Wegen einer Bombenentschärfung müssen am Freitagnachmittag Tausende von Wilhelmsburgern ihr Zuhause verlassen. Der 500 Kilogramm schwere Blindgänger liegt auf dem Gelände der Kita Eckermannstraße im Reiherstiegviertel. Sobald die Nachbarschaft evakuiert und alle Anlieger in Sicherheit sind, wollen die Sprengmeister ans Werk gehen und die Bombe unschädlich machen.
Der Fundort auf der Baustelle neben der Kita Eckermannstraße wird im Umkreis von 300 Metern komplett evakuiert. Etwa 4.800 Menschen mussten deswegen ab 13 Uhr ihre Häuser verlassen. Voraussichtlich können sie ab 21 Uhr wieder nach Hause, sagte das Bezirksamt Hamburg-Mitte, das gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr die Evakuierung organisiert. Sicher sei das aber erst, wenn die Bombe entschärft ist. Eine Notunterkunft ist in der Gewerbeschule Dratelnstraße eingerichtet. Dort gibt es Sitzgelegenheiten, Verpflegung, ärztliche Versorgung, Kinderbetreuung und zur Sicherheit auch Notbetten, wie das Bezirksamt mitteilt. Am Stübenplatz und an der Kreuzung Georg-Wilhelm-Straße / Neuhöfer Straße können sich Anwohner abholen und zur Dratelnstraße fahren lassen.
Auch in der weiteren Umgebung sind die Anwohner betroffen: Alle Wilhelmsburger in dem Gebiet zwischen Spreehafen, Reiherstieg, Reichsstraße und der Straße Bei der Wollkämmerei sind dazu aufgefordert, zwischen 16:30 Uhr und 21 Uhr drinnen zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Wer mit dem Auto wegfahren wolle, kann das laut Polizei tun, muss sich aber direkt vom Gefahrenbereich rund um die Eckermannstraße entfernen.
Polizeisprecher: vergleichbar kleine Bombe
Der Sprengkörper ist eine amerikanische Minenbombe, die während des Zweiten Weltkriegs über Wilhelmsburg abgeworfen wurde, wie Feuerwehrsprecher Hendrik Frese erläutert. Eine Minenbombe habe eine hohe Detonationskraft und erzeuge eine starke Druckwelle. Bei dem Blindgänger in Wilhelmsburg handle es sich aber um eine vergleichbar kleine Bombe, wie Frese sagt. Es gebe auch Minenbomben, die bis zu vier Tonnen wögen. Der Sprengkörper auf dem Kita-Gelände sei mit zwei Zündern ausgestattet. „In diesem Fall sind es mechanische Zünder, die sind nach der langen Zeit relativ ungefährlich“, sagt der Feuerwehrsprecher.
Gefunden wurde die Bombe bei einer Untersuchung des Bodens im Zuge von Bauarbeiten. Sie lag unterhalb des Wasserspiegels, deshalb waren Taucher im Einsatz, die den Metallkörper mit den Händen ertasten mussten. Nun soll die Bombe als erstes an die Erdoberfläche gebracht werden. „Das ist der brenzligste Punkt“, sagt Hendrik Frese. Zwei Zünder müssen danach entschärft werden, jeweils einer am Kopf und am Heck der Bombe. Den Kopfzünder wollen die Sprengmeister mit einem Hochdruck-Wasserschneider entfernen. „Man muss sich das vorstellen wie einen ganz scharfen Wasserstrahl, der an den Zünder herangeführt wird“, erläutert Frese. Der Strahl fährt um den Bombenkopf und schneidet den Zünder ab. Den Vorgang können die Sprengmeister von einem mobilen Bunker aus steuern. Gefährlicher wird es beim Zünder am Heck, der von Hand entfernt werden soll. „Da ist der Sprengmeister direkt an der Bombe zugange“, sagt der Feuerwehrsprecher. Er gehe jedoch davon aus, dass alles glatt läuft.
Einen kleinen Knall könnte es trotzdem geben: Hinter einem der Zünder sitzt ein sogenannter Detonator, der dazu gedacht ist, den Sprengstoff im Inneren der Bombe zu zünden. Dieser Detonator müsse eventuell an Ort und Stelle kontrolliert gesprengt werden. Gefährlich sei das aber nicht, sagt Frese. „Das ist eher ein größerer Silvesterböller.“
von Annabel Trautwein
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