48h: Hier spielt die Musik!

Pech für die Kultursenatorin: Sie verpasst verpasst die Eröffnungsfeier des Musikfestivals 48 h Wilhelmsburg am kommenden Freitagabend. Statt wie geplant auf die Insel zu kommen, muss sich Barbara Kisseler (parteilos) im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft mit den Kosten für die Elbphilharmonie herumplagen. Das millionenschwere Prestigeprojekt in der Hafencity hat Vorrang, auch wenn dort immer noch kein Ton erklingt. Auf der Elbinsel dagegen feiern die Menschen ein Kulturereignis von allen für alle – zum vierten Mal in Folge und so groß wie nie zuvor. Hier spielt die Musik!

Türkische Volksmusik und Tanz, Trompetenrock und Blues: Damit fängt es an. Am Ufer des Bürgerhaus-Sees erklingt am Freitag um 18 Uhr der Auftakt für das Musikfestival. Danach folgen 48 Stunden Live-Musik: Vom alten Elbtunnel bis zur Bunthäuser Spitze sind 115 Musikgruppen und Solisten im Einsatz. Auf dem Kinderspielplatz, im Tattoo-Laden, im Krankenhaus und auf dem Parkdeck, in Kirchen und Kneipen klingt und swingt die Insel. Es gibt weder große Bühnen noch Buden oder Werbebanner, der Eintritt ist für alle frei.

48 Sternstunden sollen es werden, in denen die Wilhelmsburger Musikszene zeigt, was sie drauf hat. Und sie hat einiges drauf, sagt Projektkoordinatorin Katja Scheer. Seit vier Jahren organisiert sie mit dem Netzwerk Musik von den Elbinseln und anderen Engagierten im Bürgerhaus das Festival. Das Konzept kam gut an: Jedes Jahr meldeten sich neue Musikerinnen und Musiker, die ihren Teil beitragen wollten. „Es gibt ein unglaubliches Potenzial“, sagt Katja Scheer. „Dieses Jahr haben sich 115 Gruppen beworben, und wir wissen, da ist immer noch mehr.“ Künstler mit großen Namen, die mit den Elbinseln nichts zu tun haben, braucht das Festival jedenfalls nicht. Eine der wenigen Spielregeln lautet: Alle, die auf der Bühne stehen, haben einen Bezug zu Wilhelmsburg oder zur Veddel. Sie leben, arbeiten und proben hier, bieten Workshops an oder laden Kulturschaffende von der Insel in ihre Herkunftsstädte ein.

Musik als gemeinsame Sprache

Denn auch über die 48 Stunden hinaus soll das Festival wirken: Die Musik soll eine gemeinsame Sprache sein, die die vielen verschiedenen Menschen in Wilhelmsburg und der Veddel näher zusammen bringt. Musikerinnen und Bühnenkünstler lernen sich kennen und finden Inspiration für neue Projekte. Geschäftsleute und Kulturschaffende geben der Kunst im Stadtteil gemeinsam neuen Raum. So lernt auch das Publikum seine Nachbarschaft neu kennen: In der Garage um die Ecke treffen sich Musiker zur Session, Roma-Folklore gibt’s in der Bibliothek und im Ruderclub spielt eine Bigband. Die zufälligen Begegnungen im Lebensraum des Alltags sind auch für viele Musiker ein besonderes Erlebnis, erzählt der Percussionist Yogi Jockbusch. In diesem Jahr spielt er mit der UKW Band auf dem Kinderbauernhof, zuvor waren sie in einer Bäckerei auf der Veddel zu Gast. „Wir hatten die Welt vor uns und die Welt auf der Bühne – das war ein schönes Gefühl“, sagt Yogi Jockbusch.

Ein Festival wie 48 h Wilhelmsburg werte den Stadtteil viel besser auf als eine Gartenschau oder eine Internationale Bauausstellung, findet der Musiker. Auch in finanzieller Hinsicht wollen die Macherinnen und Macher etwas für die Geschäfte auf der Insel tun: Ladenbetreiber sollen mit Konzerten auf sich aufmerksam machen, Essen und Trinken gibt es an Ort und Stelle oder im Kiosk nebenan. Je nach Art und Größe des Geschäfts beteiligen sich die Inhaber auch am Aufbau der Technik, am Catering und an der Aufwandsentschädigung für die Künstlerinnen und Künstler – denn für den Auftritt gibt es auch ein bisschen Geld. In der Regel sind das 50 Euro pro Kopf, größere Bands und Chöre teilen sich eine Pauschale. Darüber hinaus lassen die Musiker den Hut rumgehen.

Geld bekommen die Macherinnen und Macher von 48 h Wilhelmsburg auch aus öffentlichen Fördertöpfen. Die Kulturbehörde der Stadt Hamburg gibt in diesem Jahr 20000 Euro, mehr als zuvor. 7000 Euro kommen aus der Bezirksversammlung, der Beirat für Stadtentwicklung Wilhelmsburg schießt 1500 Euro dazu. Die Homann-Stiftung, die partizipative Projekte fördert, gibt genauso viel dazu wie die Kulturbehörde – außerdem tragen Firmen aus dem Stadtteil mit Geld- oder Sachspenden zum Festival bei. Trotzdem ist das Projekt finanziell auf Kante genäht: Als die Zusage der Stiftung kam, waren die Programme schon auf dem Weg in die Druckerei. Die Technik hat sogar mehr gekostet, als da war. Um auch diese Kosten auszugleichen, gibt es nun den Freundeskreis 48 h Wilhelmsburg, in dem alle mit Geld oder tatkräftiger Hilfe zum Gelingen des Festivals beitragen können.

von Annabel Trautwein

 

Tipp:

Wer mithelfen möchte, ist willkommen – auch zum kommenden Festival freut sich das Organisatorenteam noch über Spenden und helfende Hände. Ansprechpartnerin dafür ist Katja Scheer. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 040 / 75 20 17-14 oder per Mail unter katjascheer@buewi.de.

Das Programm des Festivals ist als Faltkarte in vielen Geschäften in Wilhelmsburg und auf der Veddel zu haben. Im Internet steht es unter www.48h-wilhelmsburg.de

 

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Kommentare

Eine Antwort zu „48h: Hier spielt die Musik!“

  1. Avatar von WilhelmsburgOnline.de

    Ein Hinweis aus der Redaktion: Wir haben ein paar kleine Fehler im Text berichtigt. Die Kultursenatorin wollte zwar ursprünglich das Festival 48 h Wilhelmsburg offiziell eröffnen. Schirmherrin ist sie aber nicht, deshalb haben wir das wieder aus dem Text genommen. Außerdem haben wir bei den Förderbeträgen zum Festival zwei Zahlendreher korrigiert.

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