48h: Liedermacher von der Insel

„Mittlerweile leb ich auf der Insel in der Elbe / Und bin total empört / Hamburg ist das Gelbe“, singt der seit 10 Jahren in Wilhelmsburg lebende R.J. Schlagseite in seiner Hymne auf Hamburg. Der gebürtige Ostfriese kam 1988 nach Hamburg, später nach Wilhelmsburg, ohne Plan oder konkretes Ziel. Inzwischen will er von der Insel nicht mehr weg.

Sehr unaufgeregt erinnert er sich an die vielen Auftritte in der Deichdiele, im kleinen Italiener Don Matteo und einem Konzert in der Honigfabrik. Oder er war im Südbalkon: Als die Musikszene in Wilhelmsburg noch nicht in Bars und Cafés florierte, trafen sich dort diejenigen, „die eine Abwechslung zu Radiomusik in Rick's Café wollten“, sagt der Musiker.

R.J. ist ein deutschsprachiger Liedermacher. Mit 14 fing er an, Musik zu machen, inzwischen feiert er 30-jähriges Bühnenjubiläum. Den Titel „Begründer der Neuen Wilhelmsburger Schule“ gab er sich selbst als ironischen Verweis auf die Hamburger Schule der frühen 90er. Der „Gitarrenheld“ wird manches Mal mit Hank Williams gleichgesetzt, wobei die Musik des Sängers eher an Chanson als an Country erinnert.

"Man entblößt sich, aber das macht nichts"

Wie alle deutschen Liedermacher legt er großen Wert auf seine Texte. Mal singt er selbstironisch „ich bin immer noch kein Star“, mal melancholisch-sinnierend „vom Küssen und Leiden“. Den Liedern zu lauschen ist wie persönliche Geschichten erzählt zu bekommen. Seine Lieder erzählen aus der Erfahrungswelt des Musikers: „Man entblößt sich, aber das macht nichts. Dafür bin ich extrovertiert genug“, sagt er. Der Titel „Ich bin ne faule Sau“ hat dagegen Ohrwurmpotential. Wer sich in der „faulen Sau“ wiedererkennt, hat beim Mitsingen besonders viel Spaß.

Die Gesangsstimme des Liedermachers erinnert an Johnny Cash, tief und melodisch. Wenn er dann „Mach lieber, was du willst, denn eines Tages musst du sterben“ singt, verschmilzt der Klang seiner Stimme mit dieser Botschaft. Doch seine Musik hat keinen Appellcharakter, viel eher kommuniziert sie persönliche Gedanken: „Wir leben im Hier und Jetzt“.

Auf das erste Album folgte die CD „Auch Masshalten muss im Rahmen bleiben“, die seinen musikalischen Werdegang dokumentiert. Momentan arbeitet er an seiner dritten CD – neu sind dabei die melodienreichen Jazzeinflüsse, wie Schlagseite verspricht.

von Hannah Rammé

 

48h Wilhelmsburg

8.6.2013, 16 Uhr, Fährstraße 26 (Buchhandlung Lüdemann)

 

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