Streitthema Zaun: Bezirksamt rudert zurück

Im Streit um die nächtliche Schließung des Wilhelmsburger Inselparks nimmt das Bezirksamt Mitte seine Aussagen teilweise zurück. Es sei noch nicht entschieden, wo und wann der Zaun geschlossen werden soll, heißt es in einer neuen Pressemitteilung. Auch über den Zaunverlauf müsse noch gesprochen werden – vor allem mit Nachbarinnen und Nachbarn, Kleingärtnern, Anlagenbetreibern und Kommunalpolitikern, wie das Bezirksamt versichert.

Nach heftigen Protesten aus Wilhelmsburg und stadtweiter Berichterstattung über das Streitthema Inselpark-Zaun versucht das Bezirksamt nun zu beschwichtigen. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind weder zu Schließungen noch zum konkreten zukünftigen Zaunverlauf abschließende Entscheidungen getroffen“, schreibt Bezirksamtssprecher Norman Cordes in einer Pressemitteilung. Ziel des Bezirksamts sei, den Park so offen wie möglich zu halten. Was das konkret bedeutet, sei aber noch nicht beschlossen. „Für den zukünftigen Betrieb des Parks als besonders wertvoller öffentlicher Grünanlage ist sorgfältig zu prüfen, ob und in welchem Umfang in den Nachtstunden, etwa von 23 h bis 6 h eine Schließung von Toranlagen zum Schutz des Parks erforderlich sein könnten“, teilt das Bezirksamt in dem Papier mit. „Aktuelle konzeptionelle Überlegungen gehen dabei in die Richtung, dass Durchwegungen in verschiedene Richtungen möglichst auch nachts offen gehalten werden sollen.

Bezirk bleibt dabei: Zaun soll vor Vandalismus schützen

Nichts steht fest, vielmehr denken die Verantwortlichen nun darüber nach, wie sie den Zugang zum Park auch nachts ermöglichen können – so stellt es der Bezirksamtssprecher dar. Er relativiert damit seine vorherige Aussage gegenüber WilhelmsburgOnline.de, es sei „vorgesehen, die vorhandene Einzäunung grundsätzlich zu erhalten“. Auf Nachfrage der Redaktion sagte der Sprecher, er sei selbst nicht richtig informiert worden. Das Argument, der Zaun solle den Park vor Vandalismus schützen, behält der Bezirk jedoch bei. Es gebe „viele Befürchtungen, dass der Park mit seiner sehr hochwertigen Gestaltung und Ausstattung durch Vandalismus und Verwahrlosung sehr schnell an Attraktivität verlieren könnte“, schreibt der Sprecher. Die normale Pflege und Instandhaltung des Parks könne der Bezirk bezahlen, nicht aber „eine fortlaufende Beseitigung von Vandalismusschäden u.ä.“. Sicherheitshalber soll der Park deshalb zunächst weiterhin nachts abgesperrt werden: „Von einem kostenintensiven Abbau des Zauns wird zum jetzigen Zeitpunkt schon deshalb abgesehen, um überhaupt die Option zu haben, nötigenfalls nächtliche Schließungen vornehmen zu können.“

Inzwischen ist über Wilhelmsburg hinaus eine Debatte um den Park als öffentlicher Raum entbrannt. Die Internetzeitung Mittendrin, der NDR, Hamburg1, das Hamburger Abendblatt und die MoPo griffen das Thema auf, nachdem Leserinnen und Leser den ersten Bericht auf WilhelmsburgOnline.de verbreitet und kommentiert hatten. Der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg reagierte mit einer ausführlichen Stellungnahme. Auch wenn das Gelände nur nachts zugesperrt würde, bliebe den Menschen auf der Insel die Nutzung von öffentlichem Raum vorenthalten, kritisieren die Aktiven des Vereins. „Die WilhelmsburgerInnen werden so des großen Parks in der Mitte ihres Stadtteils enteignet.“ Nach Schließung der Tore gingen Naherholungsgebiete für Nachbarinnen und Nachbarn verloren, wichtige Fuß- und Radwege sowie die Fußgängerbrücke zwischen Brackstraße und Kleingartenvereinen würden versperrt. Damit seien auch Abendveranstaltungen im Bürgerhaus oder Rathaus viel schwerer erreichbar. Abends im Park spazieren zu gehen oder zu feiern wäre ebenso unmöglich wie frühmorgendliches Jogging oder Gassigehen. „Hunde führt man dann in Wohnstraßen aus, statt im Park“, schreibt der Verein Zukunft Elbinsel.

