Girls-Cup: Fußballerinnen des FFC Elbinsel geben alles

„FFC – ein tolles Team! Eine für alle, alle für eine!“ Schulter an Schulter stehen die F-Juniorinnen des FFC Elbinsel im Kreis und schreien ihren Schlachtruf durch die Sporthalle Dratelstraße. Das Spiel gegen die Mädchen vom SC Vier- und Marschlande fängt gut an: Schon bald schießen die Jüngsten des Wilhelmsburger Frauen-Fußball-Clubs das erste Tor. Wenn sie die Führung halten können und in den Spielen darauf nicht nachlassen, gewinnen sie den Girls-Cup der U9 vielleicht sogar selbst! Doch die Gegnerinnen ziehen an und landen den Ausgleichstreffer. Die Aufstellung im Elbinsel-Team ist dahin, alle rennen im Pulk dem Ball nach. „Sortiert euch“, ruft Cordula Radtke, aber es ist schon zu spät. Die kleinen blonden Vier- und Marschländerinnen schießen ein Tor nach dem anderen. 2:1, 3:1, Schlusspfiff. Jetzt kommt es für die Mädchen vom Team FFC Elbinsel 1 auf die Partie gegen Berlin-Neukölln an.

Das Turnier der F-Juniorinnen am Sonntag ist die letzte Veranstaltung des Girls-Cup 2014. Seit sieben Jahren lädt der 1. Frauen-Fußball-Club Elbinsel gemeinsam mit Hauptsponsor SAGA GWG Mädchenmannschaften aus ganz Deutschland dazu ein. „Das Turnier ist eines der größten in Norddeutschland“, sagt Cordula Radtke, Vorsitzende und Mitgründerin des FFC Elbinsel. Seit 2009 sind von der F-Jugend bis zu den Frauen alle Alters- und Leistungsklassen zum Girls-Cup eingeladen. Um die 100 Mannschaften sind jedes Jahr dabei. Etwa die Hälfte kommt aus Hamburg, die andere Hälfte aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Bremen, Brandenburg, Berlin. Grün Weiß Neukölln ist 2014 zum ersten Mal auf der Elbinsel zu Gast. „Die haben schon gesagt: Nächstes Mal kommen wir auf jeden Fall wieder“, sagt Cordula Radtke.

Wie im Verein läuft beim Girls-Cup alles ehrenamtlich. Treibende Kraft ist die Familie Radtke, die durch eine der Töchter zum Frauenfußball kam. Als Cordula Radtke und ihr Mann Trygve merkten, dass Frauenfußball in vielen Vereinen kaum ernst genommen wird, beschlossen sie, es selbst besser zu machen. 2006 gründeten sie den ersten Frauen-Fußball-Club Wilhelmsburgs. Sie machten den Verein bekannt, überzeugten skeptische Eltern und riefen alle zum Mitmachen auf. Heute spielen Mädchen und Frauen aller Altersklassen beim FFC Elbinsel. Zwei Mal pro Woche ist Training, alle 14 Tage ein Punktspiel. Viele der Spielerinnen übernehmen Verantwortung im Verein, büffeln in den Schulferien für Teamleiter-Prüfungen oder besuchen Lehrgänge, um Schiedsrichterin zu werden. „Wenn das Gefühl von Zusammengehörigkeit nicht da wäre, auch bei den Eltern, könnten wir so etwas wie dieses Turnier gar nicht organisieren“, sagt die Vorsitzende.

Heißes Duell gegen Neukölln

Im Wettstreit um den Girls-Cup 2014 geht es für Team 1 des FFC Elbinsel nun ums Ganze: Bei der Partie gegen BSV Grün Weiß Neukölln geben die Mädchen alles. Osamuyi und Esther dribbeln durch den gegnerischen Strafraum. Die schnelle Bilkis hat ihre Puste zurück: Sie sprintet aus der Abwehr an den Neuköllnerinnen vorbei und bolzt den Ball mit voller Kraft auf das Tor mit dem Berliner Bären in der Ecke. Doch als Neukölln in Führung geht, schaffen sie es nicht, das Spiel zu drehen. Mit dem Schlusspfiff ist der Traum vom Pokalsieg im eigenen Turnier vorbei.

