezirksamtsleiter am Zug. Dass dessen Vision von einem glücklichen Nebeneinander von Opernfundus und Wilhelmsburger Firmen zumindest fraglich ist, demonstrierte am gleichen Abend in Wilhelmsburg die Sprinkenhof AG. Bei einer Sondersitzung des Sanierungsbeirats wurde ebenfalls über das Thema Opernfundus debattiert – und zwar so heftig, dass nicht nur Zwischenrufe fielen, sondern sogar Tränen flossen. Anlass zu dem Streit bot auch ein Modell, dass die Sprinkenhof AG als Eigentümerin der Fläche Am Veringhof angefertigt hatte. Demnach soll der Neubau vom nördlichen Grundstücksrand der Zinnwerke bis ans südliche Ende des alten Lidl-Parkplatzes reichen. Für die Bürogemeinschaft, den Getränkehändler Meerkötter, den Autoteilehändler Akkaya und seine Mitmieter und die Lackiererei Dirik wäre dann kein Platz mehr.

von Annabel Trautwein

 

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Kommentare

4 Antworten zu „Opernfundus: Bezirksamtschef soll Lösung suchen“

  1. Avatar von Birte

    Der eine Alternativstandort kann von der Stadt teurer vermietet werden, weil er ein sog. Industriegelände ist, was in Hamburg schwer zu kriegen ist und das andere ist bereits weg. Das haben wir gestern hier auf der Insel zu hören gekriegt. Es stecken also ganz klar auch wirtschaftliche Interessen dahinter. Das die FDP auf Bezirksebene nun wieder einknickt, ist ja interessant. Hat sich doch Frau Suding so medienwirksam in die Bresche geworfen. Aber wundert mich nicht. Und worüber wohl keine gerne spricht, sind die enormen Sanierungskosten, die entstehen, da das Gelände mutmaßlich hoch belastet ist. Aber das hat ja dann die Kulturbehörde an der Hacke und die ist Kummer gewohnt.

  2. Avatar von Reinhold
    Reinhold

    Ich habe eine Idee, wie man Druck auf die Stadt ausüben könnte, dass der Opernfundus nicht nach Wilhelmsburg kommt. – Gute Argumente sind offensichtlich sinnlos, also packen wir sie am Geldbeutel, das einzige was sie verstehen. Wir sollten an die Solidarität der Besucher der Oper apellieren und sie direkt ansprechen.

     

  3. Avatar von Frederik
    Frederik

    Die Kulturbehörde ist am Ende eh die doofe, egal wie es ausgeht. Das ist daher schon ein starkes Stück, was Finanzbehörde und Sprinkenhof da treiben. Aber wenn man sie ein wenig kennt, ist es nur allzu klar, wie sie ticken. Frage mich, wo solche Menschen wohnen und was sie umtreibt. Schlimm.

    1. Avatar von Birte

      Die Kulturbehörde ist ja Kummer gewohnt… die haben ja auch die Elbphilharmonie an der Backe…. und in Wihelmsburg düften auch noch viele ungenannte Kosten schlummern, u.a. die aufwendige Bodensanierung, über die niemand spricht

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