Die geplante Stadtautobahn A 26 nimmt Form an: Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hat am Donnerstag die Sieger des Wettbewerbs "A 26 Süderelbebrücke Moorburg" bekannt gegeben. Die deutsch-dänische Planungsgemeinschaft "sbp – WTM – D+W" gewinnt mit ihrem Modell einer Schrägseilbrücke das Preisgeld von 40.000 Euro. Die Brücke soll Teil der Stadtautobahn 26 werden, die im Süden Hamburgs durch Moorburg, die Hohe Schaar und zwischen Kornweide und der Hafenbahn bis zur A 1 geplant ist. Damit steht Wilhelmsburg neben der geplanten Verlegung der Reichsstraße das zweite Autobahnprojekt bevor.
Dass diese Großvorhaben realisiert werden könnten, ohne Anwohner zu beeinträchtigen, ist ausgeschlossen. Senator Horch bezeichnet die Beteiligung von Bürgern und die Rücksichtnahme auf sie und ihre Umwelt dann auch als "selbstverständlich": "Wir gehen nicht mit Lineal und Zeichenbrett nach dem Motto 'Wir bauen mal eine Brücke' an das Ganze heran", beteuert er. Daher habe die Stadt für den Brückenbau einen internationalen Wettbewerb ausgeschrieben, um zwischen den Angeboten verschiedener Ingenieure das Beste auszuwählen. Eines der wichtigsten Kriterien sei eine optimale Lösung für betroffene Wohngebiete.
Das Modell der Sieger sieht eine Brücke mit zwei gut 200 Meter hohen Pfeilern (Pylonen) vor, die dem Design der Köhlbrandbrücke ähneln. Ob das Werk überhaupt gebaut wird, steht jedoch noch gar nicht fest. Zunächst muss das Vorhaben einer Überprüfung des Bundes standhalten. Dem folgt ein Planfeststellungsverfahren. Wenn diese Hürden genommen sind, kann der Brückenbau beginnen und innerhalb von drei Jahren abgeschlossen sein, hofft Wirtschaftssenator Horch. Bis 2019 will er den Anschluss an die A 7 vollenden.
Heftiger Widerstand
Diese Pläne stoßen auf heftigen Widerstand betroffener Bürger. Michael Rothschuh etwa engagiert sich gegen die Stadtautobahnen in Hamburgs Süden. "Die neuen Straßen bringen keine Entlastung, sondern zusätzlichen Verkehr. Das bedeutet für Wilhelmsburg ein reines Abschreckungsprogramm", sagt er. Die Vorteile, die der Stadtteil aus igs und IBA ziehen könne, würden durch die neuen Projekte zunichte gemacht. Im Wilhelmsburger Hauland etwa habe die IBA gerade erst eine Siedlung geplant, von einigen hundert Wohnungen sei möglicherweise die Rede. Die würden aber nicht entstehen, wenn direkt daneben eine Stadtautobahn gebaut würde.
Auch Lärm durch dichten LKW-Verkehr macht Anwohnern Sorge. Immerhin sollen die schwer beladenen Fahrzeuge 30 Prozent des Verkehrsaufkommens auf der A 26 ausmachen – so hat es die Stadt ausgerechnet. Hamburg plant, die Geschwindigkeit deshalb auf 80 km/h zu begrenzen. „Eine verkehrsberuhigte Zone mit 30 km/h daraus zu machen ist nicht möglich“, sagt Senator Horch. „Dann sagt der Bund: Baut die Autobahn doch alleine.“ Der deutsche Staat ist ihm zufolge "Ausführer" des Vorhabens, die Hansestadt nur "Mitgestalter". Für die Kornweide ist im Gespräch, die Autobahn durch Hoch- und Tieflagen zu gestalten. So soll innerhalb der Wohngebiete eine „optimale Verkehrsberuhigung“ möglich sein. Zusätzlich sind Lärmschutzmaßnahmen geplant.
Vielen Anwohnern wäre es dennoch lieber, wenn die Autobahnprojekte nie in die Tat umgesetzt würden. Gehör finden solch kritische Stimmen bisher aber kaum, sagen Bürgerinitiativen wie die "Engagierten Wilhelmsburger". Sie beklagen, dass die Stadt den Bürgern kaum ein Mitspracherecht einräumt. "Die Verantwortlichen scheuen die Konfrontation", sagt Klaus Muhlack, Mitglied der Initiative. Verkehrssenator Horch streitet das ab. "In einem vernünftigen Dialog gibt es immer Lösungen", sagt er. "Aber an Planungen wie bei der A 26 gibt es auch immer Kritik. Manchmal muss das Gemeininteresse dann vor den Einzelinteressen gehen."
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