igs verabschiedet sich mit 37 Millionen Euro Miese

Trotz Besucherflaute und rund 37 Millionen Euro Miese in den Kassen ist die internationale Gartenschau (igs) heute feierlich zu Ende gegangen. Sie war zwar finanziell ein Verlustgeschäft, aber für Wilhelmsburg ein eindeutiger Gewinn – so stellten es Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) und igs-Chef Heiner Baumgarten in ihren Abschiedsworten dar. Von ihrem Beginn am 26. April bis heute besuchten rund 1,2 Millionen Menschen die Gartenschau – doppelt so viele hätten es sein sollen. Mehr als 27.000 Mal öffneten sich die Schranken für Wilhelmsburger mit Nachbarschaftsticket. Ab morgen wird das Gartenschau-Gelände, das dann „Wilhelmsburger Inselpark“ heißt, auch ohne Ticket wieder zugänglich sein.

Die meisten Menschen auf der Insel reizte die Gartenschau vor der eigenen Haustür: Insgesamt wurden 30.000 Nachbarschaftstickets beantragt und vergeben, sagt igs-Sprecherin Kerstin Feddersen. Doch von drei möglichen kostenfreien Besuchen nutzten die Karteninhaber im Durchschnitt nur einen. Verhalten zeigten sich auch die Hamburgerinnen und Hamburger vom Nordufer der Elbe: Nach einer Umfrage der Deutschen Gartenbaugesellschaft etwa zur Halbzeit der Schau stammten nur rund 42 Prozent der Gäste aus Hamburg. „Das ist natürlich zu wenig für uns“, sagte Kerstin Feddersen – auch wenn die Zahl nur eine Momentaufnahme sei.

Blankau: „Die Schwelle ist noch zu hoch“

Jutta Blankau, Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, hob die igs als Teil einer großen Strategie zur Entwicklung der Elbinseln hervor. Der künftige Park werde nicht nur denen zugute kommen, die heute in Wilhelmsburg leben. Er solle auch Menschen, die neu in den Stadtteil ziehen, ein attraktives Angebot sein. „Im Ergebnis kann ganz Hamburg stolz sein auf die Entwicklungen und positiven Veränderungen in Wilhelmsburg“, stimmte ihr der Gartenschau-Chef Heiner Baumgarten zu. Auch wenn die igs ihr Ziel „aus wirtschaftlicher Sicht weit verfehlt“ habe, sei die Gartenschau für die Elbinsel und ganz Hamburg ein Gewinn. Ob Wilhelmsburg tatsächlich die Anziehungskraft entfaltet, die sich die Stadt von Großprojekten wie igs und IBA verspricht, ist jedoch noch fraglich. Die Senatorin für Stadtentwicklung jedenfalls zeigte sich enttäuscht, dass so viel weniger Gäste aus Hamburg als erwartet die igs auf der Insel besuchten. „Die Schwelle, die Wilhelmsburg in vielen anderen Teilen Hamburgs hat, ist noch zu hoch“, räumte Jutta Blankau ein.

Die igs habe durchaus versucht, das Interesse zu steigern, sagt Kerstin Feddersen – zum Beispiel mit zusätzlicher Werbung, besonders in der Nähe der Bahnhöfe. Auch der NDR, der fest in das Programm der Gartenschau eingebunden war und fortlaufend berichtete, habe viel für das Image der igs getan. „Wir haben in Umfragen herausgefunden, dass ganz viele Menschen über Fernsehbeiträge auf die Gartenschau aufmerksam geworden sind. Auch in den Hörfunksendungen hat uns der NDR intensiv begleitet“, sagte die Sprecherin. Dass es trotz der medialen Unterstützung nicht klappte, mehr Besucherinnen und Besucher anzuziehen, hat laut Kerstin Feddersen vor allem zwei Gründe: Der Kaltstart der igs und die Kritik an den Eintrittspreisen. Die ersten Pressebilder seien in einer Zeit entstanden, als noch kaum ein Blatt an den Bäumen zu sehen war, geschweige denn bunte Blütenpracht – das habe den Auftakt sehr erschwert. „Und zum Ende der Schlechtwetterphase setzte dann die Preisdiskussion ein“, fügte Kerstin Feddersen hinzu. Die Kritik, dass die Tickets tatsächlich zu teuer waren, weist die igs auch heute zurück. „Wir finden nach wie vor, dass das Angebot dem Preis angemessen war“, sagte Kerstin Feddersen.

37 Millionen Euro Miese – wie das bezahlt wird, ist noch unklar

Die Nachfrage blieb trotzdem deutlich unter den Erwartungen. Weniger als die Hälfte der angepeilten 2,5 Millionen besuchte die Gartenschau. Nun sitzt die Stadt Hamburg auf einem Minus von 37 Millionen Euro – „maximal“, wie die igs versichert. Dieses Minus soll offenbar durch Umschichtungen im Haushalt der Stadt ausgeglichen werden. Woher das Geld genau kommt, konnte oder wollte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt bisher noch nicht erläutern.

Wäre Hamburg besser damit gefahren, das Gelände ohne igs zum Park umzugestalten? Laut Kerstin Feddersen stellt sich die Frage gar nicht. „Ohne die igs hätte es diesen Park niemals gegeben in Wilhelmsburg“, sagt sie. Die Gartenschau sei für die Stadtentwicklung auf der Insel die Initialzündung gewesen. Auch eine IBA wäre ohne sie nicht zustande gekommen. Den Park nur für die Menschen in Wilhelmsburg herzurichten, ohne daraus ein Touristenevent zu machen – dazu wäre die Stadt nicht bereit gewesen, sagt die igs-Sprecherin.

von Annabel Trautwein

 

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Kommentare

4 Antworten zu „igs verabschiedet sich mit 37 Millionen Euro Miese“

  1. Avatar von Ty Webb
    Ty Webb

    Woher kommen die Zahlen? Sind die nun offiziell?

  2. Avatar von WilhelmsburgOnline.de

    Hallo Ty! Ja, das sind die offiziellen Zahlen, die die igs uns am Telefon genannt hat. Auch in der Pressemitteilung, die die Gartenschau am Sonntag veröffentlicht hat, sind die Zahlen so aufgeführt.

  3. Avatar von tingel
    tingel

    tscha… wat'n erfolg! – als ob es nicht schon vorher parks gegeben hätte auf der insel. – na, immerhin haben wir nun jede menge parkplätze und müssen uns um die nun nicht mehr vorhandenden biotope auch keinen kopp mehr machen. – danke igs. komm bloß nicht wieder!

  4. Avatar von Ronald
    Ronald

    Nicht nur ein finanzielles Fiasko hat die Internationale Gartenschau verursacht, sondern sie ist auch dafür verantwortlich, dass Kleingärten sowie Abholzungen in mehrfachtausender Größenordnungen für diese Veranstaltung zum Opfer fielen.

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