Mit einer nächtlichen Schließung des Parks schade der Bezirk nicht nur den Menschen in Wilhelmsburg – er vereitelt nach Ansicht des Vereins auch die eigenen Pläne zur Stadtteilentwicklung. So sperre er nicht zuletzt den Menschen die Tore vor der Nase zu, deren Wohnungen am Schlöperstieg oder in der Wilhelmsburger Mitte gerade mit der Nähe zum Park beworben wurden. Auch Radwanderwegen, die vor allem für Erholung nach Feierabend gebaut worden seien, würden mit der Schließung der Parktore abgeriegelt. Das Entwicklungsgebiet Wilhelmsburger Mitte sei nachts nur noch über laute und gefährliche Straßen erreichbar. Außerdem stelle ein verschlossener Park eine Barriere auf der Insel dar und sei „kontraproduktiv für das immer propagierte Zusammenwachsen von Wilhelmsburgs Osten und Westen.“ Fazit des Vereins: „Die zukünftige Entwicklung des Stadtteils wird damit nachhaltig gefährdet.“ Statt Geld auszugeben für den Erhalt des Zauns und das Personal, das ihn morgens öffnet und abends schließt, sollte der Bezirk nach Meinung von Zukunft Elbinsel die Eigenverantwortung der Menschen auf der Insel stärken – zum Beispiel indem er Gärtner aus dem Stadtteil für die Parkpflege engagiert und bezahlt.

Bezirk will Meinungen anhören

Offiziell trägt der Bezirk Mitte die Verantwortung für den Park. Nun aber sollen auch Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil einbezogen werden. Die Planungen zu Öffnung oder Schließung des Parks sollen „im Stadtteil und vor allem mit den direkten Anliegern, Betreibern von Einrichtungen und Anlagen, Kleingärtnern, Nachbarn und Kommunalpolitik diskutiert werden“, kündigt das Bezirksamt an. Wann, wo und in welchem Rahmen die Diskussion stattfinden soll, konnte die Pressestelle auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de noch nicht sagen. Entsprechende Termine seien aber in Vorbereitung. „Auf jeden Fall wird es das geben“, sichert eine Sprecherin des Bezirksamts zu. Es gehe darum, ein Meinungsbild der Menschen auf der Insel zu bekommen. In der Pressemitteilung verspricht das Amt: „Der Bezirk ist sich dabei der Sensibilität des Themas sehr bewusst und wird alles daran setzen, den Interessen des Stadtteils und der Anlieger bestmöglich Rechnung zu tragen.“

von Annabel Trautwein

 

Hinweis für alle, die durchs Tor wollen:

Die Tore im Zaun rund um den Inselpark sollen künftig abends um 23 Uhr geschlossen werden. Das hat unser Gesprächspartner Jan sechs Tage nach seiner Anfrage an das Bezirksamt von einem igs-Mitarbeiter erfahren. Wann der Park morgens geöffnet wird, erfuhr er bisher nicht. Wer im Park eingesperrt wird, kann sich vom Wachdienst befreien lassen. Die Nummer ist 015221882222.

 

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Kommentare

8 Antworten zu „Streitthema Zaun: Bezirksamt rudert zurück“

  1. Avatar von Greff, Heike
    Greff, Heike

    Ich denke doch, dass man immer heraus kommt durch das Drehkreuz !

  2. Avatar von Sören Janssen
    Sören Janssen

    Als Anwohner des Park (Schlöperstieg) bin ich regelrecht fassungslos über die Zerstörungen im Park, die versuche mit dem Auto durchzufahren, seinen Müll zu entsorgen oder mit Schuklarre und Spaten auszubudeln was ich für den eigenen Garten gut gebrauchen kann. Wie gehen wir damit um? Bürgerwehr und Nachwachen an allen Ausgängen? im Ernst: Ich habe auch keine bessere Idee als der Bezirk hier das Mittel der Schließungen in Erwägung zu zieht. Der Zaun hilft zu dem das Grün zu schützen an den zum teil noch dünnen stellen sich zu entwickeln und keine tranpelpfade entstehen zu lassen. Ich verstehe, dass einige allergisch auf einen Zaun reagieren und Wilhelmsburg hat lange genug unter dem Zaun zum Freihafen gelitten. Jetzt aber nur den Bezirk anzugreifen dass der Zaun weg soll, geht am Problem vorbei. Da hätte ich mir vom Verein Zukunft Elbinsel eine konstrukltivere Rolle gewünscht. Schade!

