48h Live-Ticker: Hört mal wer hier spielt

Das Musikfestival 48h Wilhelmsburg hat begonnen! Ein Wochenende lang gibt es in fast allen Winkeln der Insel gute Musik zu genießen – kostenlos von Nachbarn für Nachbarn. WilhelmsburgOnline.de ist wieder für euch im Stadtteil unterwegs und hält euch auf dem Laufenden: Wo gibts was gutes auf die Ohren? Wie ist die Stimmung beim Gig nebenan? Wer spielt noch eine Zugabe? Checkt unseren Live-Ticker und genießt das Festival!

 

19:00 Ausklang am Bürgerhaus-See: Das Musikfestival 48h verstummt nach und nach. Auch den anwesenden Musikern gehen Schaffensdrang und Puste langsam aus – die Jam Session, die das Technik-Team noch möglich machen wollte, beschränkt sich auf einen Mann mit Akustikgitarre und eine Sängerin, die ihn leise begleitet. Die Veranstalter sind erschöpft und glücklich. Geschätzte 15.000 Menschen waren am Wochenende auf den Beinen, um das inselweite Konzertprogramm auszukosten. WilhelmsburgOnline.de schließt den Festivalticker mit großem Dank an alle, die 48h Wilhelmsburg auch in diesem Jahr wieder zu einem großartigen Fest gemacht haben. Für heute verabschieden sich Constanze Knothe und  Annabel Trautwein.

 

17:15 Fernöstliche Klänge am Bürgerhaus zum feierlichen Abschluss von Wilhelmsburg 48h. Handgemachte, traditionelle afghanische Musik wird hier kunstvoll von Temorshah Sadozai & Majid Abdul modern interpretiert. Das Tabla liefert die Grundstruktur, während Harmonium und Sitar für den orientalisch-fliegenden Klangteppich sorgen. Gesungen wird auf Dari. Die Atmosphäre am Seeufer ist familiär, man tauscht sich bei einem Glas Rotwein über vergangene Konzerte aus, das Publikum klatscht im Takt und Temorshah gelingt es spielend, den ein oder anderen Zuhörer mit seinen zauberhaften Klängen in seine Welt zu entführen.

 

16:30 „Ich kann fliegen!“, singen Des Königs Goldene – als hätte sie der Schauplatz ihres Konzerts dazu inspiriert, denn die Band rockt am Sonntagnachmittag auf dem Dach des Bunkers, wo ihnen ganz Wilhelmsburg zu Füßen liegt. Die rund 80 Leute, die es nach oben geschafft haben, können sich glücklich schätzen: Hier läuft erstklassiger Indie-Rock, lässig und gekonnt gespielt mit tiefgründigen, garantiert kitschfreien deutschen Texten. Tiefhängende E-Gitarren, Bass, Schlagzeug und ein Satz gute Boxen – mehr braucht es nicht, um ein ganzes Quartier zum grooven zu bringen. So haben auch die was davon, die noch unten vor der Tür stehen und rein wollen. Ob sie es noch rechtzeitig schaffen, ist jedoch fraglich. Von denen, die schon oben sind, will wohl kaum einer so bald wieder runter.

 

14:15 „Hier sind Talente vorhanden!“ Inmitten der Schrebergärten vorm Ernst-August Kanal, zwischen Gartenzwergen und Hollywoodschaukeln, hört man heute Nachmittag fette Bässe und feinsten deutschen Hamburg-Hip Hop von 1122. Die Jungs tragen Sonnenbrillen, grüßen die Gäste persöhnlich übers Mikro und rappen selbst geschriebene Texte über das Leben in der Großstadt, Graffiti-Kunst und das Musikbusiness. Mal einen Reim vergessen? Das entschuldigt das Publikum mit Sonntagsapplaus. „Bounce! Kommt und hört diesen Bass! Kommt alle her, zusammen machen wir bisschen mehr!“ Gartenlaubencharme trifft Wortakrobatik. Duftet nach Rose, schmeckt nach fresher Laune, nice!

