48h: Fünf Freestyle-Tänzer rocken die Veddel

Bassmusik hallt durch den Hinterhof, es ist die vorletzte Probe und nichts läuft – aber von Nervosität kann bei „Them Lucky Swaggers“ keine Rede sein. Missmutig klatschen die Jungs in die Hände, tanzen ein paar Takte, brechen wieder ab. „Wir haben das verlernt“, motzt Mohammed. Tanzpädagogin Carine Moch macht die Musik aus und hört sich die Beschwerden an: Einer klatscht immer an der falschen Stelle, der Tanzbereich für den Auftritt zu 48 h Wilhelmsburg ist kleiner als sonst, vor allem haben sie gerade keinen Bock.

Aber als der Beat wieder einsetzt, können die Jungs von der Veddel ihre Füße doch nicht stillhalten. Sie wippen, klatschen, immer schneller schlittern ihre Turnschuhsohlen über den Boden. Einer springt vor, dreht sich auf der Handfläche, landet in Rückenlage, springt wieder auf die Füße. Freestyle – das können sie gar nicht verlernen.

„Them Lucky Swaggers“ sind Solo-Künstler im Fünferpack. Michi (11), Divine und Jefferey (12), Mohammed und Max (13) sind in den Höfen und Straßen der Veddel zu Hause, sie kennen sich schon seit dem Kindergarten. Schon damals am Uffelnsweg tanzten sie, in der Kita, zu Hause, auf der Straße. Jeder konnte von jedem lernen, aber am meisten lernten sie von Carine. Die Tanzpädagogin, die auch auf der Veddel lebt, bot in der Kita einen Kurs in Hip Hop an. Michi, Jeff und Max waren sofort dabei, Divine und Mohammed kamen später dazu. Sie lernten Breakdance, kombinierten es mit Jerk und improvisierten neues dazu.

"Jeder macht seinen Style"

Es war Michi, der mit dem Jerken anfing. Inzwischen hat jeder von ihnen den Tanzstil drauf. „Jerken ist eine Leidenschaft“, sagt Jefferey. „Es ist ein Tanz wie Breakdance, aber beim Jerken bewegt man nur die Beine – beim Breakdance alles.“ Jefferey hat den Stil auf seine Art fortentwickelt: Er setzt auch die Hände ein. Michi ist für seinen langsamen Jerk bekannt, Max ist besonders schnell und variiert viel. „Ich mag das nicht, wenn er so schnell macht“, sagt Mohammed. „Dann sehe ich die ganzen Kombinationen gar nicht.“ Der beste von ihnen ist Divine – da sind sich alle einig. „Das tolle an Jerken ist: Jeder macht seinen eigenen Style, aber es ist trotzdem Jerken“, sagt Michi.

Am Freitagabend wollen die fünf zeigen, was in ihnen steckt. Ihre Show startet um 19 Uhr im Atelier der Bildhauerin Rahel Bruns, wo die Jungs auch kostenlos proben dürfen. Zudem ist den „Lucky Swaggers“ über Freunde und Festivalgäste hinaus ein Publikum sicher, denn vor ihrem Auftritt gibt es im Atelier eine Katalogrelease-Feier. Nervös sind die „Lucky Swaggers“ nach eigenen Angaben gar nicht. Sie haben ja schon Bühnenerfahrung: Zuerst auf Carines Geburtstagsparty, später vor der Europapassage in der City. „Das war unser erster öffentlicher Auftritt“, sagt Mohammed. Am Ende hatten sie 7,50 Euro im Hut. Max und Jefferey haben sogar schon auf Kampnagel auf der Bühne gestanden.

Der Auftritt zum Musikfestival geht also klar. Nur eins geht gar nicht, finden die Jungs: Der Name „Them Lucky Swaggers“. Carine Moch hat ihn ausgesucht, es musste schnell gehen, irgendwas musste ja auf den Flyern und im Festivalprogramm stehen. Und „Lucky“ finden auch alle gut – nur „Swaggers“ eben nicht. Keiner würde sich selbst als „swag“ bezeichnen, sagen die fünf Tänzer. Früher war swag eine Abkürzung, erklärt Mohammed. „Das hieß dann: Ein cooler Typ, chillig, einer der Style hat.“ Heute aber werde das Wort eher als Schimpfwort benutzt. Aber nun gut – der Name steht im Programm, und die Jungs stehen da drüber. So professionell sind sie allemal.

von Annabel Trautwein

 

48h Wilhelmsburg

7.6.2013, 19 Uhr, Am Zollhafen 5b (Atelier von Rahel Bruns)

 

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