  3. Avatar von Baecker Indra
    Baecker Indra

    Es ist schon richtig den Park nachts zu schließen Planten un Bloomen hat das auch nichts geschadet,und wer möchte schon nachts dort herumspazieren? Es ist an anderen einsamen  Plätzen gefählich genug.  

  4. Avatar von Liesel Amelingmeyer
    Liesel Amelingmeyer

    Könnt Ihr Euch / können Sie sich die Alster mit ihrem Grünzug mitten in der Stadt und den Stadtpark eingezäunt und mit “Ladenöffnungs”- und Schließzeiten vorstellen? Ich nicht und deshalb möchte ich auch nicht, dass wir unseren neuen Volkspark in der Wilhelmsburger Mitte abriegeln. Selbst dann nicht, wenn das (nur) zu nachtschlafender Zeit und ganz frühmorgens sein soll. Liebe Leute, ich kann ja verstehen, dass es erst einmal nahe liegt, unseren „kommodigen“ neuen Park, der auf der Gartenschau so schön, so blitzblank und ohne Hinterlassenschaften jeglicher Art vor uns lag, jetzt gegen das rauhe Leben einzutauschen. Aber so ist es eben – jetzt gehört der Park allen. Ohne Eintritt, dafür aber mit umso mehr Verantwortung bei jedem von uns allen, dass er nicht verwahrlost. Auch der Bezirk braucht einen Batzen Geld, um die Pflege zu betreiben und eine gute Crew von Parkwächtern. Ich gebe zu, da kann man schon mal auf die Idee kommen, die Zeit, wo neben allem Erholungswert auch Schäden angerichtet werden könnten, möglichst übersichtlich und finanziell kalkulierbar zu halten. Ich habe es von Seiten des Bezirkes HH-Mitte aber auch so verstanden, dass dies erst einmal nur eine Idee ist und noch kein Beschluss. Ich finde, ein zu allen Zeiten und zu allen Seiten hin offener Park mit vielen Kümmerern im Kleinen und im Großen wäre doch schön. Man stelle sich nur die umgekehrte Meldung vor, dass der neue Volkspark des 21. Jahrhunderts auf der Elbinsel Wilhelmsburg sich durch Zaun und Schließung vor Vandalismus schützen muss. Dann haben wir ihn schon wieder, diesem Bronx-Geruch, den wir doch hinter uns lassen wollten…  

  5. Avatar von Sören Janssen
    Sören Janssen

    Richtig, Frau Amelingmeyer, es geht nicht darum eine "heile" IGS-Welt erhalten zu wollen. Die IGS ist vorbei und jetzt gehört der Park uns und soll für alle offen und sein. Ich bin auch kein Nostalgiker der glaubt hier was Unnatürliches erhalten zu wollen. Es geht also nicht um blitzblank oder darum alle HundebesitzerInnen auszusperren. Aber es geht darum wie wir verhindern, dass jedeR im Park das nimmt was der gerade braucht und dort lässt was er nicht mehr braucht.

    Veränderungen brauchen ihre Zeit. Noch wird der Park als IGS-Park wahrgenommen und auch die vielen Kümmerer brauchen Zeit sich zu finden. Diese Zeit sollten wir konstruktiv nutzen und nicht mit dem Hammer Zäune einschlagen. Dabei geht vermutlich mehr kaputt als uns lieb ist.

  6. Avatar von Dirk Holm
    Dirk Holm

    Die Argumente derjenigen, die für die nächtliche Schließung des Parks eintreten, überzeugen mich nicht. Wenn es denn die Möglichkeit gibt abzuschließen, ist es nur noch ein kleiner Schritt dahin, Eintrittsgeld zu verlangen. Dafür war der Zaun ursprünglich ja auch gedacht. Gegenteilige Beteuerungen mag man glauben oder nicht. Sie gelten allenfalls für heute. Wenn morgen eine neue Einnahmequelle nötig ist, wird eben kassiert. Ich freue mich übrigens sehr, dass nun eine intensive öffentliche Diskussion in Gang gekommen ist. Ohne den Artikel auf WilhelmsburgOnline, die Stellungnahme von Zukunft Elbinsel und die breite Berichterstattung der Medien, wäre es dazu kaum gekommen. Wichtig ist doch, dass die Entscheidung über Verschluss oder Öffnung, nicht über unsere Köpfe hinweg getroffen wird. Wie so viele andere Entscheidungen der letzten Jahre!

