Alles wird gut – mit dieser Botschaft der Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) mussten die Unternehmer der Wilhelmsburger Zinnwerke am Donnerstagabend im Hamburger Rathaus vorlieb nehmen. Eine Entscheidung, ob der Opernfundus wie vom Senat beschlossen an den Veringkanal ziehen wird oder nicht, steht noch aus. Marco Antonio Reyes Loredo feiert trotzdem die Rettung der Zinnwerke. Die Nachricht, dass der Oberbaudirektor sich für einen Umzug des Opernfundus nach Rothenburgsort ausgesprochen habe, ist für ihn Sicherheit genug. Daran ändert auch nichts, dass ein gemeinsamer Appell der Fraktionen im Kulturausschuss an den Senat scheiterte.
Sowohl für die Oper als auch für die Stadt wäre es am besten, wenn das Kulissenlager und die Werkstätten auf den sogenannten Huckepack-Bahnhof umziehen würden – so beschrieb die Senatorin die Einschätzung des obersten Stadtplaners Jörn Walter im Kulturausschuss. Das Gelände in Rothenburgsort biete für die Staatsoper die günstigsten Bedingungen und habe einen besseren Effekt auf die Stadtentwicklungspolitik als andere Standorte. Barbara Kisseler sagte, laut Oberbaudirektor seien drei Flächen grundsätzlich geeignet: Der Huckepack-Bahnhof, das etwas entlegenere Gelände Jenfelder Au und die Adresse Am Veringhof 1-7. Doch am Veringkanal müssten die ansässigen Firmen weichen – diesen Konflikt hält inzwischen auch die Kultursenatorin für unlösbar. „Den Beschluss, den es bislang gibt, muss man revidieren“, sagte sie. In die Welt gesetzt hatte ihn die Senatskommission, an der auch Kisselers Behörde beteiligt ist. Am 15. August soll das Gremium wieder zusammenkommen. Dann soll die Idee eines Opernfundus am Veringkanal endgültig verworfen werden – wenn Barbara Kisseler Recht behält.
„Wir freuen uns über das sehr eindeutige Votum des Oberbaudirektors für den Huckepack-Bahnhof“, sagte die SPD-Politikerin Isabella Vértes-Schütter. Sie wies jedoch auch darauf hin, dass die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen sei. Ihrer Meinung nach sollte der Kulturausschuss in einer Stellungnahme aller Fraktionen den Senat anregen, dem Vorschlag von Jörn Walter zu folgen. Damit fand sie jedoch bei den Politikern der Opposition keinen Anklang. „Warum sollen wir uns jetzt vereinnahmen lassen?“, fragte Dietrich Wersich von der CDU. Viel wichtiger sei eine klare Ansage an die Firmen am Veringkanal, die nach wie vor in ihrer Existenz bedroht seien. Dem schloss sich Katja Suding (FDP) an – es sei den Mietern nicht zuzumuten, unter dem Damoklesschwert der Kündigung ihr Geschäft zu betreiben. Christa Goetsch von den Grünen wollte sich auch nicht spontan auf Rothenburgsort festlegen lassen – dazu kenne sie die Situation im Stadtteil noch nicht gut genug, sagte sie. Sie sprach sich dafür aus, den vorgesehenen Standort am Veringkanal aus den Plänen zu streichen.
SPD verhindert Appell an den Senat
Schließlich einigten sich die Oppositionspolitiker auf einen Vorschlag des Vorsitzenden Norbert Hackbusch (Linke): Alle Fraktionen sollten den Senat dazu auffordern, die Kündigungen für das Gelände Am Veringkanal 1-7 zurückzunehmen und den Standort bei der Planung für den Umzug des Opernfundus nicht mehr einzubeziehen. Der Antrag scheiterte – alle, die ihn unterstützten, wurden von der SPD-Fraktion überstimmt.
Auch ein weiteres Anliegen der Opposition ist noch offen: Es bleibt vorerst unklar, wieso sich die Senatskommission gegen die Empfehlungen von Fachleuten und über die Köpfe der Menschen in Wilhelmsburg hinweg für den Umzug des Opernfundus an den Veringkanal entschieden hatte. Eine Antwort auf diese Frage forderten vor allem die Linke und die FDP, die entsprechende Anträge verfassten. Der Vorsitzende Norbert Hackbusch warf dem Senat vor, falsche Angaben gemacht zu haben: Zuerst solle es keine Alternative zum Standort Am Veringhof gegeben haben, „jetzt stellen wir ein Vierteljahr später fest: Es ist doch nicht alles geprüft worden.“ Hackbusch sprach von einem „Chaoshaufen“ der Sozialdemokratie, was in den Reihen der SPD Zwischenrufe und Gelächter auslöste. „Es wird doch alles gut, freuen Sie sich doch“, rief die Abgeordnete Gabriele Dobusch. Auch Kultursenatorin Barbara Kisseler wich der Kritik aus. „Ich bin schon etwas verwundert über die Situation, weil ich glaube, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, sagte sie.
Zinnwerke feiern ihre Rettung
Dieser Glaube soll den Betroffenen am Veringkanal erst einmal reichen. Marco Antonio Reyes Loredo von den Zinnwerken ist damit offenbar zufrieden: Wenige Stunden nach der Sitzung des Kulturausschusses verkündete er per Pressemitteilung die Rettung der Zinnwerke. Mit der „eindeutigen Empfehlung“ des Oberbaudirektors stehe fest, dass der Opernfundus nicht an den Veringkanal umzieht. „Die formelle und endgültige Entscheidung wird voraussichtlich in der Senatskommission am 15.08.2013 erfolgen“, heißt es in dem Schreiben. Der Einsatz für die Entwicklung am Kanal soll trotzdem weitergehen. „Wir legen uns jetzt nicht einfach schlafen“, sagt der Filmproduzent.
von Annabel Trautwein
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