Der Zaun rund um den Inselpark bleibt. Das hat das Bezirksamt Mitte auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de bekannt gegeben. Das ehemalige Gelände der internationalen Gartenschau (igs) soll nur noch zu bestimmten Uhrzeiten öffentlich zugänglich sein. Der Bezirk begründet das mit Sicherheit und geringeren Unterhaltskosten – obwohl im Park nach der igs nichts mehr zerstört oder beschmiert wurde, wie der Wachdienst sagt. Zurzeit ist es für die Menschen in Wilhelmsburg eine Frage des Glücks, ob die Tore offen sind. Wer nicht aus- oder eingesperrt werden will, muss lange Umwege machen.
Eingesperrt im öffentlichen Raum – das hat Jan schon zwei Mal erlebt. Beim ersten Mal suchte er noch nach einem regulären Ausweg aus dem Park. Beim zweiten Mal kletterte er gleich über den Zaun. „Was für mich noch okay ist“, sagt der Student. „Ich weiß aber nicht, wie das aussähe, wenn ich 60 oder älter wäre.“ Jeder Mensch im Park hätte in seine Lage kommen können – denn wann die Tore abgeschlossen werden, ist nirgendwo ersichtlich. Laut Jan ist die Sperrstunde eine Frage des Zufalls: „Mal machen die um acht zu, mal um zehn“, sagt er. Morgens sei das Tor manchmal um vier Uhr schon offen, an anderen Tagen erst zwei Stunden später. „Man kann also nur raten, wann man los muss, um pünktlich zu sein“, sagt Jan.
Sein täglicher Weg zum S-Bahnhof Wilhelmsburg dauert durch den Park etwa zehn Minuten. Will er auf Nummer sicher gehen, muss er außen herum – von seiner WG am Schlöperstieg durch den Kurdamm, die Georg-Wilhelm-Straße hoch und dann immer weiter die Mengestraße entlang. Ein Umweg von mehr als einem Kilometer. „Für mich persönlich ist das nervig“, meint Jan. „Ich finde aber vor allem: Der Park ist öffentlicher Raum, und das sollte er auch wieder werden.“
Bezirksamtssprecher: Zaun soll Qualität des Parks erhalten und sichern
Trotzdem steht der Beschluss fest: Die Tore werden weiterhin abgeschlossen. „Das hochwertige igs-Gelände soll als Wilhelmsburger Inselpark der Bevölkerung zur Verfügung stehen“, schreibt ein Sprecher des Bezirksamts auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de. „Um diese Qualität zu erhalten und zu sichern, ist vorgesehen, die vorhandene Einzäunung grundsätzlich zu erhalten. Das attraktive Erholungsangebot kann somit besser und dauerhafter den Nutzern zur Verfügung gestellt werden, der Aufwand für die Unterhaltung verringert sich.“ Damit bestätigt sich, was viele im Stadtteil schon vor Beginn der igs befürchteten: Der Park darf nur noch dann öffentlich genutzt werden, wenn die Stadt es für angemessen hält.
Wann genau er den Bürgerinnen und Bürgern Einlass gewähren will, hat der Bezirk noch nicht entschieden. „Tagsüber der Park vollständig zugänglich“, teilt der Sprecher mit – jedenfalls nach Abschluss der Bauarbeiten. Die Teile des Parks, die noch umgebaut werden, sind rund um die Uhr gesperrt. Mitte des Jahres sollen die letzten Bagger und Bauzäune verschwunden sein. Der Zaun rund um den Park aber bleibt. „Nachts werden die Tore geschlossen. Die genauen Zeiten werden noch festzulegen sein“, schreibt das Bezirksamt.
Jan wird also weiterhin Umwege machen müssen – doch das ist es nicht, was ihn aufregt. „Ich verstehe nicht, warum man Bürgern den Zugang zum städtischen Grund versagen sollte“, kritisiert er. „Besonders eine Stadt, die so wenig Rücksicht darauf nimmt, was sonst im Stadtteil los ist, sollte da sensibler sein.“ Während der Präsentation von IBA und igs waren die Wohnungen am Schlöperstieg Teil der Ausstellung, tausende von Touristen strömten durch die Straße – und machten bisweilen auch an offenstehenden Haustüren nicht halt, wie Jan berichtet. Er selbst wohnte damals noch im Obergeschoss. Fremde Menschen, die durchs Küchenfenster in private Wohnungen spähen, kennt er nur aus Erzählungen seiner Nachbarn. „Manche sind schon dazu übergegangen, Fotos ihrer Wohnungen in die Fenster zu hängen“, sagt er.
Wachdienst: Vandalismus-Problem hat sich erledigt
Nun sind nicht nur die Touristen verschwunden, sondern auch Blumenbeete und Installationen der Gartenschau. Umso unnötiger findet Jan den Zaun vor seiner Haustür. Zumindest der Teil, der westlich der Rathauswettern liegt, könnte seiner Meinung nach sofort freigegeben werden – damit wäre auch die Abkürzung zur Mengestraße wieder möglich. „Alles, was man noch kaputt machen könnte, liegt auf der anderen Seite des Kanals“, sagt er. Ein paar Bänke seien zwar noch übrig, „aber die stehen in jedem anderen Park auch.“
Schutz vor Vandalismus ist das Argument, mit dem der Bezirk die Sperrzeiten für den Zaun rund um den Inselpark begründet. Tatsächlich sei im Verlauf der Gartenschau einiges mit Farbe beschmiert oder kaputt gemacht worden, sagt ein Mitarbeiter des Wachdienstes auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de. Noch immer sind er und seine Kollegen in einem Container am Haupteingang des Inselparks stationiert, um Sicherheit und Ordnung im Park zu überwachen. Vandalismus sei dort heute aber gar kein Thema mehr, sagt der Wachmann. Seit Ende der Gartenschau habe niemand mehr etwas beschmiert oder zerstört. „Es ist hier ja nichts mehr großartig zu beschädigen“, sagt er.
von Annabel Trautwein
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