Falko Droßmann ist neuer Bezirksamtschef

Der Chefsessel im Bezirksamt ist wieder besetzt: Falko Droßmann von der SPD leitet künftig Politik und Verwaltung in Hamburg-Mitte. Mit den Stimmen von Sozialdemokraten und Grünen wurde er am Donnerstagabend ins Amt gewählt – Konkurrenten hatte er keine. Was sind seine Pläne für Wilhelmsburg? Erstmal umschauen, sagt der 42-Jährige Berufssoldat.

Das grüne Fahrrad zum Start ins neue Amt gab es gleich nach der Stimmenauszählung: Falko Droßmann soll durchstarten, das machten seine politischen Partner von der Grünen-Fraktion mit bewährter Symbolkraft deutlich. Den Rückenwind dazu hatten sie ihm schon vorher geliefert: 28 der insgesamt 51 Bezirksabgeordneten stimmten für Falko Droßmann, absolute Mehrheit. Geschlossen stellten sich SPD und Grüne hinter ihren Kandidaten, genauso geschlossen stellte sich die Opposition dagegen. Ihr Kritikpunkt: Die Stelle war nicht öffentlich ausgeschrieben, Falko Droßmann ging als einziger Kandidat ins Rennen. Auch wenn er sich dem Konkurrenzkampf gestellt hätte, wie er vorab sagte – rein rechnerisch war ihm der Wahlsieg schon vorher gewiss.

19 Sitze für die SPD, 10 für die Grünen, die restlichen 22 Sitze verteilt auf die Opposition aus CDU, Linken, Piraten und AfD – mit diesem Stimmverhältnis konnten die rot-grünen Partnerfraktionen ihrem Kandidaten Falko Droßmann ganz einfach den Weg ebnen. Der Antrag zum Verzicht auf die Ausschreibung war schnell beschlossen, rechtlich zulässig ist die Wahl im Schnellverfahren auch. „Es gehört zum guten Stil, dass man so eine wichtige Stelle öffentlich ausschreibt“, hatte der CDU-Fraktionschef Gunther Böttcher zwar Ende Januar noch gefordert, unter großem Beifall von Piraten und Linken. Doch SPD und Grüne hielten dagegen: Schon bei der Ausschreibung um den Posten vor vier Jahren habe sich gezeigt, dass kein Bewerber mit dem damaligen Sieger Andy Grote hätte mithalten können – zu wenig qualifizierte Bewerber, einige hätten nicht einmal gewusst, wo Hamburg-Mitte liege oder wie groß es sei. Außerdem bliebe das Bezirksamt bei einer Ausschreibung bis Ende Mai ohne Chef, das sei zu lange. Und es gibt noch einen Grund, wie Sonja Lattwesen von den Grünen im Gespräch mit WilhelmsburgOnline.de erläuterte: Man wünsche sich einen politischen Bezirksamtsleiter, nicht nur einen reinen Verwaltungschef. Und dafür sei Falko Droßmann eben der richtige Mann.

Knackige Thesen am Rednerpult

Politisch erfahren ist der 42-Jährige tatsächlich: Seit rund 15 Jahren mischt er in der Kommunalpolitik mit, lange Zeit war er im Jugendhilfeausschuss tätig, er kennt sich mit Verkehr und Umwelt aus, soziale Themen sind sein Schwerpunkt. In Interviews betont er, wie wichtig es sei, die vielen Interessen der Hamburger gut aufeinander abzustimmen: Ja, die Stadt soll Großevents bieten, aber nicht ohne Rücksicht auf die Menschen, die an den Schauplätzen des Spektakels in Ruhe leben wollen. Ja, Hamburg soll Flüchtlingen helfen, aber nicht, indem der Bezirk Mitte die meisten Unterkünfte baut. Die Debatten in der Bezirksversammlung genoss Falko Droßmann sichtlich: Oft trat er schon grinsend ans Rednerpult, brachte seine Ansichten in knackigen Thesen auf den Punkt, witzelte mal über die Opposition, mal mit ihr. Ließ er den Spaß beiseite, fiel das auf und verschaffte ihm Gehör für die Themen, die er besonders ernst nahm.

Das Rednerpult wird er nun seltener ansteuern: Auch als politischer Bezirksamtschef wird Falko Droßmann vor allem dafür sorgen müssen, dass die Verwaltung in Mitte reibungslos läuft. „Ich habe einen unheimlichen Respekt vor der Aufgabe“, sagte er nach seiner Wahl. Sein Vorgänger Andy Grote habe riesige Fußstapfen hinterlassen, in die er noch hineinwachsen müsse. Andererseits macht er klar, dass er mit dem Hineinwachsen Erfahrung habe: Falko Droßmann schildert sich selbst als Aufsteiger aus einfachen Verhältnissen, mit abgebrochener Polizistenkarriere, nachgeholtem Abitur und Brotjobs zur Finanzierung seines Bildungsweges. Dass er nun Verantwortung für etwa 1.500 Mitarbeiter übernimmt, sieht er offenbar gelassen. Schon als Berufssoldat bei der Bundeswehr habe er mehr als 1.000 Mitarbeiter geleitet, sagt Falko Droßmann.

Erstmal die Lage checken auf der Elbinsel

Das Neuland liegt für ihn vor allem südlich der Elbe – in Wilhelmsburg kennt sich Falko Droßmann noch nicht so gut aus wie zum Beispiel Billstedt, wo er lange wohnte, oder St. Georg und St. Pauli, wo er gerne seine Freizeit verbringt. Mit Plänen und Versprechen für die Insel hält sich der neue Bezirksamtschef noch zurück. „Ich werde jetzt sehr viel mit Wilhelmsburgern und Wilhelmsburgerinnen reden“, sagt er. Er kenne den „Perspektiven“-Prozess und die Idee vom Kulturkanal, er wisse auch, dass weiterhin günstiger Wohnraum gebraucht werde – aber erst einmal wolle er sich Überblick verschaffen. „Ich werde mir sehr genau anschauen, auch vor Ort, wo aus meiner Sicht die Baustellen sind“, kündigt Falko Droßmann an. Dann grinst er: „Ein Fahrrad habe ich ja jetzt.“

von Annabel Trautwein

 

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