Wilhelmsburg hat den Orkan „Xaver“ gut überstanden. Die Deiche der Insel hielten der Sturmflut stand, einen kleinen Schaden am Klütjenfelder Hauptdeich bekam die Freiwillige Feuerwehr Wilhelmsburg mit Sandsäcken in den Griff. Einige Bäume, die der Orkan entwurzelt hatte, stürzten auf Autos und richteten Blechschäden an. Auch Dächer gingen in dem Sturm kaputt. Verletzt wurde jedoch niemand.
Für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte auf der Insel war es eine lange Nacht: Deichwächter und Feuerwehrleute waren bis zum Morgen auf den Beinen. Die Deichwacht wurde schon am Nachmittag vom Katastrophenschutz alarmiert: Gegen 15.30 Uhr klingelte das Telefon ihres Vorsitzenden Uwe Sommer, der angewiesen wurde, sein Team für den späten Abend zusammen zu rufen. Um 22.30 Uhr saßen 32 Mann einsatzbereit in der Unterkunft an der Rotenhäuser Straße und warteten auf den Notruf – „Sack bei Fuß“, wie die Deichwächter sagen.
Ausrücken mussten sie nicht. Die Deiche rings um die Insel hielten stand. „Gott sei Dank“, sagt Uwe Sommer im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de. Im Deichverteidigungsdepot Finkenriek seien zwar einige Lastwagen vorsorglich mit Sandsäcken beladen worden, doch zum Einsatz kamen sie nicht. Statt eisiger Fluten mussten die Deichwächter nur ihre Müdigkeit bekämpfen. Erst um 7 Uhr am Freitagmorgen kam die Entwarnung. „Man hält das durch“, sagt Uwe Sommer. „Das ist das Los der Deichwacht-Helfer.“
Zweithöchste Sturmflut in Hamburg
Wilhelmsburg kam glimpflich davon. Am Nordufer überschwemmte die Elbe den Fischmarkt, St. Pauli verzeichnete einen Pegelstand von 6,09 Metern über Normalnull. „Für Hamburg war es die bisher zweithöchste Sturmflut“, teilt die Innenbehörde mit. Weite Teile des Hafens blieben bis 10 Uhr am Freitagmorgen gesperrt. Im Verlauf der Sturmflut rückte die Feuerwehr zu mehr als 600 Rettungseinsätzen aus.
Auch die freiwilligen Feuerwehrleute in Wilhelmsburg waren lange im Einsatz. „Wir hatten über 24 Stunden zu tun und waren rund um die Uhr unterwegs“, sagt Wehrführervertreter Folker Bendt von der Feuerwache an der Rotenhäuser Straße. In der Fährstraße pumpten die Rettungskräfte reihenweise Keller aus. An einigen Orten auf der Insel hatte der Orkan Bäume entwurzelt, die auf Autos gekracht waren. Der Sturm fegte Ziegel von den Dächern, im Korallusviertel riss er offenbar ganze Dachteile ab. Der Bahnhof Wilhelmsburg wurde zeitweise gesperrt.
Am Klütjenfelder Hauptdeich zwischen Spreehafen und Harburger Chaussee gab es schließlich doch noch einen Deichschaden, wie Folker Bendt berichtet: Nahe der S-Bahnhaltestelle Veddel hatte der zuständige Deichwart eine kleine Sprudelquelle entdeckt und sofort der Einsatzzentrale im Rathaus Wilhelmsburg gemeldet. Die schickte daraufhin die Freiwillige Feuerwehr los. „Das Wasser drohte unten durchzulaufen und den Deich auszuspülen“, sagt Folker Bendt. 50 Sandsäcke später war der Deich gesichert.
Wachdienst an der Windmühle Johanna
Ein wachsames Auge war auch an der Windmühle Johanna gefragt: Ein Nachbar behielt das Wahrzeichen der Insel während des Sturms im Blick. Zuvor hatte der Mühlenverein alle erdenklichen Schutzmaßnahmen ergriffen. „Die Mühle ist zusätzlich zur normalen Sturmsicherung gesichert“, berichtete Jochen Vennebusch am Donnerstagabend. „Die Windbretter sind aus den Flügeln herausgenommen worden und wir haben die Bremse noch mit Spanngurten befestigt. Mehr können wir nicht tun.“ Entscheidend sei, dass die Windrose funktioniert – sonst könnte die Kappe nicht drehen und vom Sturm davongerissen werden. Am Ende ging alles gut. Nur die Weihnachtsbeleuchtung pustete der Orkan aus.
Text von Annabel Trautwein
Fotos von Michael Ziehl
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