 

14:15 Kirchdorf-Süd kultiviert am Festival-Sonntag Musikgenuss auf hohem Niveau: Im Freizeithaus spielt die vierköpfige Band Zorro Gris Tango und jüdische Musik mit besonderem Feinsinn. Virtuose Violinläufe und lebhafte Klarinettentöne führen von Lebensfreude zu Wehmut und wieder zurück, perfekt abgestimmt mit Kontrabass und Akkordeon. Die Lieder von Zorro Gris erzählen alte Geschichten von Sehnsucht und Hoffnung, das Publikum lauscht andächtig. Vorsichtig wippen einige im Takt mit und wiegen die Schultern. Gastgeberin Barbara Kopf stellt mit herzlichen Worten Katja Scheer und Steph Klinkenborg vom 48h-Team vor, und als die Band noch ein Geburtstagsständchen für eine Freundin im Publikum spielt, ist fast schon Wohnzimmerstimmung erreicht. Dann aber spitzen die Gäste im übervollen Saal wieder die Ohren – hier will niemand auch nur einen Ton verpassen.

 

13:30 Balsam für Nachtschwärmer und verkaterte Festivalgänger von gestern: das Soul-Funk Set von Delicious Biscuits im Wilhelmsburger Ruderclub läuft rein wie warmer Honig. Bis 16:30 Uhr kann man hier lässig am Assmannkanal die Seele baumeln lassen, Enten füttern, sich die grauen Wolken wegträumen und frisch Gegrilltes genießen. Es ist kaum was los, der Wind etwas kalt, aber was gibt es romantischeres, als sich bei den stilvollen Discosounds der 70er und frühen 80er Jahre gemeinsam in eine Picknickdecke zu kuscheln und das Nadelrauschen der Vinyls zu feiern? Guten Morgen, Wilhelmsburg!


02:00 für heute: Feierabend! Constanze Knothe und Annabel Trautwein von WilhelmsburgOnline.de verabschieden sich aus dem Ticker zum ersten Festivaltag. Morgen geht es weiter mit 48h Wilhelmsburg – und natürlich auch mit unserer Berichterstattung. Wir wünschen allen noch viel Spaß, tolle Konzerte und eine schöne Nacht, bis morgen!

 

01:30 Wer nach dem üppigen Musikangebot in Wilhelmsburg heute Nacht noch nicht genug auf die Ohren bekommen hat, der kann sich im Café Pause unter dem Licht der Diskokugeln noch bei Electro Swing, Klezmer und Gipsy Reggae von DJ Radau & The Newmanshow bis 4 Uhr morgens die Beine müde tanzen. Wobei draußen auf der Industriestraße derzeit wahrscheinlich mehr los ist als drinnen, da es aus Platzgründen gar nicht anders geht: der Laden ist brechend voll. Die kleinen Kinder wurden von den Großen abgelöst, die wie fleißige Bienchen in der Honigfabrik aus- und einfliegen und die Musik umschwärmen, bis die Sonne aufgeht.

 

00:45 Ein Spektakel für Ohren und Augen spielt sich nach Mitternacht am Hafenmuseum ab: Die Band Lumo hat sich mit den Nordlichtern zusammengetan, die als Feuerartisten eine flammende Show mit Poi, Stäben, Feuerfächern und Fackeln hinlegen. Beide Gruppen lieben das Experiment – die einen mit neuen Formen und Figuren, die anderen mit Instrumenten. Lumo, die ihren Stil als Freak Folk bezeichnen, treten mit Gitarren, Schlagzeug, Harfe, Djembe, Digderidoo und Megafon an. Diesmal aber haben sich die Künstler beider Seiten sichtlich aufeinander eingestimmt: Was Lumo akustisch darbieten, greifen die Nordlichter auf und setzen es in fließende Bewegungen um. Mal Solo, mal in einer Choreografie zu zweit veredeln die Nordlichter das Konzert zu einem mehrfach sinnlichen Erlebnis. Heißer Tipp für Nachtschwärmer.

 

23:00 Dicke Luft im Gotteshaus – die Musikkirche auf der Veddel ist rappelvoll, Sauerstoff wird knapp. Ein paar hundert Leute sind gekommen, um die Band 20vor8 zu hören, die ihren Gig bei 48h zwischenzeitlich abgesagt hatten. Nun stehen sie doch auf der Bühne, wenn auch mit etwas Verspätung. Das Publikum versüßt sich die Wartezeit mit Schokokuchen, den jemand auf dem Taufbecken abgestellt hat, während die beiden Cellisten der achtköpfigen Klezmerband unter dem Bildnis Christi ihre Instrumente Stimmen. Da formt sich ein Lied, die Gemeinde erhebt sich zum Tanz… Ach nee. Immer noch Soundcheck. Die Spannung ist so greifbar wie die Atemluft. „So voll war es noch nie hier“, sagt der Mann, der endlich die Band ansagt. Unter Jubel kehren 20vor8 zurück auf die Bühne, dann geht's los: kraftvoll, kunstvoll, theatralisch und wild. Wer Trubel mag, gern zu Klezmer- und Balkan Musik tanzt und gerade auf keinem anderen Konzert versackt, sollte jetzt die Veddel ansteuern.

