Angst vor miesen Zeugnisnoten – das soll es in der Ganztagsschule Fährstraße bald nicht mehr geben. Die Lehrer wollen stattdessen neue Ideen für den Unterricht ausprobieren. Gemeinsam mit Schulexperten eines Wilhelmsburger Vereins haben sie sich überlegt, wie Kinder gemeinsam besser lernen können. Sie wollen einiges aus Waldorf-Schulen übernehmen. Die Jungen und Mädchen, die im Sommer an der Fährstraße eingeschult werden, testen die neuen Ideen als Erste.
Wenn Kinder in die Schule kommen, lernen sie ihre Klassenlehrerin oder ihren Klassenlehrer kennen. Im nächsten Sommer müssen sich die Erstklässler an der Fährstraße gleich zwei Namen merken. Denn der neue Plan für die Schule ist, dass Lehrer im Team unterrichten. Dabei tun sich die Grundschullehrer mit Kollegen zusammen, die sich mit Waldorfschulen gut auskennen. Die beiden Lehrer kümmern dann sich gemeinsam um die Kinder in der Klasse.
In Waldorfschulen läuft der Unterricht anders ab als der, den Kinder und Lehrer in Wilhelmsburg sonst gewohnt sind. Die Kinder bekommen zum Beispiel keine Noten auf ihrem Zeugnis, egal wie alt sie sind. Stattdessen beschreiben die Lehrerinnen und Lehrer in Worten, wie die Jungen und Mädchen mit dem Lernen vorankommen. So soll es künftig auch für die neuen Kinder an der Ganztagsschule Fährstraße sein. Zeugnisnoten gibt es dann nur noch, wenn die Eltern darum gebeten haben.
Auch bei den Fächern will sich die Schule etwas bei den Waldorf-Schulen abgucken. Kinder sollen zum Beispiel auch Eurythmie lernen können. Eurythmie ist eine Art Tanz. Dabei werden Wörter, Gedanken und Gefühle in Bewegungen ausgedrückt. In der Grundschule an der Fährstraße soll Eurythmie ein Wahlfach sein. Die Mädchen und Jungen können sich dann aussuchen, ob sie es machen wollen.
Kinder sollen andere Kulturen kennenlernen
All das hat sich die Ganztagsschule Fährstraße zusammen mit Fachleuten für Waldorf-Unterricht in Wilhelmsburg ausgedacht. Sie wollen die guten Ideen aus Waldorf-Schulen in den Unterricht einfließen lassen. Dazu gehört, dass sich die Kinder im Unterricht mehr bewegen und öfter mit ihren Händen arbeiten. Die Schüler sollen auch mehr über andere Kulturen lernen. Sie beschäftigen sich dann damit, wie die Menschen in anderen Teilen der Erde leben. Außerdem sollen die Mädchen und Jungen nicht jedes Mal umdenken müssen, wenn auf dem Stundenplan ein anderes Fach dran ist. Es soll mehr Projekte geben, in denen die Kinder und Lehrer einem Thema auf den Grund gehen können.
Die Lehrer und Fachleute mussten lange grübeln, bis der neue Schulplan fertig war. Jetzt sind sie zufrieden. Sie sagen, dass alle Kinder damit besser lernen können – auch wenn sie zum Beispiel zu Hause kein Deutsch sprechen oder sich in manchen Fächern schwer tun. In den kommenden Jahren wollen die Lehrer und Fachleute den Plan immer wieder nachbessern und weiter entwickeln.
von Annabel Trautwein
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