IBA soll Planern weiterhin auf die Sprünge helfen

Die Internationale Bauausstellung ist gelaufen, aber die IBA macht weiter. Was hat sie vor? Was ist ihr Auftrag? Darüber informierten Geschäftsführer Uli Hellweg und Bezirksamts-Chef Andy Grote (SPD) am Dienstagabend im Bürgerhaus. Fünf Gebiete in Wilhelmsburg soll die IBA im Blick behalten und hinsichtlich ihres Potenzials für weitere Entwicklungen prüfen: die Achse zwischen Assmann-Kanal und Jaffe-Davids-Kanal, Georgswerder, die Dratelnstraße, die noch unvollendeten Georg-Wilhelm-Höfe und den Haulander Weg. Doch aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger gibt es auch an anderen Orten auf der Insel noch viel zu tun.

Auch wenn die IBA weiterhin im Süden Hamburgs aktiv ist – der Ausnahmezustand der Bauausstellung ist vorbei, versicherte Uli Hellweg. „In Wilhelmsburg geht es darum, dass der neue öffentliche Projektentwickler IBA einen Prüfauftrag bekommen hat für fünf Gebiete, wo wir zusammen mit Ihnen, aber natürlich auch in enger Kooperation mit dem Bezirk Vorlagen auf den Weg bringen“, erläuterte der IBA-Geschäftsführer den Menschen im Saal. Diese Vorlagen sollen den städtischen Instanzen als Entscheidungshilfe dienen. Die IBA selbst werde keine eigenen Projekte mehr beschließen. Sie soll im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde Fragen klären: Wo ist noch Potenzial zur Weiterentwicklung des Stadtteils? Wo setzen Bebauungspläne oder andere Vorgaben den Planern Grenzen? Wie viel Geld müsste die Stadt für welche Verbesserungsmaßnahmen aufbringen? Wie schnell ließe sich was umsetzen? All das soll in enger Absprache mit den Bezirken Mitte und Harburg, aber auch mit den Menschen auf der Insel erörtert werden.

„Wesentliche Veränderungen für den Stadtteil stehen uns noch bevor“, sagte Bezirksamts-Chef Andy Grote. Eins der größten Vorhaben ist der Bau von Wohnungen. Die Gebiete, die die Stadt voranbringen will, sind jedoch nicht einfach zu beplanen. Die Nähe von Wohngebieten, Gewerbe und Industrie stellt die Planer vor Hindernisse. Viele Böden müssen von den Altlasten der Fabriken gereinigt werden, bevor dort gebaut werden darf. Die IBA habe damit schon Erfahrung, sagte Andy Grote. Ihre Erfahrungen und ihr Können wolle sich die Stadt auch in Zukunft zunutze machen.

Bezirksamts-Chef: Perspektiven-Prozess soll Grundlage für weitere Mitsprache sein

Dennoch sei die IBA nur ein Dienstleister mit einem klaren Auftrag. Sie soll vorarbeiten, damit die städtischen Instanzen die richtigen Entscheidungen treffen. „Neben der BSU brauchen wir die Finanzbehörde, das Immobilienmanagement, wir brauchen die Behörde für Verkehr, Wirtschaft und Innovationen und wir brauchen die HPA, um hier voranzukommen und das alles zusammenzuführen“, führte Andy Grote auf. Deshalb gebe es die Steuerungsgruppe, die er als Vorsitzender leitet. An diese Schaltstelle sollen auch Formen der Bürgerbeteiligung angeknüpft sein. Ziel sei, die Menschen in Wilhelmsburg so früh wie möglich einzubeziehen, sagte Andy Grote. Dabei würden sicher nicht alle Ideen gut ankommen. Andererseits sei auch nicht jeder Entwurf ein fertiger Plan. „Was dann am Ende umgesetzt wird und in welcher Form, muss natürlich eng mit dem Stadtteil in Beteiligungsverfahren rückgekoppelt werden. Da wollen wir auch auf den Perspektiven-Prozess sehr stark zurückgreifen.“

Der Beteiligungsprozess „Perspektiven! Miteinander planen für die Elbinseln“ ist zunächst befristet: Bis April soll die Arbeit der verschiedenen Themengruppen laufen, danach steht der Abschlussbericht an. Wie soll die Beteiligung der Menschen gelingen, wenn das Verfahren seinen Schlusspunkt erreicht hat? Auch darüber hinaus soll der Kontakt und Austausch zwischen den Menschen im Stadtteil und dem Bezirk bestehen bleiben, erklärte Andy Grote auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de: „Es wäre ja irre, so ein aufwändiges Beteiligungsverfahren zu starten und dann nicht auf den Ergebnissen aufzubauen.“ Wie eine Fortsetzung des Prozesses aussehen könnte, sei jedoch noch nicht geklärt. Vorschläge sollten idealerweise aus den Perspektiven-Gruppen selbst kommen, sagte der Bezirksamts-Chef. Der Bezirk sei jedenfalls interessiert, die begonnene Entwicklung fortzuführen. Das habe er auch den Koordinatorinnen im Bürgerhaus schon signalisiert.

Kritik an Wohnungsbau-Plänen und an Schließung des Inselparks

Die Interessierten, die am Dienstagabend zur Veranstaltung ins Bürgerhaus gekommen waren, nutzten sofort die Chance, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Beim Thema Wohnungsbau sahen einige an anderen Stellen auf der Insel dringenderen Handlungsbedarf als in Georgswerder, an der Dratelnstraße und am Haulander Weg, auf der Achse zwischen den zwei Kanälen oder an den Georg-Wilhelm-Höfen. Kirchdorf-Süd etwa sei schon während der Bauausstellung weitgehend ausgenommen gewesen, sagte Hartmut Sauer. Auch im Korallusviertel und in den Gagfah-Gebäuden seien Verbesserungen für die Menschen überfällig. „Das fehlt mir in den Zielplanungen des Bezirks“, sagte er. Das Vorhaben, zwischen Assmann-Kanal und Jaffe-David-Kanal eine Wohnsiedlung zu errichten, rief erneut die Kritik der dort ansässigen Kleingärtner hervor. „Der Druck auf die intakten Grünflächen steigt immer mehr“, kritisierte Michael Wickenbrock vom Verein „Unsere Scholle“. Dagegen seien die ehemaligen Parkplätze der igs der Verwahrlosung preisgegeben, weil dort nicht einmal Mülltonnen für die parkenden Lkw-Fahrer vorhanden seien. Auch das Streitthema Inselpark kam wieder auf: Der Zaun solle wie versprochen verschwinden, forderten einige Rednerinnen und Redner.

In diesem Punkt stand Uli Hellweg dem Bezirksamts-Chef bei: Ein guter Park zeichne sich dadurch aus, dass Menschen ihn sich vorübergehend aneignen könnten, sagte er. Wer ihn aber beschmutze oder beschädige, nehme ihn ganz für sich in Anspruch – davor müsse der Park geschützt werden. Ansonsten warben IBA-Chef und Bezirksamtsleiter für ein durchdachtes nebeneinander von Wohnraum, Grünflächen, Verkehrswegen, Gewerbe und Industrie. Die Firmen und Fabriken am Jaffe-David-Kanal sollen langfristig auf Hafenflächen ausweichen, kündigte Andy Grote an. „Diese ganze Nord-Süd-Entwicklung wird nicht funktionieren, wenn nicht im Hafenflächen für die Verlagerung von Betrieben zur Verfügung gestellt werden“, sagte er. Hier wird der Bezirk mit der Hamburg Port Authority (HPA) verhandeln müssen.

von Annabel Trautwein

 

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