Was war da los? Stellungnahmen zum Zoff am igs-Tor

Friedlich und fröhlich zog die Demo-Parade Euromayday am 1. Mai durch die Straßen von Wilhelmsburg. Doch am Zaun der internationalen gartenschau (igs) gab es Zoff: Demonstrantinnen und Demonstranten forderten freien Eintritt für alle, verbogen Teile der Absperrung, rüttelten am Eingangstor und warfen mit Blumen. Auf der anderen Seite standen Polizisten in gepanzerter Kluft, die den igs-Zaun mit Schlagstöcken und Pfefferspray verteidigten. Was sollte das? WilhelmsburgOnline.de fragt nach – bei den Machern des Euromayday, der Polizei und der Gartenschau.

Frank John, Mitveranstalter des Euromayday, findet die Reaktion auf die Proteste am igs-Eingang „provinziell bis in die Knochen. Wir haben eine Gartenschau, die so viel Geld gekostet hat, wie sie niemals einspielen wird. Und dann wird hier kleinlich und provinziell – nicht einmal hanseatisch – gekrämert. Auf der Basis wird Hamburg keine Marke werden und sich keine Freunde machen. So wird Hamburg eine vollkommen abgehängte, provinzielle Stadt werden mit einer – in einem Jahr dann leeren – Gartenschau, die niemand mehr bespielen wird.“ Nach seiner Ansicht hat der Polizeieinsatz der Stadt, der Gartenschau, auch der IBA und der Polizei selbst nur geschadet. Zudem kritisiert er, dass nach Wohnort und Stadtteil unterschieden wird, wer wo freien Eintritt bekommen soll. „Meine Meinung wäre: Wir sind alle Bürger dieser Stadt“, sagt Frank John. „Und alle Bürger dieser Stadt haben freien Eintritt, denn es waren ihre Steuergelder, die es bezahlt haben. Das Bürgerrecht ist selbstverständlich unteilbar. Wer es anders will, der spielt ein hundsmiserables Spiel, bei dem wir am Ende Sonderzonen haben, Gates Communities und das Gegenteil von einer freien, offenen Stadt, in der die Leute gute Chancen haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“ Wie hätte die igs seiner Meinung nach auf die Forderung nach freiem Eintritt reagieren sollen? „Aus meiner Sicht wäre besser gewesen, man hätte eine Spur mehr Größe gehabt und gesagt: Herzlich Willkommen, kommen sie rein, schauen sie sich mal um. Aber so hat Hamburg die Arschloch-Karte“, sagt Frank John.

Auf die Frage von WilhemsburgOnline.de, ob der Polizeieinsatz mit Schlagstöcken und Pfefferspray angemessen gewesen sei, antwortet ein Sprecher der Polizei: „Wir handeln im Rahmen der Verhältnismäßigkeit. Und da versuchen wir immer, das mildeste Mittel anzuwenden.“ Hat das in diesem Fall geklappt? „Weitestgehend schon“, findet der Beamte. „Die friedlichen Teilnehmer, die wir hier auch hatten, sind unbehelligt bis ans igs-Gelände gekommen.

Mit Schlagstöcken und Pfefferspray hielt die Polizei Demonstranten auf Abstand.
Eigentlich sollte die Abschlusskundgebung hier auf der Straße stattfinden. Da haben wir sie gewähren lassen, das war schon ein Entgegenkommen unsererseits. Ansonsten hatten wir ein, zwei Sachverhalte, wo wir Straftaten hatten, und da sind wir eingeschritten.“ Worin diese Straftaten im Einzelnen bestanden hätten, könne er auf Anhieb nicht sagen. „Ich weiß, dass am Zaun Leute das Gelände betreten haben, ohne den Eintritt zu entrichten – das ist Erschleichen von Leistungen. Der Zaun wurde auch beschädigt, das ist Sachbeschädigung. Dann hatten wir teilweise die Aufforderung, das Gelände ohne Eintritt zu entrichten zu betreten, das ist letztendlich auch die Aufforderung zu einer Straftat.“ Den Einsatz von Pfefferspray könne er nicht bestätigen, weil er das nicht gesehen habe. „Letztendlich war das eine Situation, in der sich die Menschen Auge in Auge gegenüber standen, und wenn man dann Blumen ins Gesicht bekommt…“ Ob diese zielgerichtet auf seine Kollegen geworfen worden seien, könne er nicht beurteilen, sagt der Polizist. „Aber normalerweise sprüht man auch kein Pfeffer, wenn man sich nicht in der Situation auch bedroht fühlt.“ Demnach müsse der Einsatz von Pfefferspray eine Verteidigungsreaktion der Polizisten gewesen sein. „In der Regel ist es so“, sagte der Sprecher.

