Die Ansiedlung von Flüchtlingen am Kurdamm ist wieder in der Schwebe. Noch sind keine Wohncontainer auf der Fläche aufgestellt worden. Der Boden müsse noch geprüft werden, teilte die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) mit. Dabei geht es auch um Kostenfragen, sagte ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de. Eine andere Fläche soll nicht infrage kommen, weil dort Investitionen in den Wohnungsbau vorgesehen sind. Nun zeichnet sich eine dritte Idee ab: Auch auf der Brachfläche an der Sanitasstraße könnten Menschen in Containern wohnen, schlägt der Bezirk vor.
Das Containerdorf für rund 130 Menschen auf dem Gelände der Georg-Wilhelm-Höfe sollte nach Möglichkeit schon Mitte April fertig sein – so lautete der bisherige Plan für den Standort Kurdamm. Ob es so kommt, ist auch eine Geldfrage: „Wenn da erhebliche Investitionen nötig sind, lohnt es sich nicht, für zwei Jahre Container aufzustellen“, sagte Behördensprecher Marcel Schweitzer. Wie teuer oder aufwändig die Herrichtung des Baugrunds für das Containerdorf werden könne, prüft derzeit das Bezirksamt Hamburg-Mitte. Vor rund zwei Monaten hatten BASFI und Bezirk die Pläne zur Ansiedlung von Flüchtlingen am Kurdamm im Bürgerhaus Wilhelmsburg vorgestellt. Das Gelände bei der ehemaligen Schule schien für zwischenzeitliche Unterkünfte geeignet, zumal sich der Weiterbau des IBA-Projekts Georg-Wilhelm-Höfe an der Stelle verzögert hatte.
Ob und wann Flüchtlinge am Kurdamm einziehen können, ist also noch offen. Derweil prüft die BASFI eine weitere Fläche, auf der Wohnraum in Containern denkbar wäre: die Brachfläche an der Sanitasstraße zwischen der Kita Kiddies Oase, der Straße am Veringhof und dem Haus der KünstlerCommunity. „Die Fläche ist uns vom Bezirk vorgeschlagen worden“, bestätigt Marcel Schweitzer. „Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.“ Vorher muss auch hier noch geprüft werden, etwa ob Lärmschutz oder Hochwasserschutz gewährleistet sind. Erst dann stünde die Frage an, wie viele Container dort Platz finden und wie lange sie dort bleiben könnten. Laut BASFI-Sprecher Marcel Schweitzer dauert es üblicherweise etwa sechs Monate, bis eine Entscheidung gefällt wird.
Fläche an der Dratelnstraße soll für Wohnungsbau-Investoren frei bleiben
Weitere Standorte für mögliche Flüchtlingsunterkünfte werden in Wilhelmsburg derzeit nicht erörtert. Den Vorschlag der CDU-Fraktion, auch an der Dratelnstraße Unterkünfte zu schaffen, lehnte die Bezirksverwaltung ab. „Der Bezirk sieht den ehemaligen igs-Parkplatz Dratelnstraße für die öffentliche Unterbringung als sehr kritisch an, weil es sich um die wichtigste und größte Wohnungsbaufläche im zentralen Wilhelmsburg handelt, die zügig entwickelt und bebaut werden kann“, erläutert Bezirksamtssprecher Norman Cordes auf Nachfrage von WilhelmsburgOnline.de. Daran werde auch schon gearbeitet. Sollte jedoch auf der Fläche eine Flüchtlingsunterkunft entstehen – bei der Größe des Grundstücks wären dann laut Bezirksamtssprecher 500 oder mehr neue Bewohner zu erwarten –, stünde das dem Ziel entgegen, die sogenannte Wilhelmsburger Mitte zum Wohnquartier auszubauen. Die Ansiedlung von geflüchteten Personen an der Stelle wäre demnach das falsche Signal an den Stadtteil und die Wohnungsbauunternehmen, die dort investieren wollen, erläuterte Norman Cordes.
In Hamburg werden derzeit Unterkünfte für 2.953 Flüchtlinge geplant. Das geht aus einer Liste der BASFI hervor, die WilhelmsburgOnline.de vorliegt. Im Bezirk Mitte sind bisher zwei Standorte aufgeführt: Der Platz am Kurdamm und eine Adresse in Horn, am Rande eines Kleingartengebiets entlang der Bille. Beide Orte böten Platz für jeweils 130 Personen. In Wilhelmsburg gibt es bislang eine öffentliche Unterkunft für geflüchtete und wohnungslose Menschen: An der Hafenbahn nahe der S-Bahn Veddel sind 321 Personen untergebracht.
Laut Informationen des BASFI ist Eimsbüttel der Bezirk mit den meisten geplanten Flüchtlingsunterkünften: Hier könnte an vier Standorten Platz für insgesamt 844 Menschen geschaffen werden. Die größte Unterkunft mit 552 Plätzen ist laut BASFI in Bergedorf vorgesehen.
von Annabel Trautwein
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