Anwohner uneins über Sperrung des Inselparks

Zur Zukunft des Wilhelmsburger Inselparks hat es neue Gespräche gegeben. Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) und Fachleute des Bezirks trafen sich Anfang der Woche mit Anwohnern aus dem Stadtteil zum Meinungsaustausch. Dabei ging es auch um die Frage, ob der Park weiterhin umzäunt bleiben soll. Zu dem nicht-öffentlichen Treffen wurden Journalisten nicht zugelassen. WilhelmsburgOnline.de hat sich deshalb nachträglich schlau gemacht, was bei dem Treffen herauskam.

Mehr als die Hälfte der Park-Anwohner war für den Erhalt eines Zauns – so schildern es Bezirksamtsleiter Andy Grote, der Beiratsvorsitzende Lutz Cassel und ein Anwohner vom Schlöperstieg jeweils im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de. Zu dem Treffen am Montag um 17 Uhr im Wilhelmsburger Rathaus hatte der Bezirksamtschef nach eigener Aussage mehrere 100 Bewohner des Schlöperstiegs, der Peter-Beenck-Straße und der Neuen Mitte Wilhelmsburg eingeladen. „Die unmittelbaren Anwohnerinnen und Anwohner sind für uns ganz wichtige Ansprechpartner“, sagte Andy Grote.

In der Gesprächsrunde stellten der Bezirksamtsleiter und seine Mitarbeiter erneut einen Entwurf vor, nach dem der Inselpark zu einem Großteil weiterhin umzäunt bleiben soll. Wie Andy Grote bestätigte, handelte es sich dabei um die zweite der beiden Varianten, die schon bei einer großen Debatte im Bürgerhaus vorgestellt worden war. Die Karte sei nur anders gestaltet gewesen, sodass die ständig zugänglichen Gebiete besser sichtbar seien. Diese Inseln wolle der Bezirk zunächst probeweise einrichten, berichten Gesprächsteilnehmer von der Elbinsel. Sollte sich herausstellen, dass dort auf Dauer kein Vandalismus aufkomme, könnten die Zäune nach Aussage der Bezirksmitarbeiter vielleicht auch wieder weggenommen werden. „Wir werden uns da hinein probieren“, sagte Andy Grote nach dem Gespräch gegenüber WilhelmsburgOnline.de. Mehrere Wilhelmsburger stellten daraufhin die Frage, wieso der Bezirk nicht erst einmal die Tore offen lasse. Sollte es nötig werden, könnten dann immer noch Teile des Parks abgeschlossen werden. Der Bezirk habe angekündigt, die Anregung „mitzunehmen“, wie Lutz Cassel berichtet.

In der Debatte um den Zaun seien die Positionen deutlich stärker auseinander gegangen als bei der Veranstaltung im Bürgerhaus, berichten die Teilnehmer. Laut Andy Grote hätten sich die Meinungen nicht eindeutig in Pro und Contra geteilt. Seiner Wahrnehmung nach seien jedoch die Befürworter des Zauns gegenüber den Kritikern in der Überzahl gewesen. Die Anwohner hätten zumeist praktische Anliegen vorgebracht, „abseits dieser Symbol-Debatte“. Lutz Cassel und der Schlöperstieg-Anwohner berichteten jedoch von einer hitzigen Atmosphäre, bei der prinzipielle Kritik an der Schließung des Parks mit bisweilen scharfer Gegenkritik beantwortet wurde. Einige Anwohner hätten sich explizit für den Erhalt des Zauns vor ihrem eigenen Grundstück ausgesprochen, sagt Andy Grote. Der Schlöperstieg-Bewohner bestätigte, dass sich einige Menschen davon offenbar Schutz vor Kriminellen versprachen.

Wunsch nach mehr Parkplätzen

Die Anwohnerinnen und Anwohner brachten im Laufe des Gesprächs auch viele persönliche Interessen und Wünsche vor, die nicht mit der Sperrung oder Öffnung des Parks zusammenhängen – so schildern es der Bezirksamtschef, Lutz Cassel und der junge Mann vom Schlöperstieg einstimmig. Besonders prominent war dabei offenbar der Wunsch nach mehr Parkplätzen. Dies beschäftigte zum einen die Anwohner in den IBA-Gebäuden am Inselpark, da ihre Parkflächen offenbar oft von Mitarbeitern der gegenüberliegenden Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt belegt werden. Andere in der Gesprächsrunde wünschten sich Parkplätze, um einfacher mit dem Auto zum Inselpark gelangen zu können und nicht auf Bus und Bahn angewiesen zu sein. „In dem Moment bin ich ein bisschen stutzig geworden“, berichtet der Anwohner aus dem Schlöperstieg. Schließlich sollten zu dem Termin die direkten Anwohner des Parks eingeladen werden, und die würden doch üblicherweise nicht mit Bus, Bahn oder Auto zum Park fahren.

