Treffpunkt Elbinsel: Wir brauchen mehr Zugang

Wie zugänglich ist Wilhelmsburg? Es könnte besser sein, sagen die Leute vom Treffpunkt Elbinsel, die sich für Menschen mit und ohne Behinderung stark machen. Denn wer im Rollstuhl sitzt, schlecht sieht oder Probleme mit dem Gehen hat, stößt auf im Stadtteil täglich auf Hürden. „Jede Barriere ist eine zu viel“, sagt die Aktion Mensch. Darauf will die Organisation am 5. Mai besonders deutlich hinweisen – zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Schon einen Tag früher hat der Treffpunkt Elbinsel an der Veringstraße mit einem Stand für mehr Zugang geworben.

„Bewusstsein zu schaffen ist immer noch ein ganz wichtiger Punkt“, sagt Tina vom Treffpunkt Elbinsel. Zwar sind einige Gebäude in Wilhelmsburg schon barrierefrei – die Honigfabrik, die Haspa und die Rotehaus-Apotheke zum Beispiel. Doch an vielen anderen Stellen kommen Menschen mit Behinderung nicht weiter. An der S-Bahn-Haltestelle Veddel etwa sei oft der Aufzug kaputt, sagt Tina. „Dann denken die Menschen zuerst, dass das nur Leute betrifft, die mit dem Rollstuhl unterwegs sind.“ Aber auch mit Kinderwagen, Gehwagen oder anderen Hilfsmitteln sind viele ohne Fahrstuhl aufgeschmissen. Auf den Gehsteigen versperren oft parkende Autos den Weg. Oder der Bus hält so weit vom Bordstein entfernt, dass es für körperlich eingeschränkte Fahrgäste schwer wird, ein- und auszusteigen. Selbst die Wohnhäuser sind in Wilhelmsburg üblicherweise nicht barrierefrei – wegen der Sturmflutgefahr sind die meisten Haustüren nur über einige Stufen zu erreichen. „Wilhelmsburg ist deshalb ein wichtiger Stadtteil, um auf Barrierefreiheit aufmerksam zu machen“, sagt Tina.

„Ich habe oft Schwierigkeiten“, erzählt Karin. Ohne Hilfe von anderen geht sie nicht aus dem Haus, seit ihrer Geburt ist sie fast blind. „Ich kann nur die Umrisse sehen, hell und dunkel“, sagt sie. Auch von Freunden und Bekannten weiß sie, was Barrieren im Alltag bedeuten können. „In welche Kneipe kann ich rein, wo kann ich essen gehen? Oft steht man mit dem Rollstuhl draußen. Das ist nicht die feine englische Art, sag ich mal.“ Ihr fällt es schnell auf, wenn Autofahrer rücksichtslos parken – sie stößt buchstäblich darauf. „Da hat mich mal einer angebrüllt: Können Sie nicht aufpassen? Mein Spiegel geht kaputt! Ich sag: Hallo? Wo leben wir hier eigentlich?“

Alle können mithelfen

Wilhelmsburg kann barrierefreier werden, wenn sich die Leute dafür einsetzen, sagt Karin. Mehr Rücksicht beim Parken wäre schon mal ein Anfang. An der Bushaltestelle sollte jemand dem Busfahrer Bescheid geben, wenn Leute Probleme beim Ein- und Aussteigen haben – dafür gibt es Rampen an den Türen. Auch Geschäftsinhaber können ihre Läden mit Rampen zugänglicher machen. Es reicht aber oft schon, wenn alle etwas achtsamer sind und helfen, wo es gewünscht ist. „Wichtig ist, hinzuhören, ob die Leute Hilfe brauchen oder ob sie sich selbst helfen können und wollen“, sagt Ingeborg vom Treffpunkt-Team.

Der Treffpunkt Elbinsel bietet in seinen Räumen an der Fährstraße Kurse, Kulturprogramm und Beratung für Menschen mit und ohne Behinderung an. Neu ist zum Beispiel die Theatergruppe, die sich jeden Donnerstag trifft. Am 29. Mai zeigt der Treffpunkt ab 16 Uhr den Film „Ziemlich beste Freunde“ für einen Euro Eintritt.

von Annabel Trautwein

 

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