Der Widerstand gegen den geplanten Abriss der Kolbe-Kirche zeigt Wirkung: Das Vorhaben des katholischen Erzbistums Hamburg liegt auf Eis, St. Maximilian Kolbe ist vorerst vor der Abrissbirne sicher. Nun will die Kirche gemeinsam mit dem Denkmalschutzamt über eine Nachnutzung des Gebäudes an der Krieterstraße beraten. Wozu könnte die „Klorolle“ in Zukunft dienen? Dazu sammeln die Denkmalpfleger Ideen – Vorschläge aus Wilhelmsburg sind ausdrücklich willkommen.
Die Prioritäten der katholischen Kirche sind unverändert: Ihr gehe es vor allem darum, eine gute und wirtschaftlich tragbare Seelsorge für die Wilhelmsburger Gemeinde hinzubekommen, erklärte ein Sprecher des Bistums am Mittwoch. „Dazu gehört neben unserem Engagement für die Pfarrei St. Bonifatius und die katholische Schule St. Bonifatius auch die Sicherung und qualitative Weiterentwicklung des Alten- und Pflegeheims St. Maximilian Kolbe in katholischer Trägerschaft“, schreibt das Bistum in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem Denkmalschutzamt.
Die Zukunft des Alten- und Pflegeheims ist der Knackpunkt beim Streit um die Zukunft der Kirche – so stellte es das Bistum schon auf einer Veranstaltung im Wilhelmsburger Bürgerhaus dar, zu dem der Verein Freunde der Denkmalpflege eingeladen hatte. Das Pflegeheim wurde bereits an den Malteser Hilfsdienst verkauft, der zwar nicht kirchlich ist, aber den Katholiken nahe steht. Laut Bistum waren die Malteser aber nur bereit, das Pflegeheim zu übernehmen, wenn die Kirche nebenan abgerissen wird. Auf der so entstehenden Freifläche sollte das Altenheim ausgebaut werden. Das Bistum gab nach, der Kaufvertrag ist bereits unterzeichnet. Die Kirche schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn nicht nur das Altenheim wird zum Kostenfaktor – auch eine Sanierung der Kirche würde viel Geld verschlingen.
Wilhelmsburger und Fachleute protestieren gegen Abriss
Als die Pläne bekannt wurden, regte sich Protest. Kritiker in Wilhelmsburg beklagten, mit dem Abriss der Kirche St. Maximilian Kolbe werde ein wichtiges Stück Nachkriegsgeschichte zunichte gemacht. Der Bau sei ein Symbol für das Zusammenleben der Nationen und Religionen auf der Insel. Für viele auf der Elbinsel ist das Gotteshaus auch ein persönlicher Bezugspunkt: Hier wurden sie getauft oder konfirmiert, einige besuchten regelmäßig die heilige Messe. Über die Schönheit des Betonbaus, der im Stadtteil auch als „Klorolle“ oder „Nonnenrutsche“ bekannt ist, gibt es zwar unterschiedliche Meinungen im Stadtteil – der baukulturelle Wert der Kirche jedoch ist unbestritten, sagt das Denkmalschutzamt. Ihr Leiter Andreas Kellner, Oberbaudirektor Jörn Walter und Vertreter der Architektenkammer erklärten einstimmig: Das Kirchengebäude ist ein herausragendes Zeugnis seiner Zeit. Nicht nur der architektonische Stil ist beispielhaft, auch ihr Symbolwert für die Verhältnisse auf der Elbinsel in den 70er Jahren ist durch nichts zu ersetzen.
Nun zeigt der öffentliche Protest erste Erfolge: Denkmalpfleger und Kirchenvertreter haben sich geeinigt, gemeinsam nach Lösungen für das Gebäude zu suchen. Zunächst soll geprüft werden, wie viel Geld eine Sanierung der Kirche überhaupt kosten würde. Das ist offenbar noch nicht geklärt – die Summe von 400.000 Euro, die das Bistum zunächst genannt hatte, stellte der Kirchenvertreter auf der Podiumsdiskussion im Bürgerhaus wieder infrage. Nun wollen Denkmalpfleger und Bistum gemeinsam prüfen, welche Schäden zu beheben sind und wie teuer das werden würde. Der Antrag zum Abriss, der bereits beim Bezirksamt Hamburg-Mitte vorliegt, soll zunächst auf Eis liegen.
Denkmalschützer bitten Bürger um Vorschläge
„Wir sehen die Probleme und wollen die Kirche damit nicht allein lassen, müssen aber noch einmal alle Kräfte zur Rettung dieses einzigartigen Baudenkmals sammeln“, erklärt Denkmalschutz-Chef Andreas Kellner. Dabei hofft er auch auf Ideen aus der Bevölkerung: Wer Vorschläge für eine Nutzung des Gebäudes machen will, mögliche Betreiber kennt oder selbst etwas mit der alten Kirche vorhat, soll eine Mail mit Betreff „Maximilian Kolbe-Kirche“ an denkmalschutzamt@kb.hamburg.de schreiben. Bis zum 16. Juni sammelt das Amt Ideen, Tipps und Konzepte. Danach wollen sich die Denkmalpfleger und Kirchenleute erneut zusammensetzen und die Vorschläge auswerten.
Andreas Kellner ist zuversichtlich, dass viele Hamburger mithelfen, um der Kirche eine zweite Chance zu geben. Auch gegenüber der Gesellschaft sei das Bistum in der Pflicht, verantwortungsbewusst mit ihren Denkmälern umzugehen – „wegen ihrer großen Bedeutung als herausragende Dokumente der Stadtgeschichte.“
von Annabel Trautwein
Eure Ideen sind gefragt!
Das Denkmalschutzamt bittet Menschen aus ganz Hamburg um Ideen für eine weitere Nutzung des Kirchengebäudes St. Maximilian Kolbe an der Krieterstraße. Was ist dabei zu bedenken? Genaue Infos gibt es hier.
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