Der Einladung des Bezirksamtsleiters waren etwa 60 Leute gefolgt. Einige Anwohner hatten offenbar keine Einladung bekommen, waren aber über WilhelmsburgOnline.de auf die Veranstaltung aufmerksam geworden und trotzdem um 17 Uhr ins Rathaus Wilhelmsburg gekommen. Dass die Einladungen bei einigen gar nicht eingetroffen waren und bei anderen zum Teil sehr kurzfristig, bedauerte Andy Grote im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de. Das Bezirksamt habe erst recherchieren müssen, wer zu dem Treffen eingeladen werden sollte. Da das Gespräch in einem „geschützten Diskussionsraum“ stattfinden sollte, sei die Öffentlichkeit bewusst nicht informiert worden und auch die Presse nicht eingeladen gewesen, sagte der Bezirksamtschef. Er kündigte an, die Diskussion um das Thema im Stadtteil weiterführen zu wollen: Am Mittwoch, 16. April, will Andy Grote den Stadtentwicklungsbeirat besuchen und dort erneut die Pläne des Bezirksamts zum Inselpark darstellen. Zudem soll es Ende April eine Sondersitzung des Regionalausschusses zum Thema geben. „Dann haben wir glaube ich mit allen Betroffenen gesprochen“, sagte Andy Grote.

von Annabel Trautwein

 

Mischt euch ein!

Weil wir als Presse nicht dabei sein durften, waren wir bei der Recherche auf Berichte von Leuten angewiesen, die beim Gespräch dabei waren. Dabei haben wir darauf geachtet, möglichst viele Positionen wiederzugeben. Sollte uns dennoch etwas Wichtiges entgangen sein, schreibt uns bitte einen Kommentar und ergänzt den Bericht! Wir freuen uns über eure Mitwirkung.

 

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Kommentare

8 Antworten zu „Anwohner uneins über Sperrung des Inselparks“

  1. Avatar von Michael Rothschuh
    Michael Rothschuh

    Macht der Bezirk "Vandalismus" aus, dann "hat sich die Notwendigkeit des Zauns bestätigt" – sieht er keinen "Vandalismus", dann "haben sich die Zäune bewährt". Nach diesem Muster werden einmal errichtete und teuer bezahlte Zäune und Tore verewigt. "Vandalismus" kann man, wie der Bezirks beim Park-Ratschlag am 11.2. gezeigt hat, beliebig definieren. Da gehören auch Schäden, die offenbar von Baufahrzeugen verursacht sind, dazu, umgekippte Mülleimer und künftig natürlich vor allem alles, was durchs Klettern über Zäune sowie Schwimmen, Flößen oder oder  Waten durch die jetzt zu Grenzen gemachten Kanäle, Wettern und Bracks kaputt geht.

    Es bestätigt sich offenbar die Planung von mehreren in sich geschlossenen Parkinseln – Sport- und Kleingartenpark im Osten, vermietbare Kapelle mit dem Mengepark im Westen und einem Spielplatzpark im Süden,-  die jeweils für sich gemanaged und vermarktet werden können, wie ich sie in http://zukunft-elbinsel.de/zaunverlauf-planungen-des-bezirks-mitte-fuer-den-wilhelmsburger-park/ beschrieben habe. 

  2. Avatar von M. Onken
    M. Onken

    Hallo, wir und weitere Nachbarn haben auch keine Einladung bekommen (Schlöperstieg). Wir hätten uns sehr gerne gegen den Zaun ausgesprochen. Ein „geschützter Diskussionsraum“ geht offenbar mit dem Vorgehen bei dem geschützten Park einher. Schade!

  3. Avatar von fogman
    fogman

    Die Vorstellung, dass man nach Wilhelmsburg zieht, um sich anschliessend hinter einem Zaun zu verschanzen regt mich ja schon etwas zum schmunzeln an. Meines Erachtens ist man mit diffusen Ängsten vor "Kriminellen" in Wilhelmsburg falsch aufgehoben. Denkt einer, der direkt am Park wohnt (aus der Haustür fallen und im Park stehen – so er denn offen ist).

    1. Avatar von Michael Rothschuh
      Michael Rothschuh

      Einige Anwohner hätten sich explizit für den Erhalt des Zauns vor ihrem eigenen Grundstück ausgesprochen, sagt Andy Grote

      Bei dieser Forderung hätte bei einem aufgeklärten Stadtentwickler, als den ich Andy Grote eigentlich einschätze, alle Alarmglocken schrillen müssen. Denn hier geht es nicht um Schutz von Blumen und Anlagen im Park vor Beschädigungen, sondern um eine "Gated Community", wie sie in den USA häufig zu finden ist: Eine abgesperrte Siedlung von Reichen inmitten armer Stadtteile, mit privaten Sicherheitsdiensten (im Park ist bereits eine privater Sicherheitsdienst im Einsatz),  und mit eigener Versorgung.

      Wie eine "Gated Community" erscheint die IBA-Musterhaussiedlung "Am Inselpark" mit ihrem Gitter und Wachhäuschen am "öffentlichen" Eingangsbereich der ehemaligen IGS ja schon jetzt.

