Die Songtexte sitzen, der Kartenverkauf läuft – Kirchdorf Rocks! steht wieder an. Zum vierten Mal macht sich die Nachbarschaft im Herzen Wilhemsburgs bereit für das Rockfestival im Gasthof Sohre. Die Lokalbands „Feinripp“ und „Dockerrock“ bringen Blues, Rock und Hardrock nach Wilhelmsburger Art ins Spiel, und das in bester Gesellschaft: Mit „After Midnight“, „Indigo Rocks“, „Beige“ und „Bonds“ setzen die Veranstalter Joachim Engel und Bernd Wucherpfennig auf eine anspruchsvolle Mischung aus Altmeistern und Newcomern. Sonntag gibt es Frühstück mit Unplugged-Musik für Feinschmecker. Für die Leserinnen und Leser von WilhelmsburgOnline.de halten die Veranstalter für jeden Festivaltag zwei Karten bereit. Eine Mail an achimbernd@kirchdorf-rocks.de genügt!
„Schöner, dreckiger Bluesrock“, damit fängt es an: Die Band „After Midnight“ eröffnet das Festival am Freitag um 20 Uhr mit Hits von ZZ Top und Jimi Hendrix, aber auch mit einem neuen eigenen Album. Rock und Blues mit Südstaatenflair haben sich auch die Musiker von „Indigo Rocks“ vorgenommen. Nach ihnen will das Familienunternehmen „Dockerrock“ den Abend auf härteren Riffs auf das Finale des Abends zusteuern. Den Auftakt zum Samstagabend gibt „Beige“, eine junge Band mit eigenen, deutschen Texten und bereits dem dritten Album im Gepäck. Dann ist die alte Schule wieder dran: Bei „Bonds“ stehen Musiker auf der Bühne, die vor Jahrzehnten schon den Starclub auf St. Pauli aufmischten. Zu guter Letzt setzen die Lokalmatadoren von „Feinripp“ mit handwerklich hohem Anspruch und hausgemachtem Inselrock zum Höhepunkt an – gefolgt vom Akustikduo „Jessen & Melzer“, die das Festival beim Sonntagsfrühstück geschmackvoll und sanft ausklingen lassen.
Wer schnell ist, kommt kostenlos rein
Der Kartenverkauf läuft – für 20 Euro pro Tagesticket ist das Rockerlebnis zu haben. Wer schnell ist, kann auch kostenlos dabei sein: Die Veranstalter halten für Freitag, Samstag und Sonntag jeweils zwei Karten für Leserinnen und Leser von WilhelmsburgOnline.de bereit. Zu haben sind die Tickets per Mail an achimbernd@kirchdorf-rocks.de. Wer die erste Mail mit Betreff „Freikarten WilhelmsburgOnline.de“ schickt, kann sich den Tag noch aussuchen, der oder die Zweitschnellste hat zwei Tage zur Auswahl, Platz drei darf sich überraschen lassen. Bis Mittwoch um 18 Uhr läuft die Aktion. Die Tickets werden an der Abendkasse hinterlegt – also bitte einen Namen in die Mail schreiben.
Ob die Gäste in erster Linie wegen der Bands kommen oder auf einen geselligen Abend unter Freunden und Nachbarn, ist für die Veranstalter nicht entscheidend. Sie wollen beides möglich machen. Nur wer zum echten Rockerlebnis fliegende Schnapsgläser, Raufereien oder Materialschäden braucht, wird enttäuscht werden. „Wir haben zwar Security, aber…“ – Bernd Wucherpfennig klopft auf Holz – „Krawall gibt es da nicht.“ Für die rauheren Bräuche der Rockszene seien die Kirchdorfer nicht zu haben. Die Musik dagegen sei vielen seit ihrer Jugend ans Herz gewachsen. Kirchdorf Rocks! sei eine Instanz im Dorf, sagt Joachim Engel. „Die Kirchdorfer haben das Festival mittlerweile fest in ihrem Kalender. Die wissen: Ende Oktober, da geht es bei Bode ab.“
Gedenken an Impulsgeber Steven Clark
Für ihn und Bernd Wucherpfennig wird es dieses Jahr besonders spannend. Zum ersten Mal veranstalten sie das Rockfestival ohne ihren Freund und Impulsgeber Steven Clark. Drei Jahre lang war der Musikprofi der kreative Kopf bei Kirchdorf Rocks!. Seine Freunde assistierten beim Kartenverkauf, dokumentierten das Festival mit Fotos und Film und halfen mit, wo Hilfe gebraucht wurde. Dann wurde Steven Clark krank. Joachim Engel und Bernd Wucherpfennig übernahmen immer mehr Aufgaben, bis sie im vergangenen Jahr ganz alleine über die Bühne brachten. Ihr Freund war zwei Wochen zuvor gestorben.
Bernd und Joachim waren sich sicher: Stevie hätte gewollt, dass das Festival weiterlebt. Also packten sie an. Das Wissen darüber, was zu einem Rockfestival dazu gehört und wo es zu finden ist, die Kontakte zu Veranstaltungsprofis, die vielen ehrenamtlichen Helfer – das war weitgehend Steven Clarks Vermächtnis. Als Joachim Engel und Bernd Wucherpfennig die Regie übernahmen, konnten sie auf ein stabiles Netzwerk von Unterstützern bauen. „Aber wenn wir nicht mehr weiterwussten, gab es niemanden mehr, den wir fragen konnten“, sagt Engel.
Heute ist es ihnen Ehrensache und Vergnügen zugleich, die vierte Runde von Kirchdorf Rocks! anzukündigen. „Wir betreiben diese Geschichte nicht aus rein kommerziellen Gründen, sondern vor allem aus Spaß an der Freud“, sagt Bernd Wucherpfennig. Trotzdem müsse am Ende die Kasse stimmen. „Das Ding ist ja nicht billig.“ Mehr als 10.000 Euro stünden auf der Ausgaben-Liste – die müssen beim Ticketverkauf wieder eingespielt werden. „Deswegen sind auch die Eintrittspreise mit 20 Euro nicht gerade klein“, sagt Joachim Engel. Dafür dürfe das Publikum aber auch anspruchsvolle Bands und perfekten Klang erwarten. „Man könnte auch sagen, wir stellen zwei Lautsprecher auf die Bühne und ein kleines Mischpult dazu und dann läuft das“, sagt Bernd. „Das ist nicht der Fall. Wir machen das fett.“
5000 Flyer haben sie drucken lassen und verteilt, auch die Plakate hängen. Nun können Joachim Engel und Bernd Wucherpfennig bis Freitag nur noch abwarten. Die Spannung steigt mit jedem Tag. Wie viele Karten sind schon weg? Klappt der Aufbau? Geht auch nichts zu Bruch? Und dann die Konzerte: Springt der Funke über? „Erst wenn ich sehe, die Leute gehen mit, kann ich mich zurücklehnen“, sagt Bernd Wucherpfennig. Die beiden Veranstalter machen sich auf drei Tage Ausnahmezustand gefasst. Erst am Montag danach sei ruhiger Schlaf wieder denkbar – so hatte es Steve ihnen immer gesagt. „Für uns ist das alles neu“, sagt Joachim Engel. „Wir werden das noch erleben.“
von Annabel Trautwein
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