 

21:30 The Low Flying Ducks hatten es heute nicht gerade leicht. Erst mussten sie aufgrund des Regens von der Alten Schleuse kurzfristig auf den Vogelhüttendeich umziehen und dann spielte auch noch die Technik verrückt, sodass die junge Folk-Blues Band erst mit über einer Stunde Verspätung das Konzert beginnen konnte. Bis dahin füllte sich der Hof mehr und mehr mit neugierigen Zuschauern, welche die Band kräftig anfeuerten und bei den ersten Takten sofort anfingen, die Hüften zu schwingen. Die gute Akustik unter dem Durchgang zum Hof tat ihr übriges. Mitgerissen von rockigen Gitarrenriffs, stampfenden Schlagzeug, treibendem Bass und fetziger Trompete klatschte das Publikum tosenden Applaus, und läutet damit die Nacht gebührend ein.

 

21:00 Draußen feiern – endlich! Am Reiherstiegdeich genießen die Leute das Festivalfeeling nach dem Regenguss wieder in vollen Zügen. Zu treibenden Trance-Beats von Sirion tanzen Menschen fast jeden Alters barfuß und farbenfroh dekoriert auf dem noch feuchten Rasen. Die Bässe gehen durch die Haut und wärmen von innen auf, verspielte Soundeffekte geben einen Vorgeschmack auf bunte, ausgelassene Sommermomente. Die Gruppe Wilhelmsburg Solidarisch hat die Bar wieder aufgemacht und will sie auch noch lange nicht schließen. Hier ist noch einiges los – auch wenn das Abendrot hinter der Rethe-Hubbrücke langsam verblasst und die Dunkelheit bald die letzte Frisbee verschluckt hat.

 

19:30 Open-Air-Stimmung macht sich vor der Honigfabrik breit: Ehrliche, handgemachte Musik, es gibt Bratwürstchen, Kinder toben durch die Menge, Treppen, Bänke und Tische sind voller Leute. Die Sängerin Regine Böge macht die Szene mit ihrer Band perfekt: Mit rauher, ungeschliffener Stimme singt sie vom kühlen Kopf, der gegen die kalten Füße nicht ankommt, von Krieg und Frieden und von dem misslungenen Versuch, zu bleiben. Fürs Publikum startet Bö einen weiteren Versuch – und spielt auf Wunsch des Publikums noch ein paar Zugaben. Draußen tanzen Kinder und Erwachsene mit nackten Füßen auf dem regennassen Boden. Als der letzte Ton verklungen ist, wird hörbar: Auch ringsherum gibt es was auf die Ohren. Wohin als nächstes? Programmhefte kommen ans Licht, Nachbarn tauschen Tipps aus. Der Abend hat ja gerade erst begonnen.

 

19:00 Chillige House-Sounds passen nicht nur nach Berlin, sondern kombiniert mit sommerlicher Familienfest-Atmosphäre, bunten Luftballons, Erdbeerbowle und geschminkten Kindern auch wunderbar in den Innenhof am Vogelhüttendeich 109, wo Alexander Getan auf dem Plattenteller vor der Garage für alle „participants of evolution“ brummende Bässe mit zackigen Melodien, etwas Gesang und akribischer Genauigkeit kombiniert. Das ist keine Neuheit, sorgt aber für Begeisterung bei Eltern und Kindern. Tut gut, fetzt und macht automatisch Lust auf Ringelreihen mit den Kids!

 

18:45 Who's bad? Das Wetter vielleicht, die Stimmung keinesfalls. Bevor ihnen der Regen in die Kannen pladdert, spielen die 12 Musikerinnen der BigBandBerthaBlau beim Smutje an der Rotenhäuser Straße lieber überdacht. Das Publikum genießt Michael Jacksons Hit und andere Klassiker auch mit Niesel im Nacken – dem heißen Atem der Saxophone und Klarinetten oder dem fetzigen Beat der Percussionistinnen hält das Grau des frühen Samstagabends ohnehin nicht stand. Auch das Kinderfest mit Hüpfburg macht Laune. So soll es weitergehen, findet das Publikum und fordert sicherheitshalber schon eine Viertelstunde vor offiziellem Schluss des Konzerts Zugaben. Zum Glück geht der BigBand namens Bertha so schnell nicht die Puste aus.

