Gemeinsam sind wir stark

Zusammenhalten und für andere einstehen – dazu ermutigt das Theaterstück „Tarzan in Wilhelmsburg“, das am Dienstag seine Uraufführung auf der internationalen Gartenschau (igs) hatte. Mit viel Herzblut wurde es aufgeführt von der Laienschauspielgruppe des Sozialen Treffpunkts Kirchdorf-Süd unter der Regie von Isabella Wolff. Seit 2009 gibt es diese inklusive Theatergruppe, die mit ihrer Arbeit Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen ermöglicht.

Die Geschichte spielt – wie sollte es anders sein – in Wilhelmsburg, wo der arme, gelähmte Tarzan mit seiner Frau eine Wohnung sucht. Der Urwald ist für ihn keine Option mehr: Nach einem Sturz von der Liane findet sich Tarzan im Krankenhaus wieder, wo er von Professor Trinkmann und Physiotherapeutin Brunhilde Brutali in kürzester Zeit behandelt und wieder auf die Straße gesetzt wird. Natürlich nicht ohne vorher von Sozialarbeiter Leo Lästig mit Anträgen aller Art bombardiert worden zu sein, was ihm aber die Entlassung in die Obdachlosigkeit nicht erspart. Denn weder Arzt, noch Physiotherapeutin, noch Sozialarbeiter haben natürlich wirklich Zeit, sich dem Patienten angemessen zu widmen.

Nun gilt es, ein bezahlbares und zudem barrierefreies Zuhause bei der Wohngesellschaft Gaga zu finden. Das ist nicht so einfach machbar, zumal die zuständige Sachbearbeiterin möglichst alle Wohnungssuchenden bereits am Telefon abwimmeln möchte. Zum Glück hat Tarzan im Krankenhaus eine Wilhelmsburgerin kennengelernt, die ihm mit Rat und Tat und Zuversicht zur Seite steht. Sie kennt sich aus im Stadtteil und nimmt ihn auch mit in den Treffpunkt, wo er weitere Solidarität erfährt.

Theaterstück regt zum Nachdenken an und macht Mut

Das Stück ist humorvoll inszeniert und spiegelt die Lebenswirklichkeit vieler Menschen wieder – nicht nur in Wilhelmsburg. Es macht nachdenklich, ohne Zeigefinger zu erheben und es ermutigt, nicht alleine mit seinen Problemen zu kämpfen, sondern sich Unterstützung zu suchen. Denn Tarzan steht nicht nur vor einem scheinbar unlösbaren Wohnungsproblem, er muss sich auch mit seiner Situation im Rollstuhl auseinandersetzen. Nicht zuletzt fühlen er und seine Frau sich auch fremd, abseits ihres Urwaldes in einer für sie neuen Welt. Doch auch hier finden sie Menschen, die ihm Mut machen und die ihn ermutigen, seine Träume nicht aufzugeben.

Die kurzen Umbaupausen werden des Stücks werden von passender Musik untermalt, mit Liedern, die ebenfalls Mut machen und uns daran erinnern, das Mitmenschlichkeit keine Worthülse sein sollte. Nebenbei ist das Stück auch eine Aufforderung, im Treffpunkt Kirchdorf-Süd mit seinen vielfältigen Angeboten mal selber vorbeizuschauen. Und zwar so, wie man ist, denn Motto ist hier: Wir nehmen jeden, wie er ist.

Beeindruckend ist die Spielfreude der Laiendarsteller. Die Zuschauer werden mitgenommen und auch mit einbezogen. Auch wer sich in der Darstellung von Alltagssituationen nicht wiederfindet, wird daran erinnert, das „jedem etwas passieren kann, was das Leben verändert“. Ein gelungenes Theaterstück, aufgeführt von ambitionierten Laiendarstellern, deren Spielfreude deutlich spürbar ist. Hier wird ein Stück gelungene Inklusion erlebbar.

von Birte Burgänger

 

Tipp:

Wer „Tarzan in Wilhelmsburg“ selbst sehen möchte, hat am Mittwoch, 31. Juli, noch die Chance dazu. Das Stück beginnt um 13 Uhr auf der Bühne Ost. Der Zutritt zum igs-Gelände kostet Eintritt oder den Einsatz einer Nachbarschaftskarte, das Theaterstück selbst ist kostenlos.

Mehr über den Sozialen Treffpunkt Kirchdorf-Süd und sein Angebot findet sich hier: www.freunde-treffen-in-kds.de

 

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Kommentare

Eine Antwort zu „Gemeinsam sind wir stark“

  1. […] ich den Artikel selber geschrieben habe, verlinke ich der Einfachheithalber darauf. Hier ist nachzulesen, das es tolles Theater auf und von der Insel gibt.Wer ein paar mehr bildliche […]

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