  7. Avatar von Klaus Lübke
    Klaus Lübke

    Es gibt gute Argumente für eine nächtliche Schließung des Parks, und es gibt gute Argumente dagegen. Es geht doch darum den öffentlichen Raum den wir jeden Tag betreten können möglichst lange in einem schönen Zustand genießen zu können. Ja, es gibt Wege durch den Park, die sollten Tag und Nacht offen sein, und man kann darüber Diskutieren ob man nur bestimmte Bereiche durch eine nächtliche Schließung schützen will. Das alles sind offene Fragen die man doch mit möglichst vielen Interessierten aus der Nachbarschaft und den umliegenden Quartieren diskutieren sollte. Offen und fair. Diejenigen, die Unterstellen es gäbe böse Absichten, etwa andere Parks und öffentliche Flächen ebenfalls einzuzäunen oder gar am Ende Eintritt für diese zu verlangen haben keine Grundlage für derlei Behauptungen. Diejenigen wollen andere Bange machen, weil Sie der Kraft ihrer eigenen Argumente nicht trauen.   Man muss also nicht in andere Länder schauen, etwa nach England, wo alle Parks nachts selbstverständlich geschlossen sind, sogar der riesige Hyde-Park in London. Nein, auch hier in Hamburg und Umgebung gibt es mehrere Beispiele für Grünanlagen die Nachts geschlossen werden. Da ist zum einen Planten un Blomen, aber auch der Dahliengarten in Altona und der Botanische Garten. Mir fällt auch der Rosengarten in Pinneberg ein. Diese Schließungen gibt es bereits seit Jahrzehnten, und niemand käme auf die Idee zu sagen das wäre eine Vorbereitung dafür Eintritt von irgenjemanden zu verlangen. Niemand käme auf die Idee zu behaupten diese Grünanlagen seien nicht öffentlich. Also lasst uns darüber Reden wer wann wo durchgehen möchte, lasst uns darüber Reden in welchen Teilen des Parks besonders hochwertige Attraktionen stehen. Gelegeheiten zu offenen Diskussionen wird es geben. Führe wir diese sachlich und mir Respekt voreinander.  

  8. Avatar von Renate Hercher-Reis
    Renate Hercher-Reis

    Lange bevor die igs überhaupt eröffnet wurde, waberten schon Gerüchte durch Wilhelmsburg, dass man überlegen sollte, den Zaun nach der Veranstaltung stehen zu lassen. Auch hier wurde Vandalismus als Grund angeführt. Die 1.000€ teuren Lampen im Boden und das künstlerische Wasserbecken des Brunnens im Garten der Religionen Kostenpunkt 25.000€ war angeblich unter die Vandalen gefallen. Komisch, bevor dies alles installiert wurde, gab es in dem Park so gut wie keine Probleme. Und ich weiß das sehr genau. Ich bin jeden Tag mit meinen Hund, meist sogar zwei mal am Tag, im Park spazieren gegangen. Ganz im Gegenteil habe ich dort regelmäßig Jugentliche gesehen, die spielten oder sich dort einfach nur aufhielten. Es gibt ja leider nicht so viele Orte wo die Jugend sich ohne bezahlen  zu müssen treffen und aufhalten können.  Um den Park zu schützen reicht es nicht, die Pforten um 23:00 Uhr, oder wann auch immer, zu schließen. Erinnern wir uns, als den Wilhelmsburgern, wie oben erwähnt, Vandalismus vorgeworfen wurde, bestand der Zaun bereits. Also müßte man den Park in der Nacht bewachen lassen. Das ist aber im Haushalt des Bezirks gar nicht vorgesehen. Man müßte das dann von den Mitteln, die speziell für die Grünpflege in den Haushalt eingestellt wurden, abzweigen. Da liegt es dann nahe, dass man schon mal darüber nachdenken könnte, diese entstehenden Kosten durch Eintrittsgelder zu finanzieren.  Mein Vorschlag daher: Alle teuren Installationen, die man meint mit einem Zaun schützen zu können, einfach wieder abbauen. Die haben vorher ja auch nicht gefehlt, wenn man sich im Park erholen wollte. Die vielen abgesägten Bäume kann man ja leider nicht wieder aufstellen.

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