Die Betreiber der Soulkitchen-Halle wollen sich mit einem Gegengutachten gegen die Schließung ihrer kulturellen Heimstätte wehren. Das kündigte Mathias Lintl am Donnerstagabend in der Bürgersprechstunde der Bezirksversammlung an. Der erneute Vorstoß zur Rettung der Halle fand bei allen Fraktionen Anklang. Doch das Lob der Politikerinnen und Politiker allein hilft den Kulturschaffenden am Veringkanal wenig. Ob in der Soulkitchen-Halle wieder Partys und Konzerte stattfinden können, hängt davon ab, ob sie die Zweifel an der Standsicherheit des Gebäudes aus der Welt schaffen können.
„Wir machen natürlich weiter, zurzeit außerhalb des Gebäudes“, teilte Mathias Lintl den Abgeordneten mit. Die Botschaft war klar: Das Soulkitchen-Kollektiv gibt den Kampf um die Halle nicht auf – auch wenn nun ein Gutachten vorliegt, das das alte Industriegebäude als einsturzgefährdet einstuft. Tanzende Menschen, Bassmusik und vorbeifahrende Lastwagen könnten eine Gefahr für die Sicherheit darstellen, schrieb das Fachamt Bauprüfung in einer Zusammenfassung an die Kulturveranstalter. Mathias Lintl glaubt nicht daran. Er und seine Mitstreiter wollen selbst prüfen lassen.
Seit drei Jahren setzt sich das Kollektiv für die kulturelle Nutzung der Halle ein – mit unbezahlten Arbeitseinsätzen und dem Geld, das Konzertbesucher oder Partygäste an der Kasse oder der Bar gelassen haben. Am Donnerstagabend wollte Mathias Lintl auch von den Politikerinnen und Politikern ein Bekenntnis hören. „Ich frage Sie, ob Sie die Arbeit, die wir da reingesteckt haben, wertschätzen und ob Sie wollen, dass es weiterhin kulturelles Leben am Veringkanal gibt“, erkundigte er sich.
Abgeordnete zeigen sich solidarisch
Zuspruch bekam er von allen, die sich darauf zu Wort meldeten. „Wir hätten uns alle gewünscht, dass es weitergehen kann“, sagte Anja Keuchel stellvertretend für die SPD-Fraktion. Jedoch hätten Bezirk und Sprinkenhof AG das Gutachten auch nicht ignorieren können. Dem schloss sich Andreas Gerhold, Fraktionsvorsitzender der Piraten, an. Er wolle deshalb auch dem Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) keinen Vorwurf machen, sagte Gerhold. „Es wäre großartig, wenn sich dieser Standort da halten ließe“, bekundete Werner Sobotzik im Namen der FDP-Fraktion. Jutta Kodrzynski von den Grünen versicherte, ihre Fraktion wolle sich nicht nur für die Soulkitchen-Halle einsetzen, sondern für das ganze Areal. „Wir haben eine Mittelachse rund um den Veringkanal, die es gilt, für Kreative, für Clubs und auch für das Gewerbe weiter zu entwickeln“, sagte sie. Renate Hercher-Reis von der Fraktion der Linken stimmte ihr zu. Sie habe ein „komisches Gefühl“ in Bezug auf das Vorgehen der Sprinkenhof AG, sagte sie. „Wilhelmsburg soll so schön werden und auf der anderen Seite werden dann so wichtige Sachen behindert.“
Erst vor wenigen Wochen hatten die Kulturschaffenden in der Soulkitchenhalle die offizielle Genehmigung erhalten, die den Betrieb bis Ende 2013 sichern sollte. Möglich gemacht hatten das freiwillige Helfer aus dem Stadtteil, die mit anpackten, um die Auflagen des Fachamts Bauprüfung im Bezirk Mitte zu erfüllen. Nach dem Abriss der benachbarten Industriehalle aber reichte das offenbar nicht mehr aus. Ein Gutachten, das die Sprinkenhof AG als Eigentümerin des Gebäudes in Auftrag gegeben hatte, kam zu dem Ergebnis, die Halle sei nicht mehr sicher – woraufhin der Bezirk sofort die Schließung veranlasste.
von Annabel Trautwein
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