Musikfestival 48h Wilhelmsburg ist gestartet

Die Elbinseln lassen wieder von sich hören: Das Musikfestival 48h Wilhelmsburg ist gestartet. Zur Eröffnung am Freitagabend feierten bereits viele Nachbarinnen und Nachbarn am Karl-Arnold-Ring in Kirchdorf-Süd. Bezirksamtschef Falko Droßmann zeigte in seiner Ansprache Respekt für den Einsatz der vielen Musikerinnen und Musiker, Technikprofis und Helferteams, die das Festival nun zum siebten Mal mit auf die Beine stellen. Bis Sonntagabend gibt es nun in Cafés und Kirchen, auf Deichen und Marktplätzen, in Läden, Kitas, Büros und sogar unterwegs Konzerte von Nachbarn für Nachbarn – kostenlos für alle, die dabei sein wollen.

Gut, dass der Bezirksamtsleiter Falko Droßmann die vorbereitete, lange Rede noch nicht auswendig konnte und sich lieber kurz fasste – die Jugendlichen in Kirchdorf-Süd hätten ihm sowieso nicht lange zugehört. Sie wollten Action, mehr Musik von dem bunt angezogenen Akkordeonspieler und Erol Arlans Rüzgar Grup, jedenfalls nicht stillsitzen. Also legte auch Projektleiterin Katja Scheer einen Zahn zu bei ihrer Erläuterung, wie auch in diesem Jahr wieder das möglich wurde, was die bunten Programmhefte im Stadtteil seit Wochen verkünden: 48h lang Musik in allen erdenklichen Stilen und Facetten von 148 Bands, Solisten und Chören an 63 Orten in Wilhelmsburg und auf der Veddel.

„Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie begeistert der Gedanke von 48h aufgenommen wurde“, sagte Katja Scheer am Freitagabend vor einem Kreis von Fans, Freunden und neugierig gewordenen Nachbarn. Denn das Festival hat nicht nur stetig mehr Menschen am zweiten Juniwochenende auf die Straße und zu Konzerten gelockt, sondern inspiriert auch immer wieder Hobby- und Profimusiker aus der Nachbarschaft dazu, ihr Können zu zeigen und an einem der kulturell vielfältigsten Festivals der Stadt mitzuwirken.

Beats auf der Barkasse

In diesem Jahr gibt es sogar Konzerte auf dem Wasser: Die Beatsbarkasse legt am Samstag um 18 Uhr am Fähranleger an der Ernst-August-Schleuse ab und schippert wummernd mit Abstecher über den Veringkanal gen Reiherstieg und weiter bis zum Hafenmuseum. Auch die stationären Orte lassen Aufhorchen: Free Jazz im Fahrradladen, Balkan Beats in der Kirche, Rap im alten Zollhäuschen, Chanson in der Kletterhalle und World Music im Wohnzimmer. Erol Arslan lädt ein zu einer Klangwerkstatt zum Mitmachen mit türkischen und arabischen Instrumenten, und in der Honigfabrik können Kinder beim Show- und Tanzworkshop dabei sein. Sich treiben lassen, Freunde und Nachbarn treffen, Musik genießen – das ist die Idee bei 48h Wilhelmsburg.

Gleich geblieben ist dabei der unkommerzielle Charakter des Festivals: Nach wie vor kosten die Konzerte für das Publikum nichts außer einer Spende in den Hut und es gibt keine kommerziellen Getränke- oder Imbissbuden. Das Publikum versorgt sich stattdessen direkt in den Kiosken, Cafés und Restaurants im Stadtteil. Für die Macherinnen und Macher von 48h Wilhelmsburg bedeutet dieser Grundsatz aber auch, dass es jedes Jahr viel Mühe kostet, das Festival überhaupt möglich zu machen. Denn ohne Eintrittsgelder füllt sich die Kasse nicht von allein. „Wir fangen jedes Jahr bei Null an“, sagte Katja Scheer und bekräftigte, wie wichtig die Menschen sind, die beim Crowdfunding auf betterplace.org mitmachen oder im Freundeskreis regelmäßig spenden. Für spontane Unterstützer hatten die Helfer des Projektteams Stoffbändchen dabei, mit denen Fans des Festivals gegen eine Spende von fünf Euro ihre Solidarität zeigen.

Jahr für Jahr ein Kraftakt

Auch über die Finanzierung von Technik, Logistik und Aufwandsentschädigungen für die Musiker hinaus ist 48h Wilhelmsburg jedes Jahr ein Kraftakt – daran ließ Katja Scheer keinen Zweifel. Ausführlich dankte sie dem Projektteam: Timo Gorf, „der unmögliche Orte wie die alte Zollstation zu möglichen Orten macht“, Kai Sieverding und Stefan Melko für das knifflige Puzzlewerk, für jedes Konzert den passenden Ort zu finden. Assistentin Valentina Siemsen dankte sie in Abwesenheit – die Sängerin war schon am Reiherstieg mit dem Souncheck ihrer Band „Valentine & The True Believers“ beschäftigt. Für die Gestaltung von Programmheft und vielem mehr dankte die Projektleiterin Sarah Roloff und Steph Klinkenborg – neben der Öffentlichkeitsarbeit – dafür, dass sie die das Konzept von 48h aus Berlin-Kreuzberg auf die Elbinseln holte. Wer übrigens den Technikern vom Team Elbdeich 23 oder den Fotografen Jo Larsson und Jan Linnemann beim Festival über den Weg laufe, möge ihnen gerne die Schulter klopfen: „Die machen hier einen unheimlich guten Job“. Die Sponsoren des Festivals nannte Katja Scheer schließlich so schnell der Zwischenapplaus es zuließ – Kulturbehörde, Kulturausschuss des Bezirks, vhw, Hamburg Energie, Aurubis, Mankiewicz, Kulturstiftung und Freundeskreis – bevor die aufgekratzten jugendlichen Mädels von Kirchdorf-Süd die Bühne endgültig enterten.

„So Leute, jetzt machen wir Tanzmusik“, kündigte Erol Arslan an, als Katja Scheer das Mikro abgegeben hatte. Schon zu den ersten Klängen seiner Saz begannen die Teenager, Hayal zu tanzen. Als dann Akkordeonist Ulrich Kodjo Wendt und seine UKW-Band in die Musik der Rüzgar Grup einstimmte, wurde die Tanzreihe immer länger. Der Festivalstart ist geglückt – die Idee von 48h Wilhelmsburg zündet.

von Annabel Trautwein

 

48h Programm

Das Programm von 48h Wilhelmsburg findet ihr hier online. Auf der Seite werden auch kurzfristige Änderungen bekannt gemacht. Dort findet ihr auch eine Karte des Festivalgeländes, das Programm als PDF zum Herunterladen und viele weitere Infos über 48h Wilhelmsburg und das Netzwerk Musik von den Elbinseln.

 

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