Towers krönen Hinrunde mit Derby-Sieg

Derbysieg in Wilhelmsburg! In einem nervenaufreibenden Basketball-Duell erkämpften sich die Hamburg Towers einen knappen 92:88-Sieg gegen Rasta Vechta – allen Schlachtrufen der gegnerischen Fans zum Trotz, die die Atmosphäre in der Inselpark-Halle mit Trommeln, Pfiffen und Gebrüll auf ein bisher unerreichtes Level hochpeitschten. Mit dem Sieg bescherten die Towers sich selbst und ihren Fans ein Weihnachtsgeschenk: Nach der erfolgreichen Hinrunde überwintern die Neulinge der zweiten Liga auf einem Playoff-Platz.

9 Siege in 15 Spielen – mit dieser Bilanz gelten die Hamburg Towers nach der Hinrunde ihrer ersten Profi-Saison als Kandidaten für die Playoffs. „Überwältigend“, lobt Trainer Hamed Attarbashi. „Hut ab vor der Mannschaft, vor allen, die hier mitgearbeitet haben. Wir spielen ja erst seit drei Monaten.“ Halten die Towers das Niveau auch in der Rückrunde, sind sie dabei, wenn die besten acht Teams um die Meisterschaft kämpfen. Bei einem ersten oder zweiten Platz im Saisonfinale könnte Hamburgs erstes Profi-Team sogar direkt in die erste Basketball-Bundesliga aufsteigen. Doch Trainer Hamed Attarbashi bleibt auf dem Teppich: „Wir haben nur das nächste Spiel im Kopf.“

Typisch Towers: Starker Start und dann die Flaute

Gleich nach dem Anpfiff gegen Vechta machten die Towers Druck und erkämpften sich einen Vorsprung von 27: 16 Punkten. Besonders stark präsentierte sich Kapitän Will Barnes, der bis zur Halbzeitpause 11 Punkte für die Towers sicherte und mit gewohnter Seelenruhe fünf von fünf Freiwürfen versenkte. Auch Center Michael Wenzl spielte stark: Immer wieder hielt er den Gegner auf Abstand, vier Mal versenkte der Riese im Towers-Team den Ball im Korb der Gegner. Übertroffen wurden beide nur von „Air Canada“ Terry Thomas: Der 23-jährige Guard und brachte die Fans mit einem Alley-Oop plus Slam Dunk zum Ausrasten, als er einen im Flug gefangenen Ball ohne zu landen in den gegnerischen Korb drosch. Zur Pause verabschiedete sich Terry Thomas mit 14 Punkten als vorläufiger Topscorer der Towers.

Wie schon so oft nach einem starken Start ins Spiel brachen die Towers jedoch im zweiten Quarter deutlich ein: Bis zum Gleichstand von 30:30 ließen sie ihrer Gegner an sich heran. Gerade noch verhinderten die Towers die Vechtaer Führung und kämpften sich zurück auf einen knappen Vorsprung von 46:41 Punkten. Zur Halbzeitpause war die Dominanz der Hamburger mal wieder dahin. Typisch? Eine Schwäche im System will Hamed Attarbashi darin nicht erkennen: „Es waren individuelle Fehler – Kleinigkeiten, die dann auch zu Recht bestraft wurden“, sagte er. „Wenn Vechta gepunktet hat, haben wir die Vorlage geliefert – mal wieder, das muss man ehrlich sagen. Es waren wenig Körbe dabei, wo ich sagte: Okay, das können wir nicht verteidigen.“

Erstmals bei einem Heimspiel der Towers gerieten nicht nur Spieler, sondern auch das Publikum unter Leistungsdruck. Mehrere Hundert Vechta-Fans waren angereist, um der Gefolgschaft der Towers die erste ernste Herausforderung der Saison zu bescheren. In orangefarbener Vereinskluft, mit Pauken, Trommeln und Stimmgewalt verwandelten sie die Inselpark-Halle in einen Hexenkessel. „Ohne Vechta wär' die Halle tot!“, provozierten sie in Richtung der Towers-Fans. Vechta setzt nach dem Abstieg in der vergangenen Saison alles auf eine Rückkehr in die erste Liga – im Spiel gegen die Towers galt es, die Sieg-Niederlage Bilanz von bisher 8:6 ins Positive zu steigern und zugleich den Anspruch auf die Playoffs zu sichern. Die Towers sollten spüren, dass sie einen kampferprobten Gegner in ihr Wohnzimmer gelassen hatten.

Doch das Team von Hamed Attarbashi ließ sich auch nach der Aufholjagd der Vechtaer nicht einschüchtern. Im dritten Viertel besserten die Towers ihren geschrumpften Vorsprung wieder auf. Daran hatten neben den Topspielern Will Barnes, Terry Thomas und Vincent Kittmann auch die Fans ihren Anteil, wie der Trainer feststellte: „Unsere Zuschauer wurden gekitzelt und haben das Duell angenommen. Es war eine tolle Atmosphäre. “ Bis zum letzten Quarter kämpften sich die Towers auf ein 71:58 vor.

Rasta Vechta aber ließ nicht locker: „Hamburg, wir hören nix!“, schallte es dem heimischen Fanblock über das Parkett entgegen, als die Towers in der Schlussphase erneut in Bedrängnis gerieten. Im letzten Quarter wechselten sich die Fouls auf beiden Seiten ab – Vechta musste auf zwei Topspieler verzichten, die nach fünf Vergehen vom Platz gestellt wurden. Auch die Kritik der Vechta-Fans an den Entscheidungen der Schiedsrichter wurde wieder laut, nachdem die Unparteiischen schon die Vechtaer Bank mit einem technischen Foul bestraft hatte, weil dort die Emotionen überkochten. Im Freiwurf-Duell der ruppigen Schlussphase konnten sich die Towers wieder einmal auf Will Barnes verlassen, der trotz aller Ablenkungsmanöver im gegnerischen Fanblock weitere acht Freiwürfe souverän verwandelte. Letztendlich schallte es zurück: „Vechta, wir hören nix!“ Und auch wenn es für die Towers zum Schluss noch einmal knapp wurde: Mit 92:88 Punkten bei Abpfiff war ihnen der vierte Heimsieg in Folge sicher.

Aufstieg in die erste Liga?

Nicht Absteigen – mit diesem Ziel traten die Towers vor drei Monaten in der zweiten Liga an. Bisher sieht es so aus, als wäre noch viel mehr drin. Team und Trainer halten sich trotzdem zurück. „Jetzt überwintern wir auf einem Playoff-Platz“, erklärte ein glücklicher Michael Wenzl nach dem Heimsieg, fügte aber hinzu: „Es sind noch 15 Spiele, da ist noch alles drin.“ Auch Hamed Attarbashi will vom Meisterschaftskampf noch nichts wissen. „Wir müssen erst einmal elf, zwölf Siege haben, um an irgendetwas anderes zu denken“, sagt der Trainer mit Blick auf die kommenden Spiele. „Und die haben wir noch nicht.“

von Annabel Trautwein

 

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