Bilkis ist mit der Leistung des Teams trotzdem zufrieden. Die Tore sind gar nicht entscheidend für die Achtjährige. Fußballspielen bedeutet ihr vor allem, ihr eigenes Ding zu machen. „Ich möchte nicht immer so sein wie andere Mädchen“, sagt sie. Sie spielt schon seit mehreren Jahren, auch ihre Schwester Farida kickt beim FFC Elbinsel. Ihr kleiner Bruder schaut noch von der Tribüne aus zu. „Er ist erst vier. Aber bald wird er auch zum Fußballtraining gehen“, sagt Bilkis. „Ich habe spät angefangen“, meint Osamuyi. Seit zwei Jahren ist die Achtjährige beim FFC. „Beim Fußball lernt man, auf andere zu achten. Man muss zum Beispiel aufpassen, dass man niemandem weh gut. Sonst können die anderen ganz einfach ein Tor schießen, beim Strafstoß oder Elfmeter“, erklärt sie. Dass Fußball darüber hinaus einfach Spaß macht, hat inzwischen auch ihre Klassenkameradin Rima überzeugt – und deren Mutter. „Sie hat meine Mutter angerufen, und danach durfte Rima auch mitspielen“, erzählt Osamuyi. Beim Girls-Cup kann das Team FFC Elbinsel 1 froh darüber sein: Rima ist eine gute Torhüterin. Als es im letzten Spiel zum Siebenmeterschießen kommt, hält sie alle Bälle bis auf einen und sichert ihrem Team – angefeuert von den Fans auf der Tribüne – den Sieg im Spiel um Platz 7.

Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung

Dass Bilkis dunkelbraune Haut hat und ihre Eltern aus Ghana und Togo stammen, spielt beim Fußball keine Rolle. Auch Osamuyis Eltern kommen aus verschiedenen Ländern: Die Mutter ist Engländerin, ihr Vater Nigerianer. Insgesamt stammen die Spielerinnen des FFC Elbinsel aus rund 40 Nationen, schätzt Cordula Radtke: „Wir zählen das gar nicht mehr.“ Der Verein ist darauf eingestellt, sagt Trygve Radtke. Zu Veranstaltungen wie dem Tag des Mädchenfußballs gibt es zwei Grills – einen mit und einen ohne Schweinefleisch – und Essen aus allen Kulturen. Gegenseitiger Respekt und Teilhabe für alle ist ein wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit beim FFC: In der Turnierzeitung beim Girls-Cup, auf Plakaten und Transparenten setzt der Club ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung. „Bei uns steht das Mitmachen im Vordergrund“, sagt Cordula Radtke. Damit auch Mädchen spielen können, bei denen zu Hause das Geld für Sportsachen knapp ist, gibt es die Schuhbörse: Ausstatter geben nicht-verkaufte Fußballschuhe günstig ab, der Verein legt etwas drauf – so können die Kinder neue Markenschuhe für wenig Geld kaufen. Was nicht mehr passt und gut erhalten ist, steht für die nächsten Spielerinnen bereit.

Das Engagement kommt gut an: Fast jedes Jahr erntet der FFC Elbinsel Auszeichnungen. Den Integrationspreis des Hamburger Fußball-Verbands, den Preis für Frauen- und Mädchenfußball, den 3. Platz beim Integrationspreis des Deutschen Fußball-Bunds, den großen Silbernen Stern des Sports in Hamburg und den deutschlandweiten goldenen Stern des Sports haben die Frauen und Mädchen aus Wilhelmsburg bereits abgeräumt. Da verkraften die Spielerinnen locker, dass die Pokale für die Siegerinnen des Girls-Cup 2014 am Ende doch die Insel verlassen.

von Annabel Trautwein

 

 

Auf einen Blick: Die Ergebnisse des Girls-Cup 2014 (F-Jugend)

  • 1) SC Vier- und Marschlande
  • 2) VSV Hedendorf Neukloster
  • 3) VFL Pinneberg
  • 4) BSV Grün Weiß Neukölln
  • 5) SV Dornbusch
  • 6) FFC Elbinsel 2
  • 7) FFC Elbinsel 1
  • 8) Eimsbütteler Turnverein
  • 9) FSC Kaltenkirchen

Mehr Ergebnisse und Infos über den FFC Elbinsel Hamburg-Wilhelmsburg gibt es hier.

 

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Kommentare

3 Antworten zu „Girls-Cup: Fußballerinnen des FFC Elbinsel geben alles“

  1. Avatar von rtl

    super spieler ich spiele selbst bei FFC wilhelmsburg

    1. Avatar von kimberlin
      kimberlin

      cool ich würde auch gerne fußball spielen

      1. Avatar von Sc Eilbek

        Wenn du mit Fußball anfangen willst, dann komm zum SCEilbek…

        Bester Verein ever…:)

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