Was sagt die internationale gartenschau zu der Auseinandersetzung vor den Toren ihres Parks? „Jede Sachbeschädigung ist zu viel und kann auch nicht toleriert werden“, antwortet igs-Sprecher Michael Langenstein auf Anfrage von WilhelmsburgOnline.de. „Die gesamte Toranlage muss neu gerichtet und geschweißt werden.“ Die unvorhergesehenen Kosten, die dadurch entstehen, müssten dann durch Steuergelder wieder gedeckt werden. „Die Schäden bewegen sich aber in einem überschaubaren Rahmen“, sagt Michael Langenstein. Den 41. Spielmannszug, der die Demonstranten vor das Eingangstor zum igs-Gelände führte, sei ein „nettes, kreatives Happening“ gewesen. Einige zahlende Gäste waren irritiert und wurden daran gehindert, das Gelände zu betreten oder wieder zu verlassen, sagt der igs-Sprecher. Dabei hätten die Demonstranten vor dem Zaun offenbar nicht bedacht, dass der Park auch von Touristen und zahlenden Besuchern finanziert werde.

von Annabel Trautwein

 

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Kommentare

4 Antworten zu „Was war da los? Stellungnahmen zum Zoff am igs-Tor“

  1. Avatar von
    Anonymous

    Dazu könnte man eigentlich noch sagen das Jeder in Wilhelmsburg gemeldete Bürger 3x freien Eintritt bekommt man muss lediglich eine Formular ausfüllen dann bekommt man die Freikarte…

  2. Avatar von Eisenbeiss
    Eisenbeiss

    Nachdem ich mir die Aktion beim youtubekanal utopietv angesehen habe muss ich sagen das die Handlungsweise der Polizei absolut angemessen war. Die Demonstration war keineswegs nur friedlich. Nicht nur das es im Bereich des ehemaligen Friedhofes zu Sachbeschädigungen gekommen, ist, auf die die Polizei reagiert hat, auch im Bereich des Haupteinganges kam es zu Gewalt durch mindestens eine Gruppe von Demonstranten. An dem Zaun wurde so heftig gerüttelt, das er zu brechen drohte. Erst daraufhin hat die Polizei Pfefferspray eingesetzt. Die gewalttätigen Euromayday-Demonstranten sollen doch lieber in der Schanze bleiben, solche Krawallmacher brauchen wir in Wilhelmsburg nicht.

  3. Avatar von Trommler
    Trommler

    Bei aller liebe zur Demokratie und freier Meinungsäußerung….Wir hatten am 1.5. auf dem Gelände eine wichtige Veranstaltung unserer "Zumpft". Es trafen sich Musikzüge aus Hamburg und aus ganz Deutschland um einen tollen Tag zu erleben. Ich fand es eine Unverschämtheit das sich sogenannte Demonstranten, und dann auch noch nicht mal aus Wilhelmsburg, sondern aus der Schanze, auf die Bühnen stürmten wo gerade gespielt wurde ohne Rücksicht auf Musiker gepöbelt und randaliert wurde, Unsere Zuschauer wurden beschimpft. Demonstranten die sich außerhalb des Gelände befanden versuchten mit aller Gewalt auf das Gelände zu kommen. Alte Leute hatten richtige Angst. Und das nennt sich friedliche Demo? Es wurde viel beschmiert und kaputt gemacht. Was soll da? Wir sind hier in Wilhelmsburg selber in der Lage unsere Probleme zu lösen. Friedlich und mit Köpfchen wir brauchen EUCH aus der Schanze hier nicht. 

  4. Avatar von Feuer ist auch nur Licht
    Feuer ist auch nur Licht

    bei so viel reaktionärem scheiss fällt einem nix mehr zu ein.euch ist nicht zu helfen.es ist entweder unser aller stadt oder sie gehört den systemhandlangern und ihren kapitalistischen bossen.weil dem so ist,gibt es halt auch leute die da gegen angehen.dabei sollte jeder seine mittel selber wählen.erst mal gilt freier eintitt für alle und für immer!nix gehört irgendwem!besitz ist diebstahl!der näxte punkt ist:die gewalt geht vom staat und seinen schergen aus!widerstand dagegen zu leisten sollte eine selbstverständlichkeit sein!die menschen werden hoffentlich eines tages merken das es ein freies leben ohne gewalt nur dann geben kann wenn es ein solidarisches miteinander gibt!in diesem sinne!revolutionäre grüsse!bis alle frei sind!es lebe die anarchie!

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