Grundsätzlich sei die Bildungsoffensive für Wilhelmsburg eine gute Sache gewesen, bilanzierte Kay Stöck, Leiter der Stadtteilschule Stübenhofer Weg in Kirchdorf-Süd. In dem Prozess hätten die Planer zum ersten Mal Themen wie Bildung und Stadtentwicklung in Zusammenhang gestellt. „Der Stadtteil hat eine große Bedeutung für die Lernleistung unserer Schüler und Schülerinnen“, sagte Kay Stöck. „Die Bildungsoffensive war aber vielleicht nicht gut genug.“ Denn sie habe zwar gute Ideen geliefert, doch inzwischen sei vieles davon versandet. „Ein großer Fehler war, dass wir von unseren Egoismen nicht weggekommen sind“, kritisierte der Schulleiter. Die vielen Bildungseinrichtungen der Insel hätten es letztendlich nicht geschafft, langfristig an einem Strang zu ziehen. Doch auch von Politik und Schulbehörde zeigte sich Kay Stöck enttäuscht: Trotz der angekündigten Bildungsoffensive und dem gemeinsamen „Brandbrief“, mit dem 20 Wilhelmsburger Schulleiter stadtweit Aufsehen erregt hatten, sei jede Schule nach wie vor auf sich allein gestellt. Hier hätte die Politik reagieren müssen, kritisierte Kay Stöck: Wäre die Zusammenarbeit der Schulen Programm geworden, könnten sie heute viel mehr bewirken.
„Die Bildungsoffensive war ja keine Erfindung der IBA“, räumte Uli Hellweg ein. Das Team der Bauausstellung habe die Vernetzung der Schulen, Weiterbildungsstätten und der verschiedenen Behörden zunächst nur unterstützt. Klar sei für ihn: Bildung betrifft nicht nur Schulbehörde, sondern auch die politischen Fachleute für Soziales, Stadtentwicklung und Kultur und den Bezirk. Vielleicht muss man da auch mal weniger Lärm machen“, sagte er in Anspielung auf den sogenannten Brandbrief. An die partnerschaftliche Debatte aus IBA-Zeiten anzuknüpfen, bringe gegebenenfalls mehr als Protest. Die Netzwerke, die die IBA damals mit gefördert habe, funktionierten nach wie vor gut, meinte Uli Hellweg. Nun gelte es, Teamarbeit wie etwa im Offenen Bildungsforum Wilhelmsburg nachhaltig zu sichern.
Tipp des IBA-Chefs: Nicht locker lassen
Wie aber bekommt man die zuständigen Menschen nun wieder alle an einen Tisch? Dazu lieferte das Publikum einige Ideen. Eine Wilhelmsburgerin aus dem Publikum, selbst ehemalige Schulleiterin, kritisierte, dass etwa der Leiter des Regionalen Bildungsforums offenbar seine halbe Stelle für die Stadtteilarbeit verliere – womit viele kooperative Projekte vor dem Aus stünden. Die übrigen Wortmeldungen am offenen Mikrofon gingen in dieselbe Richtung: Viele Errungenschaften der Bildungsoffensive gerieten aus dem Blick, weil sich die Behörden nicht weiter verpflichtet fühlten. Hier empfahl auch Uli Hellweg den Wilhelmsburgern, nicht locker zu lassen: „Die Argumente sind so stark auf ihrer Seite.“
(atw)