      Ich bin sehr froh, dass es sowohl dort, als auch am Schlöperstieg viele Menschen gibt, die sich nicht absperren wollen gegenüber den in Wilhelmsburg lebenden Menschen und sich aktiv gegen die Zaunpark-Planungen wehren.

  4. Avatar von Gregor Waschkowski
    Gregor Waschkowski

    Als Wilhelmsburger möchte ich den Park auch am späten Abend nutzen können ohne die Sorge haben zu müssen eingeschlossen zu werden. Den Park Abends abzuschließen wird keinen Vandalismus verhindern. Wenn sich Randalierer vom Zaun wirklich abhalten lassen (Das dürfte nur auf einen Teil zutreffen), werden sie etwas anderes zerstören. Also: Kulturprogramme und sozialpädagogische Angebote fördern, damit die Bürger keine Zeit zum randalieren haben.

  5. Avatar von zoran zaunfreund
    zoran zaunfreund

    Auch nach meiner Wahrnehmung war der weitaus größere Teil der Anwesenden für die vom bezirk vorgestellte Lösung. Und mal im Ernst, die Sperrung ab Mitternacht bis morgens um fünf tut niemanden wirklich weh. Zumal sehr viele Flächen durchgehend frei zugänglich sind. Es geht überwiegend um den Schutz der teilweisen hochwertigen Technik und der Spielplatzanlagen. Wer glaubt dieses allein durch soziale Kontrolle zu erreichen dem sei ein Besuch zu später Stunde beim Skatepark empfohlen. Wer es schafft hier bei den Skatern die Einsicht zu wecken, dass es doch irgendwie auch besser aussieht wenn der eigene Müll nicht in den Rabatten landet bekommt von mir nen kleinen Orden gebastelt. Versucht euch doch gerne mal. oder schaut euch mal am Sonntag Abend bei schönem Wetter an wie „verantwortungsbewusst“ hier einige mit dem Inselpark umgehen. Und warum schenkt eigentlich niemand den Fachleuten Glauben, die wohl als einzige Erfahrung mit offenen und geschlossenen Parkanlagen haben. Was da an Verschwörungstheorien umherkreist hat schon ein bisschen beklemmendes.
    Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn der Park ansatzweise ein schöner und gepflegter Park bleibt. Und wer glaubt, dass der Bezirk das Budget für den Park in die Höhe schraubt um immer wieder alles instand zusetzen, der beobachtet auch gerne Zitronenfalter beim falten von Zitronen 😉

  6. Avatar von Arne Böttger
    Arne Böttger

    Als Anwohner des Schlöperstiegs, der auch leider KEINE Einladung bekommen hat (wie schwer ist es, einfach die Strasse entlangzugehen und eine in jeden Briefkasten zu werfen?) bin ich auch verärgert über diese Veranstaltung. 

    Ich habe Verständnis für die direkten Anwohner, deren Gärten und Terrassen an den Park angrenzen. Natürlich sollten dort die jetzigen Zäune bestehen bleiben, ebenso wie jeder Kleingarten durchaus eingezäunt sein darf, sowie anders als es manche verstanden haben auch der Lärmschutz an der Wilhelmsburger Reichstrasse bestehen bleiben soll. 

    Lächerlich finde ich aber die Pläne, den Park in "Vandalismusgefährdete" und "nicht Vandalismusgefährdete" Bereiche zu unterteilen. Würden die Pläne umgesetzt, die auch eine Ost-West-Querung ermöglichen, müsste ein NEUER Zaun QUER durch den Park gebaut werden. Zu den Kosten dieses Zauns und des Wachdienstes, der die Tore jeden Tag auf- und abschliessen muss gibt es auch noch keine Informationen. 

    Ich befürchte, dass ein Zaun den Vandalismus erst hervorrufen wird. Ärger über den Zaun, und das Wissen der wenigen, die ihn zu umgehen wissen, dass sie im Park unbeobachtet sind.

    Ich kann nur den Vorschlag wiederholen, den ich bei der Veranstaltung im Bürgerhaus gemacht habe. Lassen wir den Park ein Jahr lang offen, nach Abschluss der Umbaumaßnahmen. Nimmt der Vandalismus überhand, kann man immer noch tätig werden. Bis dahin aber bitte keine neuen Zäune errichten.

  7. Avatar von fogman

    Es tut mir persönlich schon weh, wenn ich Sonntagnachts als Wochenendpendler zurück nach Wilhelmsburg komme und dann um den Park herumgehen soll, um endlich ins warme Bett zu kommen. Da der Zaun kein wirkliches Hindernis darstellt, finde ich einen Weg – ich denke dabei allerdings an ältere Menschen bzw. bin froh, dass ich so wenig Gepäck dabei habe. Und mal ehrlich, wenn ich mit meinen 35 Lenzen über den Zaun komme, dann schaft dass auch jeder Randalebruder mit links. Die Alternative wäre Stacheldraht und denn kann doch nun wirklich keiner wollen.

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