Die SPD verliert die absolute Mehrheit in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, bleibt aber die stärkste Kraft. Auch in Wilhelmsburg stehen die Sozialdemokraten in der Gunst der Wählerinnen und Wähler an erster Stelle – hier haben sie sogar besser abgeschnitten als im bezirksweiten Vergleich. Mit dem Einzug der AfD in die Bezirksversammlung sind offenbar viele in Wilhelmsburg einverstanden: Die Eurogegner, die mit dem Slogan „Mut zu Deutschland“ in den Wahlkampf zogen, sind die fünftstärkste Partei auf der Insel. Die FDP muss sich mit weniger als 3 Prozent aus der Bezirksversammlung verabschieden. Auch das ist im Sinne des Wilhelmsburger Votums: Die Liberalen schnitten hier sogar noch deutlich schlechter ab.
Die SPD hat kräftig Stimmen verloren im Bezirk Hamburg-Mitte: Von 47,4 Prozent stürzte sie auf 36,9 Prozent ab. Damit dürften die Abstimmungen in der Bezirksversammlung und in den Ausschüssen um einiges spannender werden. Denn bisher konnten die Sozialdemokraten ihre eigenen Anträge einfach durchwinken und wichtige Entscheidungen alleine fällen – neulich etwa bei dem Beschluss, Teile des Wilhelmsburger Inselparks nachts zu schließen. Damit ist es nun vorbei. Um eine Mehrheit zu erzielen, braucht die SPD fortan Partner. Die FDP, die bisher oft zur SPD hielt, steht dafür nicht mehr zur Verfügung: Die Liberalen schafften im Bezirk Mitte nur 2,3 Prozent und scheitern damit an der Drei-Prozent-Hürde, die kleine Parteien und Wählergemeinschaften aus Hamburger Bezirksversammlungen ausschließt.
Stattdessen werden künftig Politiker der AfD am Klosterwall mitmischen. Die als rechtspopulistisch verrufene Anti-Euro-Partei schaffte im Bezirk Mitte 5,1 Prozent und schnitt damit noch ab als die Piratenpartei. Die Piraten verloren leicht im Vergleich zur Bezirkswahl 2011, schafften aber mit 4,4 Prozent locker den Einzug in die Bezirksversammlung. Linke und Grüne legten deutlich zu: Beide verbesserten sich um etwa vier Prozentpunkte. Mit 18,1 Prozent bekommen die Grünen einige Sitze mehr als die Linke, die mit den Stimmen ihrer Wähler in Mitte ein Ergebnis von 14,1 Prozent einfuhr. Nur für die CDU hat sich nicht viel verändert: Sie legte leicht zu und landete mit 18,5 Prozent auf Platz zwei der Bezirkswertung. Die Freien Wähler müssen bei der Bezirkspolitik weiterhin zusehen: Sie schafften nur 0,4 Prozent.
Wilhelmsburg sieht die Grünen auf Platz zwei
Im Vergleich zwischen Bezirk und Elbinsel fällt die Rangfolge der Parteien etwas anders aus: Die SPD ist zwar unbestritten stärkste Kraft und bekommt mit 40,2 Prozent der Kreuzchen auf den Bezirkslisten sogar noch mehr Zuspruch als im Norden der Elbe. Doch auf Platz zwei folgen in der Wählergunst der Insel die Grünen mit 16,9 Prozent. Erst kurz dahinter kommt die CDU, die mit 16,6 Prozent klar unter ihrem Ergebnis aus dem gesamten Bezirk bleibt. Ein klarer Erfolg gelingt der Union nur in Moorwerder: Im Wahlbezirk 13501 ist sie mit 36,9 Prozent sogar die stärkste Kraft. Vierte in Wilhelmsburg ist die Linke, die hier fast 15 Prozent schafft. Im Reiherstiegviertel erfährt sie besonders viel Zuspruch: Im Wahllokal 13701 in der Ganztagsschule Fährstraße, im Lokal 13704 im Treffpunkt.Elbinsel und im AWO-Seniorentreff an der Straße Rotenhäuser Wettern sammelt die Linke jeweils mehr Stimmen als alle anderen Parteien.
Die AfD kommt auf der Elbinsel weniger gut an als im gesamten Bezirk. Ihr bestes Ergebnis erzielt sie in Moorwerder, wo sie die Wähler am Deich zu 9,8 Prozent überzeugt. Auf der gesamten Insel enden die Euro-Gegner bei 4,9 Prozent und liegen damit auf Platz fünf vor den Piraten, die in Wilhelmsburg knapp 4,4 Prozent erzielen. Die Absage an die FDP fällt auf der Insel noch klarer aus als im Gesamtbezirk: knapp 1,9 Prozent gestanden die Wähler in Wilhelmsburg den Liberalen noch zu. Das Interesse an den Freien Wählern blieb auch hier mit 0,3 Prozent mau.
Abstimmung auf den Wahlkreislisten: Sozialdemokraten genießen das größte Vertrauen
Welche Politiker überzeugten die Wilhelmsburger als lokale Volksvertreter? Auch die Kreuzchen auf den Wahlkreislisten konnten am häufigsten die Sozialdemokraten für sich gewinnen. 41 Prozent erzielten die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD im Osten und Westen Wilhelmsburgs – 2,8 Prozentpunkte mehr als im Ergebnis aller Wahlkreise von Mitte. Die CDU-Kandidaten kamen auf der Insel nicht ganz so gut weg, schafften es in der Rangfolge der Wahlkreislisten-Ergebnisse mit 18,6 Prozent aber immerhin auf Platz zwei. Die Linke überzeugte mit ihren Kandidaten vor Ort mehr als im gesamten Bezirk, musste aber mit ihren 16,2 Prozent den Politikern der Grünen, die in Wilhelmsburg auf 16,4 Prozent kamen, einen dünnen Vertrauensvorsprung lassen. Die Liberalen überzeugten als Einzelpersonen offenbar mehr als in der Gruppe: 4,5 Prozent schafften sie auf den Wahlkreislisten in Wilhelmsburg-West und -Ost. Die Piraten bildeten mit 3,3 Prozent das Schlusslicht der lokalen Kandidaten, stellten aber auch nur in einem der beiden Wahlkreise Politiker zur Wahl. AfD und Freie Wähler verzichteten komplett auf Wahlkreisstimmen aus Wilhelmsburg.
In ganz Hamburg-Mitte gab etwa jeder Dritte seine Stimme ab: Die Wahlbeteiligung lag laut Statistikamt Nord bei 31,2 Prozent. Nur ein Wahllokal auf der Elbinsel konnte das überbieten: Das Lokal am Bauernstegel 1, wo die Wähler in der Remise der Freiwilligen Feuerwehr Moorwerder abstimmen. Hier kamen immerhin 34,9 Prozent der Wahlberechtigten. Die niedrigste Wahlbeteiligung verzeichnete das Wahllokal 13602 an der Prassekstraße mit nur 12,7 Prozent.
von Annabel Trautwein
Wie hat meine Nachbarschaft gestimmt?
Die Ergebnisse aller Wahllokale sind auf der Internetseite des Statistikamts Nord veröffentlicht. In der Liste der Wahlkreise stehen die Wilhelmsburger Ergebnisse unter „Hamburg-Mitte Wahlkreis 7“ und „Hamburg-Mitte Wahlkreis 8“. Mit einem Klick auf die Reiter oben links kann man zwischen den Ergebnissen der Wahlkreislisten und den Ergebnissen der Bezirkslisten Wechseln.
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