Streit um Soulkitchen-Halle geht weiter

Der Streit um die Soulkitchen-Halle spitzt sich zu. Die Betreiber wollen eigene Gutachter zum Prüfen der Statik ins Gebäude schicken, doch die Sprinkenhof AG will niemanden hinein lassen. Nun verlangt das Fachamt Bauprüfung, dass das Soulkitchen-Kollektiv auch für ihre Notunterkunft aus Zirkuszelt und Containern Anträge stellt und Auflagen erfüllt. Die Kulturschaffenden wollen sich davon nicht aufhalten lassen. Mit lauter Musik und vielen kritischen Mitstreitern wollen sie dem Senat klar machen, welche politische Sprengkraft in dem Konflikt um die alte Halle steckt.

„Bislang waren wir ja wirklich sehr nett“, sagt Mathias Lintl, einer der Betreiber der Soulkitchen-Halle. „Aber die die machen es einem echt schwer, Ruhe zu bewahren.“ Rund 8000 Euro habe das Kollektiv allein im vergangenen Frühjahr aufgebracht, um die Auflagen für eine Betriebsgenehmigung zu erfüllen. „Wir hatten noch gar keine Zeit, das Geld wieder rein zu bekommen“, sagt Lintl. Die Strategie der Stadt sei offensichtlich: Strenge Auflagen, hohe Kosten und permanenter Zeitdruck erschwerten den Einsatz der freiwilligen Kulturschaffenden für ihre Heimstätte am Veringkanal.

Gutachter beanstanden Schäden an Hallenkonstruktion und mangelnde Fluchtwege

Die teuer erarbeitete Genehmigung gilt nicht mehr: laut einem Gutachten im Auftrag der städtischen Sprinkenhof AG ist die Halle einsturzgefährdet. Weil die Stahlstützen der Konstruktion zu stark angegriffen seien, sei die ganze Halle nur noch halb so standsicher wie nötig, schreiben die Gutachter. „Ein öffentlicher Betrieb ist bereits aufgrund der mangelnden Tragfähigkeit der Tragkonstruktion nicht zulässig. Hinzu kommen noch die mangelnden sicheren Fluchtmöglichkeiten“, heißt es in dem Gutachten, das das Bezirksamt Hamburg-Mitte inzwischen im Internet veröffentlicht hat.

Mathias Lintl und seine Verbündeten bleiben bei ihrem Ziel: Die Halle soll wieder fit gemacht werden. Um herauszufinden, was tatsächlich repariert werden muss, wollen sie selbst ein Gutachten erstellen lassen. Es gebe schon zwei, drei interessierte Fachleute, sagt Lintl. Jetzt gelte es, die Sprinkenhof AG dazu zu bringen, die Gutachter des Kollektivs in die Halle zu lassen. Doch das wird nicht einfach, meint Mathias Lintl. „Die wollen natürlich nicht, dass wir ein Gegengutachten machen.“ Die städtische Gewerbeflächenverwaltung sitze faktisch am längeren Hebel, räumt er ein. „Wir können nichts einklagen. Wir können nur an den Senat appellieren, keine weitere Konfrontation aufzubauen.“ Schließlich sei nicht nur der Standort in der Industriehalle politisch umstritten, sondern das gesamte Areal an beiden Ufern des Veringkanals. „Es ist eigentlich eine gute Gepflogenheit, dass sich die Sprinkenhof AG als städtisches Unternehmen auch daran orientiert, was die Stadt will“, sagt Mathias Lintl.

Bauprüf verlangt umfangreichen Antrag für Container und Zelt

Aus seiner Sicht setzen die Behörden ihren Konfrontationskurs inzwischen fort. Das Fachamt Bauprüfung (Bauprüf) stellt nun Bedingungen für die Nutzung des Provisoriums aus Zirkuszelt und Containern. Die Container hat die Sprinkenhof AG den Betreibern überlassen, wie Sprecher Henning Tants im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de bestätigte. Nun aber verlangt die Bauprüf einen Sondernutzungsantrag für deren Gebrauch, wie sie Mathias Lintl per Mail mitteilte. Sollten auf der leergebaggerten Fläche am Veringkanal auch in Zukunft Veranstaltungen stattfinden, sei sogar ein Nutzungsänderungsantrag nötig – „inklusive Schall-Emissions-Prognose“, sagt Mathias Lintl. „Für zwei, drei Container und ein kleines Zelt!“ Die Betreiber müssten dann im Grunde genauso strenge Bedingungen erfüllen, als wollten sie neu bauen. Selbst wenn es gelingen sollte, die Auflagen zu erfüllen, wäre eine Genehmigung vor Ende des Sommers nicht zu erwarten, sagt Lintl.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – das wollen die Freundinnen und Freunde der Soulkitchen-Halle nun auch dem Senat beweisen. Weiterhin soll es Kultur im „Exil“ geben, größere Veranstaltungen wollen die Betreiber als Demonstration anmelden. Am 5. Juli soll der erste Protestzug starten: ein „musikalischer Streifzug durch die Metrozonen“ ist angekündigt. Es gehe darum, das Gebiet zwischen Reiherstieghauptdeich und Industriestraße zu erkunden und Ideen zu sammeln, sagt Lintl. „An einigen Kreuzungen gibt es dann fachlichen Input: zur Flächennutzungspolitik des Senats, Perspektiven freier Kulturarbeit in Wilhelmsburg und zum Schwerlastverkehr.“ Um 15 Uhr soll der Streifzug im Soulkitchen-Exil starten, anschließend ist eine „längere Abschlusskundgebung“ geplant.

Wenn es auf dem Behördenweg nicht vorankommt, gehen die Leute eben auf die Straße – Mathias Lintl sieht das optimistisch. „Die Love-Parade ist auch als Demo gestartet“, sagt er. „Und wir haben ein noch viel konkreteres politisches Anliegen.“

von Annabel Trautwein

 

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