Kinderzeitung: Was ist die Bundestagswahl?

Habt ihr Willy gesehen? Der Spaßvogel hat sich in den wichtigsten Raum des deutschen Staates eingeschlichen: den Plenarsaal im Bundestag. Das Gebäude steht in Berlin, der deutschen Hauptstadt. Hier arbeiten die Politikerinnen und Politiker, die die Interessen aller Deutschen vertreten sollen. Die deutschen Erwachsenen wählen aus, wer den Job machen soll. Bei der Bundestagswahl geben sie den Politikern ihre Stimme, denen sie am meisten vertrauen. Das geschieht in der Regel alle vier Jahre. Am Sonntag ist es wieder so weit.

In Deutschland hat das Volk die Macht. Was die Mehrheit will, soll geschehen – so steht es in unserer Verfassung. Damit aber nicht alle Menschen einzeln gefragt werden müssen, gibt es Politiker, die sich für die Wünsche und Ziele der Leute stark machen sollen. Sie werden auch Volksvertreter oder Abgeordnete genannt. Gemeinsam bilden sie das Parlament, das bei uns Bundestag heißt.

Was sich die Menschen für Deutschland wünschen, hängt oft davon ab, wie sie selbst leben. Viele berufstätige Mütter wollen mehr Kitas und Ganztagsschulen, damit ihre Kinder auch am Nachmittag in guten Händen sind, wenn sie selbst arbeiten. Die Erzieherin in der Kita aber verdient vielleicht nur ganz wenig Geld in ihrem Job. Deshalb hofft sie, dass ihr Chef bald einen Mindestlohn zahlen muss. Es geht den Menschen aber nicht nur um ihr eigenes Wohl. Viele sehen auch die Probleme anderer Leute und wollen, dass sich für sie etwas verbessert.

Politiker tun sich in Parteien zusammen

Weil die Wünsche der Deutschen sehr unterschiedlich sind, gibt es auch unterschiedliche Gruppen von Politikern. Das sind die Parteien. Die größten in Deutschland heißen SPD und CDU/CSU. Auch die Grünen, die Linke, die FDP, die Piratenpartei und viele andere wollen mitmischen. Sie alle sagen: Wir wollen eine bessere Zukunft für Deutschland schaffen. Jede Partei hat aber ihren eigenen Plan, wie das am besten gelingen kann. Deshalb gibt es im Bundestag oft Streit.

Vor der Bundestagswahl streiten die Parteien besonders oft und laut. Sie hängen an den Straßen Plakate auf, um die Leute von ihren Ideen zu überzeugen. Denn wenn die Menschen im Land abstimmen, wird es ernst für die Politiker. Dann entscheidet sich, wie viele Sitze ihre Partei im Plenarsaal des Bundestags bekommt. Je mehr Sitze eine Partei hat, desto größer ist ihre Macht. Denn im Parlament wird oft über wichtige Fragen abgestimmt. Wenn viele Politiker für dasselbe Ziel die Hand heben, können sie ihre Gegner überstimmen und ihr Vorhaben durchsetzen.

Bei der Wahl am Sonntag können die Erwachsenen zwei Kreuzchen auf dem Stimmzettel machen. Mit der Erststimme suchen sie sich eine Politikerin oder einen Politiker aus ihrer Umgebung aus, die oder der direkt in den Bundestag gewählt wird. Ob das klappt, hängt davon ab, ob die Direktkandidaten in ihrem Wahlkreis genug Stimmen bekommen. Mit der Zweitstimme wählen die Menschen eine Partei. Die schickt dann Politiker ins Parlament, die sie sich vorher selbst ausgesucht hat. Auf einer Liste legen sie die Reihenfolge ihrer Kandidaten fest. Wie viele von ihnen am Ende nach Berlin dürfen, hängt davon ab, wie viel Zweitstimmen die Partei sammelt.

Wer darf auf den Chefsessel?

Bei der Bundestagswahl wird nicht nur über das Parlament entschieden, sondern auch über die deutsche Regierung. Sie besteht aus dem Bundeskanzler oder der Bundeskanzlerin und den Ministern. Die Regierung leitet den deutschen Staat. Sie überlegt sich zum Beispiel neue Gesetze für die Menschen im Land und lässt das Parlament darüber abstimmen. Wer in der Regierung arbeitet, hängt davon ab, wie die Parteien bei der Wahl zum Parlament abschneiden. In der Regel übernehmen diejenigen den Job, die im Parlament die Mehrheit haben. Weil es im Bundestag sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Partei alleine mehr Sitze bekommt als alle anderen zusammen, machen üblicherweise mehrere Parteien gemeinsame Sache. Das heißt dann Koalition.

Zurzeit besteht die Regierungskoalition aus den Parteien CDU/CSU und FDP. Sie haben die Ministerposten unter sich aufgeteilt und eine Kanzlerin bestimmt: Angela Merkel von der CDU. Sie macht den Job seit acht Jahren und will nach der Bundestagswahl wieder Kanzlerin sein. Doch auch die SPD hat einen Kandidaten ins Rennen geschickt. Er heißt Peer Steinbrück. Nun hofft er darauf, dass viele Menschen am Sonntag für seine Partei stimmen. Wenn die SPD viele Stimmen bekommt und starke Teampartner findet, kann Peer Steinbrück es gegen Angela Merkel schaffen.

Text von Annabel Trautwein

Bild von Katharina Langer

 

Übrigens:

An der Stelle, an die Willy sich gemogelt hat, hängt normalerweise ein anderer Vogel: Der Bundesadler. Er ist das Wappentier des deutschen Staates. Deshalb ist er zum Beispiel auf den deutschen Euro-Münzen abgebildet. Im Plenarsaal des Bundestages hängt ein riesiger Bundesadler aus Blech. Die Politikerinnen und Politiker haben sie schon einen Spitznamen für ihn ausgedacht: Die fette Henne. So möchte Willy aber nicht genannt werden!


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