Pegelstand zur IBA: Die Lage im Reiherstieg

Wie lebt es sich heute im Reiherstiegviertel? Davon berichtete Helga Arp aus eigener Anschauung. Auch wenn es im Reiherstieg zwischenzeitlich vielversprechende Zeichen für gestiegene Lebensqualität gegeben habe, lebten dort heute viele Menschen in Armut, sagte sie. Helga Arp berichtete von Ratten in der Bücherhalle, Massenschlägereien auf dem Stübenplatz, Diebstählen und Polizisten, die ihr sagten, sie selbst wären längst aus dem Quartier weggezogen. „Ich hoffe, dass es irgendwann wieder bergauf geht. Aber ich sehe nicht so richtig, wie das passieren soll.“ Die Stadt kümmere sich zu wenig um das Problem, dass es im Reiherstiegviertel so viele arme Menschen gebe, die dort unter unwürdigen Bedingungen hausen müssen. Das zeigten auch Bilder, die Helga Arp mitgebracht hatte – etwa ein Foto von einem Matratzenlager im Gebüsch am Ernst-August-Kanal, wo obdachlose Wanderarbeiter „wohnten“, bevor es geräumt wurde. „Ich finde das wirklich unglaublich, dass da niemand etwas tut, um menschenwürdige Bedingungen zu schaffen“, kritisierte die Anwohnerin.

Ja, entgegnete Uli Hellweg, die Gentrifizierung im Reiherstiegviertel sei offenbar nicht eingetreten – und die IBA habe sie auch gar nicht herbeiführen wollen. Dass nun in der Zeitung zu lesen sei, die IBA sei gescheitert, weil das Reiherstiegviertel nicht zugunsten einer reicheren Bevölkerung aufgewertet wurde, sei absurd. „Wir wollen, dass Wilhelmsburg ein Ankommens-Stadtteil ist, was er immer war. Aber wir verlangen, dass dafür auch eine Infrastruktur geschaffen wird. Da hat der Stadtteil einen Anspruch drauf“, sagte der IBA-Chef. Die Bauausstellung habe das mit Projekten wie dem Veringeck oder dem Sprach- und Bewegungszentrum versucht anzustoßen. Wichtig sei, dass auch die Menschen im Stadtteil dazu stehen, dass Wilhelmsburg ein Ankunftsort ist. „Das hat es alles vor 130 Jahren schon gegeben. Diese Identität des Stadtteils ist eigentlich toll“, sagte Hellweg.

Idee aus dem Publikum: IBA-Gebäude als Treffpunkte nutzen

Einige Menschen aus dem Publikum regten an, die Gebäude, die IBA und internationale Gartenschau hinterlassen haben, als Versorgungsorte und Nachbarschafts-Treffpunkte für bedürftige Menschen zu nutzen. Das Problem liege aber gar nicht im Mangel an Räumen, entgegnete Uli Hellweg: „Das ist eine politische Diskussion, die man führen muss.“

(atw)