Spitzenkandidatin der Grünen besucht Zinnwerke

Hoher Besuch am Veringkanal: Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl, Katrin Göring-Eckardt, schaute im Rahmen ihrer Wahlkampftour in Hamburg in den Wilhelmsburger Zinnwerken vorbei. Begleitet wurde sie von Manuel Sarrazin, der als Direktkandidat der Grünen für Wilhelmsburg wieder ins Parlament will, und der Hamburger Vize-Fraktionschefin Anja Hajduk. Bei einem Frühstück im Freien sprachen die Politiker über die Zukunft der Zinnwerke und warben für ihr Verständnis von Bürgerbeteiligung.

In Festtagslaune nahmen die Mieter der Zinnwerke ihre Gäste in Empfang – der Kampf um das Gelände gilt als gewonnen, mit einem Opernfundus rechnet hier niemand mehr. „Ich habe die letzte Nacht durchgeschlafen, zum ersten Mal seit langem“, sagte Getränkehändler Rolf Meerkötter und bedankte sich bei den Hamburger Grünen: „Sie waren ja die ersten, die in der Bürgerschaft einen Antrag gestellt haben gegen den Opernfundus.“ Nun warte er nur noch auf einen langfristigen Mietvertrag von der Sprinkenhof AG, sagte Meerkötter. Mindestens fünf Jahre Sicherheit wolle er haben. „Die sind in der Pflicht, die Heinis“, grummelte er.

Marco Antonio Reyes Loredo führte die Gäste, die auf seine Einladung zum Frühstück gekommen waren, auf einem Rundgang durch die Geschichte des Werksgebäudes. Über die Zukunft der Zinnwerke konnte er dagegen noch wenig konkretes sagen. „Könnt ihr denn jetzt entscheiden, welche Mieter hier reinkommen?“, fragte Anja Hajduk, die unter der schwarz-grünen Landesregierung Stadtentwicklungssenatorin war. „Das wäre doch etwas, wofür man kämpfen sollte“, antwortete der Wilhelmsburger. Die Menschen, die sich in die Bürogemeinschaft einbringen und mitreden wollten, stünden bereit. Ein Konzept stellte Reyes Loredo noch nicht vor. Er versicherte aber, die Strukturen seien vorhanden.

"neue Kultur des Unternehmertums"

Die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt interessierte sich vor allem für das Anliegen der Nutzer, das Gelände aus eigener Kraft weiter zu entwickeln. „In einem Wahlkampf ist es mir wichtig zu gucken: Wo tun sich Leute zusammen, die was Interessantes machen wollen?“, sagte sie im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de. „Den Leuten hier geht es nicht um Fördermittel, sie wollen diesen Ort und die Unterstützung dafür, dass sie hier etwas entwickeln können. Da entsteht eine neue Kultur des Unternehmertums im wahrsten Sinne des Wortes.“

Auch wenn sie als Bundespolitikerin keinen direkten Einfluss auf die Stadtentwicklung in Wilhelmsburg nehmen könne, setze sie sich mit ihrer Partei im Bundestag für mehr Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger ein. „Wir wollen echte Bürgerbeteiligungsverfahren“, sagte Katrin Göring-Eckardt. Es reiche nicht, bereits gefasste Beschlüsse auszulegen und abzuwarten, ob jemand Einspruch erhebe. „Man muss die Leute wirklich einladen, sodass sie das Gefühl haben, sie sind tatsächlich gefragt“, sagte sie. Auch bei dem Vorschlag des Bezirksamtsleiters Andy Grote (SPD), den Veringkanal zum „Kulturkanal“ umzuwidmen, komme es auf die Menschen im Stadtteil an. „Die Idee vom Kulturkanal funktioniert nur, wenn sie von innen kommt“, sagte Katrin Göring-Eckardt. „Wenn die Politik von außen kommt und sagt: Wir hätten hier gern dieses oder jenes – das wird nicht klappen.“

Wilhelmsburg sei der Stadtteil, in dem sich in Hamburg noch am meisten entwickeln könne, sagte die grüne Spitzenkandidatin. „Es gibt hier Platz, es gibt eine tolle Mischung an Bewohnerinnen und Bewohnern. Und es gibt diese Wilhelmsburger Mentalität, die sagt: Wir gehören zusammen. Da kann man an anderen Orten, wo alle unterscheiden zwischen Einheimischen und Zugezogenen, nur von träumen.“

von Annabel Trautwein

 

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Kommentare

Eine Antwort zu „Spitzenkandidatin der Grünen besucht Zinnwerke“

  1. Avatar von
    Anonymous

    Super Artikel, Annabel!

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