Am Anfang war das Buch „Die Wilde 13“ der Kulturanthropologin Kerstin Schaefer, das mittlerweile in der zweiten Auflage im Buchhandel erhältlich ist. Nun ist daraus ein Film entstanden. WilhelmsburgOnline.de durfte ihn bereits am Montagabend in den Zinnwerken sehen.
Der Bus, der täglich von Kirchdorf-Süd zur Veddel und zurück fährt, ist für die meisten Menschen von der Insel nicht mehr wegzudenken. So vielfältig das Leben in Wilhelmsburg ist, so bunt geht es im Bus zu. Von Endstation zu Endstation führt die Fahrt mit der Linie 13 einmal quer über die Insel, vom Reiherstiegviertel bis zu den Hochhausschluchten in Kirchdorf-Süd.
Der Film fängt das wunderbar ein. Nicht nur per Bus führen die Filmemacher ihr Publikum durch Wilhelmsburg. Immer mal wieder können die Zuschauer aussteigen, um das Leben auf der Insel zu erkunden. Menschen, die hier leben, Menschen, die sich hier engagieren, werden ein Stück mit der Kamera begleitet. So entsteht ein Kaleidoskop dessen, was das Leben hier auf der Insel ausmacht.
Schon jetzt ein Stück Zeitgeschichte
Nicht nur mit dem Bus, auch von der Wasserseite wird Wilhelmsburg erlebbar. Die Schafherde darf nicht fehlen, ebenso wenig das Soulkitchen mit seinem Kampf ums Überleben. Der Film setzt sich auch kritisch mit dem Wandel Wilhelmsburgs auseinander. Er zeigt Menschen, die nicht genug Raum für sich auf der Insel finden, die neu hier sind und Menschen, die sich Gedanken um das machen, was sich um sie herum verändert. Und weil die Veränderungen schneller geschehen als die Produktion eines Films, ist „Die Wilde 13“ zum Teil schon jetzt ein Stück Zeitgeschichte – die Soulkitchen-Halle zum Beispiel, in die heute schon niemand mehr hinein darf, kann das Filmpublikum noch einmal von innen sehen.
Hauptfiguren des Films sind etwa der Busfahrer Kofi, der nie ohne seine Dienstmütze hinter dem Steuer sitzt und deshalb von den Fahrgästen Captain Jack genannt wird. Genauso zählt Peter Falke dazu, der interessierten Gästen Wilhelmsburg von der Wasserseite aus zeigt, wie man es sonst nicht zu sehen bekommt, oder Mathias Lintl, der unermüdlich für den Erhalt des Soulkitchen kämpft. Auch Wilhelmsburger, die sonst kaum öffentlich von sich reden machen, gewähren Einblicke in ihr Leben auf der Insel.
Stilechte Anreise zur ersten Vorführung
Bei der Vorpremiere in den Zinnwerken waren neben den Protagonisten und Förderern des Films auch viele Menschen von der anderen Seite der Elbe zu Gast. Stilecht mit langen Gelenkbussen wurden sie zum Veranstaltungsort und wieder in die Stadt zurück gefahren. Nach der ersten Vorführung hoffen die Macher auf gut gefüllte Kinosäle bei den Hamburger Filmfestspielen, wo „Die Wilde 13“ offiziell Premiere feiert. Der Blick durch die Kamera soll auch den Menschen, die nicht auf der Insel leben, eine Chance geben, Wilhelmsburg besser kennenzulernen.
„Die Wilde 13“ ist eine Hommage an den Stadtteil in all seinen Facetten, die aber keineswegs mit der rosaroten Brille von der Veddel nach Kirchdorf-Süd fährt. Der Film gewährt auch für alteingesessene Inselbewohner und Buspassagiere neue und überraschende Einblicke. An manchen Stellen berührt er, an anderen ist er durchaus auch zum Lachen.
Tipp:
„Die Wilde 13″ feiert am 3. Oktober um 17 Uhr im Passage Kino (Mönckebergstraße 17) im Rahmen der Hamburger Filmfestspiele offiziell Premiere. In Wilhelmsburg wird er am 7. Oktober im Rialto Kino (Vogelhüttendeich 30) zu sehen sein.
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