Frauen-Fußballclub Elbinsel gewinnt Sportpreis

Sieg und Jubel beim 1. FFC Elbinsel: Der Frauen-Fußballclub aus Wilhelmsburg hat beim Sportpreis der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte den ersten Platz gemacht. Kein anderer Sportverein zwischen Alster und Süderelbe setze sich so stark für kulturelle Vielfalt, Toleranz und Integration ein, entschied die Jury. Besonders überzeugte sie das Projekt „Fußball baut Brücken“: Unter diesem Motto veranstaltet der 1. FFC Elbinsel jährlich das Elbinsel Fußball Camp und den Tag des Mädchenfußballs, die ausdrücklich für Kinder und Eltern aller Kulturen offen sind.

Welcher Sportverein bringt Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterschiedlicher Herkunft am besten zusammen? Darauf kam es an bei der Vergabe des Bezirks-Sportpreises 2014. „Dem Sport kommt eine unheimlich verbindende Bedeutung zu“, sagte Bezirksamtschef Andy Grote bei der Preisverleihung am Mittwochabend in der Stadtteilschule am Hafen, die das Café Royal Salonorchester in dreiköpfiger Besetzung musikalisch begleitete. Gerade in Hamburg-Mitte, wo besonders viele verschiedene Kulturen zu Hause sind, leisteten ehrenamtlich geführte Sportvereine damit einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben – auch wenn dies oft unterschätzt werde, sagte Andy Grote.

„Fußball ist für uns das Mittel zum Zweck, um soziale Arbeit zu leisten.“ Mit diesen Worten nahm die 1. Vorsitzende Cordula Radtke den Sportpreis entgegen. Mit ihr aufs Podium kamen drei Spielerinnen des Vereins, die Cordula Radtke einzeln vorstellte: Özdem Ulusoy, die 2008 zum FFC Elbinsel kam, dann fast die Fußballschuhe an den Nagel hängte und doch zurückkam – heute ist sie Trainerin der F-Jugend, Schiedsrichterin und kickt in der ersten Frauenmannschaft Wilhelmsburgs. Judith Reiprich sei über das Projekt „Kick it like Africans“ zum Verein gekommen, erzählte Cordula Radtke. Mit dem Programm will der 1. FFC Elbinsel vor allem Mädchen aus afrikanischen Familien für den Fußball gewinnen. Wie Pia Lena Brengel, die im Verein noch zu den Neuen gehört, spielt die dunkelhäutige Judith in der C-Jugendmannschaft auf der Insel. Jedes Team des FFC Elbinsel ist multikulturell. „Für uns ist es auch eine Herzenssache, mit den Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, die bei uns den größten Anteil ausmachen“, sagte Cordula Radtke.

Der sogenannte Migrationshintergrund ist auf der Elbinsel Normalfall – mehr als die Hälfte aller Wilhelmsburger stammt ursprünglich aus einem anderen Land. Trotzdem sei der Einsatz für kulturelle Vielfalt in Sportvereinen auch hier nicht selbstverständlich, sagte der SPD-Bezirkspolitiker Tobias Piekatz in seiner Laudatio auf den 1. FFC Elbinsel. Der Verein zeichne sich nicht nur durch Fußballerinnnen aus vielen Ländern und Kulturen aus, sondern gebe ihnen auch die Chance, sich auf allen Ebenen der Vereinsarbeit zu engagieren und Erfahrungen zu sammeln. „Für Fairness, Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt treten alle auf den Platz“, sagte der Laudator. Der FFC Elbinsel sei nicht nur offen für alle, sondern bemühe sich in schwierigen Fällen um einzelne Spielerinnen: „Sie gehen in die Familien und überzeugen die Eltern, ihre Mädels spielen zu lassen“, lobte Tobias Piekatz.

Für gute Argumente und Überzeugungsarbeit hat der Fußballclub nun ein Extra-Budget: 3000 Euro fließen mit dem Sportpreis in die Vereinskasse. Von dem Geld soll ein Image-Film produziert werden, gab die Vorsitzende bekannt. Außerdem wolle der Verein als Mitglied der Wilhelmsburger Parksport-Genossenschaft auch dort für mehr Integration und Inklusion werben. Neue Bälle und Sportgeräte müssten natürlich auch her, ergänzte Cordula Radtke.

Nicht nur der FFC Elbinsel kann sich über Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit und einen Zuschuss zur Vereinskasse freuen. Der Horner Turnverein und der TuS Hamburg von 1880 wurden beide Zweiter und erhielten jeweils 1000 Euro. Der Horner Turnverein engagiere sich besonders für Vereinsmitglieder mit wenig Geld, hieß es in der Laudatio. Der TuS Hamburg überzeugte die Jury der Bezirksversammlung vor allem durch die Ausbildung von jungen Migranten zu Übungsleitern. Insgesamt gibt es in Hamburg-Mitte rund 270 Sportvereine.

Sport genieße im Bezirk Mitte einen immer größeren Stellenwert, erklärte Bezirksamtsleiter Andy Grote. Er verwies dabei auf die neue Wilhelmsburger Profi-Basketballmannschaft Hamburg Towers, die im September in die zweite Liga startet, und auf die Parksport-Genossenschaft im Wilhelmsburger Inselpark. In Zukunft könnte der Sport noch präsenter werden, sagte der Bezirksamtschef: „Wenn Olympia stattfindet in Hamburg, dann wird es hauptsächlich in Mitte stattfinden.“ Drei Millionen Euro habe der Sportausschuss von 2013 bis 2015 in der Kasse, um Vereine im Bezirk zu unterstützen und neue Angebote zu schaffen. „Der Sportpreis belegt diese besonderes Bedeutung des Sports in Hamburg-Mitte“, erklärte Andy Grote.

von Annabel Trautwein

 

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