 

17:45 Die Flamencotänzerinnen von Las Perlas leiten den Abend mit feurigen Tänzen im Wälderhaus am Inselpark 19 ein. Die Gruppe aus dem Bürgerhaus Wilhelmsburg wird live von spanischer Gitarre und packend-dramatischem spanischen Gesang begleitet. Das Publikum spendet als Dank für die beeindruckende Performance mindestens ebenso leidenschaftlichen Applaus. Solch eine mitreißende Lebensfreude lockt selbst die Cafébesucher vom Erdgeschoss in die obere Etage, wo sich die stilvoll gekleidete Tänzerinnen aber schon wieder von ihren Zuschauern verabschieden. Ein viel zu kurzes Vergnügen!

 

17:30 Traumtänzer sind an der Schule Rahmwerder Straße an der richtigen Adresse: Hier spielt Minze kunstvolle Klänge zum Phantasieren und Wegtreten. Das Publikum kann damit machen kann, was es will – chillen, reinsteigern, headbangen. Denn auch wenn die verzerrte E-Gitarre jeden Ansatz von Melodie zum abstrakten Klanggebilde verflüchtigt, geht der Rhythmus des Schlagzeugs durch Rückenmark und Knie. Lässig, aber kraftvoll baut das Duo auf der Bühne seine Stücke auf und reißt auch Neuankömmlinge sofort mit in den Strudel aus Sound. Das Schummerlicht, das durch die Vorhänge des kleinen Saals dringt, macht die Traumatmosphäre perfekt. Minimal Drone Boogie trifft es. Einziger Haken: Die Musiker machen fast pünktlich Schluss. Aus der Traum.

 

17:00 Wie tanzt man die Regenwolken über der Elbinsel weg? Am besten mit einer ordentlichen Portion aus Balkanrhythmen, lateinamerikanischem Tango und jazzigen Afrikagroove von der UKW-Band, die kurzfristig vom Hof an der Hafenbahn 9 in einen Gemeinschaftsraum der Flüchtlingsunterkunft, Hausnummer 8 umgezogen ist. „Dann spielen wir eben unplugged!“, sagt Anne am Saxophon. Der Raum ist zwar klein, aber das tropfnasse Publikum lässt sich die Laune vom Wetter nicht verderben und schunkelt fröhlich mit zu Ulrichs Kodjo Wendts Akkordeonklängen und Yogis Gitarrenrhythmen. "Regentanz!" lautet die Parole in Wilhelmsburg.

 

15:30 Mit etwas Verspätung beginnen Herrentrio in der belebten „Kaffeeliebe“ am Veringkanal im Hof 23a ihr Set, welches dem Publikum durch seinen bassgetragenen Sound sofort Lust auf Tanzen macht. Die drei spielen flotte, energiegeladene Jazz-Funk Improvisation, welche sogar bei den anwesenden Kids Begeisterung erntet. Wer noch einen Platz möchte, muss schnell sein, denn die grünen Sofas sind bereits besetzt. Draußen wird übrigens gerade der Grill für die Bratwürste angefeuert und drinnen stehen die Gäste für die hausgemachte Limonade Schlange. Somit unabdingbar: herkommen und mitgrooven!

 

 

12:30 Der Samstag beginnt entspannt am Reiherstieg-Hauptdeich, den grauen Wolken trotzend, mit einem Maultrommel Workshop unter der Leitung von RAY BÄM. Wer selbst einmal elektronische Musik von Hand machen will, ist hier an der richtigen Adresse. Ray erklärt den Teilnehmern eine Stunde lang, wie man gute Töne erzeugt, ohne sich die Lippen einzuklemmen und zeichnet die Anschlagsrhythmen auf Papier. Um 18 Uhr kreieren er und seine Band Hyperventilirium für euch mit der Maultrommel und einer Loop-Station live ImproTrance auf dem gleichen Gelände. Bis dahin stecken die Helfer von Wilhelmsburg Solidarisch nebenan aber noch in den Vorbereitungen, verlegen Kabel und perfektionieren den Sound für den Nachmittag.

 

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