„Hat sich die Rolle Wilhelmsburgs nach sieben Jahren IBA nachhaltig verändert?“ Mit dieser Frage stieg Manuel Humburg in seinen Beitrag zum neuen Rahmenkonzept des Senats zur Stadtentwicklung in Wilhelmsburg und zur Verkehrslage ein. Das neue Konzept betrachte die Elbinsel in erster Linie als Standort für Hafen, Industrie und Gewerbe mit den dazugehörigen Lieferwegen, erklärte er. Visionen der Stadtplaner, die Räume zwischen Wohngebiet und Hafen neu zu gestalten, fielen dabei unter den Tisch. Manuel Humburg warf der IBA vor, es sei ihr nicht gelungen, dem Hoheitsgebiet der Hamburg Port Authority auch nur einen Quadratmeter für ihre Projekte abzuringen. Die Stadt Hamburg mache gute Ideen zur Stadt- und Verkehrsplanung wieder zunichte, um auf einen Stand von vor 2005 zurück zu fallen. Diesen Rückschritt habe auch die IBA dem Stadtteil eingebrockt – nun gerate die Nachfolgegesellschaft selbst in ihrem Entwicklungsgebiet an der Dratelnstraße durch die „autistischen Pläne“ der Verkehrsbehörde in Bedrängnis. Die IBA habe sich zum Schweigen bringen lassen und sei deshalb gescheitert.
Die Pläne von 2005, die Manuel Humburg als zu Unrecht verworfen darstellte, beschrieb Uli Hellweg ganz anders: Das heutige Landschaftsschutzgebiet Kirchdorfer Wiesen etwa wäre Baugrund geworden, entlang der Dratelnstraße hätten sich überall Container gestapelt und im Westen hätte sich eine Perlenkette der Logistik über die Insel gezogen. „Da wollen Sie mir jetzt wirklich sagen, Herr Humburg, dass dieser Plan besser sei als das, was jetzt der 2013+-Plan ist? Das kann doch nicht ihr Ernst sein.“ Der IBA-Chef deutete an, die Kritiker des Rahmenkonzepts blendeten die Vorteile für den Stadtteil aus: Das geplante Wohngebiet in der Mitte, die Neuordnung zentraler Gewerbegebiete und den Landschaftsschutz. Um den Neubau von Wohnungen komme die Stadt nun mal nicht herum – dabei bemühten sich die Stadtplaner auch um enge Absprachen mit den Nachbarn. Der Kritik an den Verkehrsplänen dagegen stimmte Uli Hellweg zu: „Da waren wir wirklich schon mal weiter.“ Die IBA habe Verbesserungsvorschläge gemacht, doch der Senat sei darauf bisher leider nicht eingegangen. „Da muss noch dran gearbeitet werden“, sagte er.
IBA-Chef: "Ein Verkehrskonzept der IBA hätte niemanden interessiert"
Am offenen Mikrofon wurde deutlich, dass sich viele im Saal schon länger mit der Verkehrsplanung auf der Elbinsel auseinandersetzen: Das Publikum erinnerte an einzelne Vorhaben und Versprechen aus der Zukunftskonferenz vor mehr als 10 Jahren oder brachte eigene Ideen zur Gestaltung der Fahrbahnen ein. Ein Zuhörer warb zudem für die Forderung des Vereins Zukunft Elbinsel, die öffentliche Anhörung zum Rahmenkonzept nicht wie geplant im Hamburger Rathaus, sondern in Wilhelmsburg stattfinden zu lassen – so könnten die Inselbewohner ihre Sicht der Dinge besser geltend machen. Eine Zuschauerin hatte für die IBA aber auch Lob übrig: Dank der Debatten, die sie angestoßen habe und die bis heute dokumentiert seien, sei erstmals ein Dialog über bestimmte Planungsfragen aufgekommen. Nun müsse es auch ein Forum geben, in dem sich Bürger in die Verkehrsplanung einmischen können. Dem stimmte Uli Hellweg zu. Wer jedoch die IBA dafür kritisiere, dieses Thema vernachlässigt zu haben, überschätze ihre Bedeutung völlig: „Wenn wir eine Verkehrsplanung gemacht hätten – das hätte niemanden interessiert.“
(atw)